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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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seines »Hutzelmännleins« und schrieb mir bei der Gelegenheit, das »Von den Katzen« habe er bald auswendig gewußt und schon manchen damit ergötzt. Neulich habe er jemand gefragt: »Von wem ist das?« und darauf, als verstünde es sich von selbst: »Nu, von Dir!« zur Antwort erhalten. Merkwürdigerweise erhielt ich diese Antwort um nur zwei Tage später als Ihren Artikel, worin Sie meine Muse aus Mörikes Pfarrhause kommen lassen. Gewiß haben Sie recht, wenn Sie mich – im übrigen sans comparaison mit diesen beiden großen Lyrikern – zwischen Mörike und Heine stellen, denn wenn ich auch mit Mörike die Freude am Stilleben und Humor, mit beiden annäherungsweise die Simplizität des Ausdrucks gemein habe, so rückt mich doch die große Reizbarkeit meiner Empfindung wieder näher an Heine.
    Dies war Storms letzter Brief aus Husum, kurz vor seiner Übersiedlung nach Preußen. Ehe er aufbrach, schrieb er noch eines seiner schönsten Gedichte » Abschied «:
    Kein Wort, auch nicht das kleinste, kann ich sagen,
    Wozu das Herz den vollen Schlag verwehrt;
    Die Stunde drängt, gerüstet steht der Wagen,
    Es ist die Fahrt der Heimat abgekehrt.
    Er führt das weiter aus, wendet sich dem und jenem zu und schließt dann:
    Wir scheiden jetzt, bis dieser Zeit Beschwerde
    Ein andrer Tag, ein besserer, gesühnt,
    Denn Raum ist auf der heimatlichen Erde
    Für Fremde nur und was dem Fremden dient.
    Und du, mein Kind, mein jüngstes, dessen Wiege
    Auch noch auf diesem teuren Boden stand,
    Hör mich, denn alles andere ist Lüge,
    Kein Mann gedeihet ohne Vaterland.
    Kannst du den Sinn, den diese Worte führen,
    Mit deiner Kinderseele nicht verstehn,
    So soll er wie ein Schauer dich berühren
    Und wie ein Pulsschlag in dein Leben gehn.
    Es steht das alles auf vollkommen dichterischer Höhe. Man hat sich daran gewöhnt, ihn immer nur als Erotiker anzusehen; aber seine vaterländischen Dichtungen stehen ganz ebenbürtig neben seiner Liebeslyrik, wenn nicht noch höher. Alles hat was zu Herzen Gehendes, überall das Gegenteil von Phrase, jede Zeile voll Kraft und Nerv.
    Storm, als er Husum schon verlassen, nahm – wie wenn er sich von seiner heimatlichen Erde nicht habe losreißen können – noch eine mehrmonatliche Rast in Altona, was veranlaßte, daß er erst im Spätherbst in Potsdam eintraf, wohin man ihn, statt nach Schwedisch-Pommern, installiert hatte. Hier in Potsdam fand er eine gute Wohnung und gute Beziehungen. Die Damen schwärmten ihn an, und die Männer, wie gewöhnlich, mußten mit. Er hätte zufrieden sein können, aber er war es nicht und zog es vor, obschon er ganz unpolitisch war, mehr oder weniger den politischen Ankläger zu machen. Mit seiner kleinen, feinen Stimme ließ er sich über das Inferiore preußischen Wesens ganz unbefangen aus und sah einen dabei halb gutmütig, halb listig an, immer, als ob er fragen wolle: »Hab’ ich nicht recht?« – Was wir Altpreußen uns auf diesem Gebiete gefallen lassen müssen und tatsächlich beständig gefallen lassen, spottet jeder Beschreibung. Storm war einer der Schlimmsten. Er blieb, aller auch von ihm anerkannten Guttaten ungeachtet, antipreußisch, und eine Stelle, die sich in Dr. Paul Schützes hübschem Buche »Theodor Storm, sein Leben und seine Dichtung« vorfindet, wird wohl ziemlich richtig aussprechen, woran Storm damals krankte. »Nicht leicht«, so heißt es da, »war es für eine Natur wie die seine, sich fremden Verhältnissen anzupassen. Er hatte den altgermanischen Zug, das Leben in der Heimat als Glück, das Leben in der Fremde als ›Elend‹ anzusehen. Heimisch hat er sich in dem ›großen Militärkasino‹ Potsdam nie gefühlt, und so gastlich man ihn auch aufnahm, die Potsdamer Jahre waren eine trübe Zeit für ihn. In den geschniegelten, überall eine künstlich ordnende Menschenhand verratenden Parks empfand er ein Verlangen nach dem Anblick eines › ehrlichen Kartoffelfeldes, das mit Menschenleben und -geschick in unmittelbarem Zusammenhange steht ‹.«
    Diese gesperrt [hier: kursiv ] und mit Anführungszeichen gedruckten Worte sind sehr wahrscheinlich ein Zitat aus einem Stormschen Briefe. Sie haben für einen Märker etwas wehmütig Komisches. Denn wenn es überhaupt eine Sehnsucht gibt, die hierlandes leicht befriedigt werden kann, so ist es die Sehnsucht nach einem ehrlichen Kartoffelfelde . Storm war aber nicht zufriedenzustellen, was nicht an den »geschniegelten Parks« – es gibt für jeden vernünftigen Menschen kaum etwas

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