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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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unserer Anthologie-Fabrikationsmethode zusammen. Ein paar Ausnahmen gern zugegeben, schnappt es in diesen Sammelwerken immer mit Uhland und Umgegend ab. Und das nicht etwa, weil nichts anderes da wäre, sondern bloß, weil mit einer bequemen Tradition nicht gebrochen werden soll.
    Ich darf dies aussprechen, weil ich – ein besonderes Glück – persönlich unter diesem Verfahren nicht zu leiden gehabt habe.

Drittes Kapitel
     
    Franz Kugler. Paul Heyse. Friedrich Eggers. Richard Lucae. Wollheim da Fonseca
     
    Franz Kugler, Paul Heyse, Friedrich Eggers, diese drei ruhten, auf den »Verein« hin angesehen, zur Zeit meines Eintrittes in den Tunnel noch in der »Zukunft Schoß«. Kugler wurde erst nach den Märztagen Mitglied, Eggers etwas früher. Heyse noch später als Kugler. Sie bildeten eine bestimmte Gruppe, die »Kugler-Gruppe«, die bis zu Heyses Abgang nach München – Herbst 1854 – eines großen Ansehens genoß, aber es trotzdem zu keinem rechten Wurzelschlagen im Tunnel-Herzen brachte, was übrigens auch kaum wundernehmen durfte. Sie hatten, vom Talent ganz abgesehen, viele Tugenden, aber gerade diese Tugenden erschwerten ein herzliches Einvernehmen; sie waren zu fein, zu professorlich, zu sehr auf sich selbst gestellt . Letzteres war wohl ausschlaggebend. Jede Gesellschaft verlangt vom einzelnen ein gewisses Aufgehen in den Ton, der eben herrscht, und wo dies Aufgehen ausbleibt, wo der berühmte – hier freilich nur drei Mitglieder zählende – »Staat im Staate« sich bildet, da kann von Einleben oder gar Intimität keine Rede sein. Ich komme darauf zurück.
    Franz Kugler
    Franz Kugler , geboren 1808, war in seinen Tunnel-Tagen erst ein angehender Vierziger. Warum wir ihn trotzdem den »alten Kugler« nannten, weiß ich nicht recht, denn stattlich, grad aufrecht, von blühender Gesichtsfarbe, war der Eindruck, den er machte, eher jugendlich. Vielleicht war sein Sokrateskopf schuld, daß wir ihn an Jahren ohne weiteres erhöhten. Er hatte sehr früh Karriere gemacht und war zu der Zeit, von der ich hier spreche, schon Vortragender Rat im Kultusministerium, wenn ich nicht irre als Nachfolger von Eichendorff. Immer artig, immer maßvoll, immer die Tragweite seiner Worte wägend, kam in seinem Wesen etwas spezifisch Geheimrätliches, etwas altfränkisches Goethisches zum Ausdruck, das dem Tunnel-Ton widersprach und um so mehr Bedenken wachrief, als, der Altadligen ganz zu geschweigen, auch die verschiedentlich vorhandenen Minister- und Oberpräsidentensöhne – die dann später berufen waren, selber in hohe Stellungen einzurücken – keine Spur davon an sich hatten. So kam es, daß Kugler immer Gegenstand eines ihm halb verdrießlich entgegengebrachten Respektes war, immer ein halber Fremdling. Er empfand dies auch und hätte, bei dem Freundschafts- und Liebesbedürfnis, das er hatte, gewiß viel darum gegeben, dies ändern zu können; aber das war ihm nicht möglich. So liebevoll und edlen Herzens er war, so steif und scheu war er, wenigstens da, wo’s zu repräsentieren galt. Daß er andernorts auch anders sein konnte, davon erzähl’ ich weiterhin.
    Er war, durch Jahre hin, teils um seiner selbst, aber wohl mehr noch um Heyses willen, dessen Aufblühen er mit fast väterlicher Liebe verfolgte, ein ziemlich regelmäßiger Besucher des Tunnels, der ihm manche Beisteuer verdankte, Beisteuern, über die die verschiedenen Jahrgänge der »Argo«, eines Jahrbuches, das von 1854 bis 1857 erschien, wohl am besten Auskunft geben dürften. Ob all das in dem Jahrbuch Erschienene – das, von mehreren kunst- und literaturgeschichtlichen Untersuchungen abgesehen, die für die Kuglersche Produktion ganz charakteristischen Überschriften: »Kleopatra«, »Cyrus (ein Fragment)«, »Friede«, »Das Opfer«, »Götterjugend« etc. trug –, ob all diese Sachen im damaligen Tunnel zur Vorlesung gekommen sind, vermag ich nicht mehr mit Sicherheit festzustellen. Aber wenn es geschehen, wie höchst wahrscheinlich, so läßt sich aus den bloßen Titeln schon schließen, daß an eine große Wirkung nicht zu denken war. Strachwitz mit der »Jagd des Moguls« oder Scherenberg mit seinem »Zechlied der Fremdenlegion« oder Lepel mit der dänisch-schleswigschen Gruselballade von »König Erich und Herzog Abel« konnten den Tunnel packen; aber mit »Götterjugend« oder »Cyrus, ein Fragment«, war kein Erfolg einzuheimsen. Aus so feinen Leuten der Tunnel bestand, so waren sie doch nicht fein genug, vom Stoff absehen und

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