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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Arten von Menschenkindern nichts herauszulocken, was den mindesten Bezug auf seine schlau betriebenen Nachforschungen gehabt hätte. Es waren in sehr vielen Häusern sehr viele junge Damen, denen die männlichen und weiblichen Dienstboten scharfsichtig genug abgemerkt hatten, daß sie in irgend jemand sterblich verliebt oder jedenfalls im Begriff seien, bei der nächsten besten Gelegenheit, es zu werden. Da aber unter diesen jungen Damen kein Fräulein Arabella Allen war, so blieb Sam auf derselben Stufe der Weisheit stehen, von der er ausgegangen.
    Herr Weller arbeitete sich gegen einen starken Hochwind die Dünen hindurch, voll Verwunderung, warum es in diesem Teil des Landes nötig sei, mit beiden Händen den Hut festzuhalten, und kam endlich in eine schattige Gegend, wo ihm mehrere kleine Landhäuser von ruhigem, abgeschlossenem Aussehen in die Augen sprangen. Am Ende einer langen Hintergasse ohne Ausgang faulenzte ein Reitknecht in halber Livree, der sich offenbar einredete, er stehe im Begriff, mit einem Spaten und einem Schiebkarren etwas zu arbeiten. Man erlaube uns hier die Bemerkung, daß wir nicht leicht in der Nähe eines Stalles einen Reitknecht in seinen müßigen Augenblicken gesehen haben, der nicht in größerem oder geringerem Maße das Opfer dieser seltsamen Selbsttäuschung gewesen wäre.
    Sam dachte, er könne mit diesem Reitknecht so gut sprechen wie mit irgendeinem anderen Menschen, zumal da er etwas müde vom Gehen war und gegenüber dem Schiebkarren einen recht angenehmen breiten Stein erblickte. Er schlenderte also das Gäßchen hinab, setzte sich auf den Stein und leitete mit seiner merkwürdigen, ungezwungenen Offenheit ein Gespräch ein.
    »Guten Morgen, alter Freund«, begann Sam.
    »Guten Nachmittag, wollen Sie sagen«, erwiderte der Knecht mit einem grämlichen Blick.
    »Sie haben recht, alter Freund«, sagte Sam, »ich wollte Nachmittag sagen. Wie geht es Ihnen?«
    »Nicht viel besser darum, weil ich Sie sehe«, entgegnete der übelgelaunte Reitknecht.
    »Das ist höchst sonderbar«, sagte Sam: »denn Sie sehen so ungemein lustig aus und scheinen überhaupt ein so munteres Kerlchen zu sein, daß es eine wahre Herzenslust ist. Sie anzuschauen.«
    Der verdrießliche Bursche machte ein noch verdrießlicheres Gesicht, jedoch nicht grämlich genug, um irgendeine Wirkung auf Sam hervorzubringen, der sogleich sehr angelegentlich zu fragen begann, ob sein Herr nicht Walker heiße?
    »Nein«, antwortete der Bursche.
    »Oder Brown?«
    »Nein.«
    »Oder Wilson?«
    »Nein, ebensowenig.«
    »Gut«, erwiderte Sam, »dann habe ich mich geirrt, und er hat die Ehre meiner Bekanntschaft nicht, wie ich gedacht hatte. Warten Sie nur nicht aus Höflichkeit gegen mich hier außen«, setzte er hinzu, als der Knecht den Karren hineinschob und sich anschickte, das Tor zu verschließen. Es geht nichts über die Bequemlichkeit, alter Knabe: ich entschuldige Sie gern.«
    »Und ich möchte Ihnen gern für eine halbe Krone den Schädel einschlagen«, erwiderte der griesgrämige Stallknecht, indem er den einen Torflügel zuschloß.
    »Könnte es nicht so billig geschehen lassen«, entgegnete Sam. »Es würde Ihnen wenigstens eine lebenslängliche Verköstigung eintragen und wäre daher allzu wohlfeil. Melden Sie im Hause meine Empfehlung. Sagen Sie, man brauche mit dem Essen nicht auf mich zu warten und mir auch nichts aufzuheben: denn es würde doch kalt werden, bis ich komme.«
    Der Knecht machte ein wütendes Gesicht und murmelte den Wunsch, jemanden den Kopf zusammenzuschlagen, verschwand jedoch, ohne jenen in Ausführung zu bringen und schlug ärgerlich die Tür hinter sich zu, indem er der zärtlichen Bitte Sams, ihm wenigstens eine Locke von seinen Haaren zu lassen, nicht die geringste Beachtung schenkte.
    Sam blieb auf dem großen Stein sitzen. Er besann sich, was wohl jetzt das beste wäre und wälzte eben in seinem Geiste den Plan herum, fünf Meilen im Umkreise von Bristol an alle Türen anzuklopfen, indem er täglich etwa einhundertfünfzig oder zweihundert schaffen könnte, um dadurch Fräulein Arabella ausfindig zu machen, als ihm der Zufall unerwartet etwas in den Weg warf, was er bei jahrelangem Sitzen auf dem Stein nicht gefunden hätte.
    In die Gasse, wo er saß, öffneten sich drei oder vier Gartentore, die zu ebenso vielen, nur durch die Gärten voneinander getrennten Häusern führten. Da diese Gärten groß, lang und dicht mit Bäumen bepflanzt waren, so standen die Häuser nicht bloß

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