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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Gedächtnis, Mylord«, fiel Herr Skimpin mit einem abermaligen Blick auf die Geschworenen ein; »ich denke aber, wir sollten Mittel finden, es aufzufrischen, bevor wir mit ihm fertig sind.«
    »Nehmen Sie sich in acht, Sir«, rief der kleine Richter mit einem unheimlichen Blick nach dem Zeugen hin.
    Der arme Herr Winkle verneigte sich und gab sich alle Mühe, unbefangen zu scheinen, gewann aber in seiner Verlegenheit weit eher das Aussehen eines aufs Eis geführten Taschendiebs.
    »Jetzt, Herr Winkle«, sagte Herr Skimpin, »geben Sie gefälligst auf meine Fragen acht, Sir, und folgen Sie um Ihrer selbst willen meinem Rat, der Ermahnungen Seiner Lordschaft eingedenk zu sein. So viel ich weiß, sind Sie ein vertrauter Freund Herrn Pickwicks, des Angeklagten, nicht wahr?«
    »Wenn ich mich in diesem Augenblick recht erinnere, so kenne ich Herrn Pickwick beinahe –«
    »Ich muß bitten, Herr Winkle, daß Sie keine ausweichende Antworten geben. Sind Sie wirklich ein vertrauter Freund des Angeklagten, oder sind Sie es nicht?«
    »Ich wollte soeben sagen, daß –«
    »Wollen Sie meine Frage beantworten, Sir, oder nicht?«
    »Wenn Sie nicht antworten, so laß ich Sie einsperren, Sir«, fiel der kleine Richter ein, indem er über sein Notizbuch herüberblickte.
    »Nur vorwärts, Sir«, sagte Herr Skimpin. »Ja oder Nein.«
    »Ja, ich bin’s«, antwortete Herr Winkle.
    »Sie sind es freilich. Warum haben Sie es nicht sogleich gesagt, Sir? Vielleicht kennen Sie auch die Klägerin – wie, Herr Winkle?«
    »Nein, ich kenne sie nicht; aber gesehen habe ich sie schon.«
    »So, Sie kennen sie nicht, haben sie aber gesehen? Nun, so haben Sie die Güte, den Herren Geschworenen zu sagen, was Sie damit meinen, Herr Winkle.«
    »Ich meine damit, daß ich nicht genauer mit ihr bekannt bin, sie aber gesehen habe, wenn ich Herrn Pickwick in der Goswellstraße besuchte.«
    »Wie oft haben Sie sie gesehen, Sir?«
    »Wie oft?«
    »Ja, Herr Winkle, wie oft? Ich will Ihnen die Frage ein Dutzendmal wiederholen, Sir, wenn Sie es verlangen, Sir.«
    Dabei stemmte der gelehrte Herr mit einem entschiedenen Stirnrunzeln die Hände in die Seite und lächelte den Geschworenen verschmitzt zu.
    Diese Frage führte das erbauliche Stirnrunzeln herbei, das bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich ist. Zuvörderst sagte Herr Winkle, es sei ihm rein unmöglich, anzugeben, wie oft er Frau Bardell gesehen habe. Dann fragte man ihn, ob er sie vielleicht zwanzigmal gesehen, und er erwiderte: »gewiß – auch noch öfter.« Hierauf wollte man wissen – ob er sie hundertmal gesehen – ob er nicht schwören könne, daß er sie mehr als fünfzigmal gesehen – ob er nicht angeben könne, daß er sie mehr als fünfundsiebzigmal gesehen – und so fort; wodurch man endlich zu dem befriedigenden Schlüsse gelangte, ihn nochmals zu ermahnen, er solle sich wohl in acht nehmen und bedenken, was er sage. Nachdem nun der Zeuge auf diese Art so verwirrt worden war, daß er kaum mehr wußte, wo ihm der Kopf stand, wurde das Verhör folgendermaßen fortgesetzt.
    »Erinnern Sie sich, Herr Winkle, an einem gewissen Morgen im vergangenen Juli den beklagten Pickwick in seiner Wohnung bei der Klägerin in der Goswellstraße besucht zu haben?«
    »Ja, ich erinnere mich.«
    »Hatten Sie damals einen Freund, Namens Tupman, und einen andern, Namens Snodgraß bei sich.«
    »Ja.«
    »Sind sie hier?«
    »Ja«, erwiderte Herr Winkle, sehr angelegentlich nach dem Platz blickend, wo seine Freunde saßen.
    »Sehen Sie gefälligst mich an, Herr Winkle, und nicht Ihre Freunde«, sagte Herr Skimpin mit einem neuen ausdrucksvollen Lächeln auf die Jury. »Die Herren müssen ihre Aussagen ohne vorherige Beratung mit Ihnen ablegen, falls solche etwa nicht schon stattgefunden hat (abermals ein Blick auf die Jury). Nun, Sir, sagen Sie jetzt den Herren Geschworenen, was Sie am selbigen Morgen beim Eintritt ins Zimmer des Beklagten gesehen haben? Nur heraus damit, Sir, wir müssen es früher oder später doch erfahren.«
    »Der Beklagte, Herr Pickwick, hielt die Klägerin in seinen Armen und hatte mit seinen Händen ihren Leib umschlungen«, erwiderte Herr Winkle mit natürlichem Zögern, »und die Klägerin schien in Ohnmacht gefallen zu sein.«
    »Hörten Sie Beklagten etwas sprechen?«
    »Ja, ich hörte, daß er Madame Bardell ›liebe Frau‹ nannte und sie bat, sich zu beruhigen; dann, was man glauben müßte, wenn jemand käme, und ähnliche Redensarten.«
    »Jetzt, Herr Winkle, habe ich nur

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