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Die Bankerin

Die Bankerin

Titel: Die Bankerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Prolog
     
    Die Luft im Zimmer war stickig und schwül. Der Mann war mit Handschellen ans Bett gefesselt, er hatte es so gewollt, in der Absicht, eine außergewöhnliche Liebesnacht zu verbringen.
    »Na, gefällt es dir?« fragte sie lächelnd, während sie ihr Kleid auszog, unter dem sie einen schwarzen BH und einen schwarzen Slip trug.
    »Ja, verdammt noch mal, ja, es gefällt mir! Mach mit mir, was du willst, du wirst es auch nicht bereuen.«
    Sie ging näher an das Bett heran, beugte sich hinunter, ihr Gesicht war direkt vor seinem, aus seinem Mund drang der penetrante Geruch von Whisky. Er hatte Schweißperlen auf der Stirn, als sie sagte: »Nein, ich werde es ganz sicher nicht bereuen. Ganz sicher nicht. Du wirst es bereuen, mich in dein Haus gelassen zu haben.«
    Sein Blick veränderte sich, aus anfänglicher Lust wurde mit einemmal Angst. Er rüttelte an den Bettpfosten, doch seine Hände hatten kaum Spielraum. Die Frau öffnete ihren Koffer, holte einen Sack heraus, warf einen kalten, abschätzenden Blick auf den Mann. Sie trat wieder an das Bett, im Sack war Bewegung. Die Frau hatte lange Stiefel und bis über die Ellbogen reichende Lederhandschuhe an. Alle Fenster waren geschlossen, nur der riesige Ventilator bewegte sich mit leisen Umdrehungen. Das Haus stand einsam am Ende der Straße, direkt dahinter breitete sich ein schier undurchdringlicher Dschungel aus.
    »Wie klein dein Schwänzchen doch geworden ist …«
    »Was willst du? Wer bist du?«
    »Wer ich bin?« sagte sie verklärt, den Sack noch immer in Händen haltend. »Nenn mich Bastard, einfach nur Bastard … du weißt doch, was ein Bastard ist, oder?«
    »Ja, ja, ja … aber was um alles in der Welt willst du von mir? Ist das ein neues Spiel?«
    »Es ist vielleicht ein Spiel. Aber im Grunde möchte ich, daß du eine Schuld begleichst … Nur eine Schuld. Ich sehe an deinem Blick, daß du mich nicht kennst, und ich sehe deine Angst, deine verfluchte, gottverdammte Angst. Ich kenne dich, und irgendwie kennst du mich auch. Irgendwie. Und irgendwie sind wir eins, irgendwie aber auch nicht …«
    »Was soll der Scheiß, was faselst du da? Schuld, Schuld, Schuld! Von was für einer verdammten Schuld redest du?« Sie reagierte nicht darauf, sagte: »Nackt siehst du übrigens überhaupt nicht mehr gut aus. Du bist zu fett, und ich kann fette Männer nicht ausstehen. Ich ekle mich vor ihnen … Ein fetter Bauch und ein winzig kleines Schwänzchen. Und trotzdem hast du damit schon ganz schön viel Unheil angerichtet …«
    Der Schweiß rann in Bächen über sein Gesicht und seinen nackten Körper. »Was meinst du damit?« schrie er hysterisch. »Und was hast du da in diesem Sack?«
    Sie lachte auf, doch ihr kalter Blick strafte das Lachen Lügen. »In dem Sack befinden sich die Schuldeneintreiber. Damit wird ein für allemal deine Schuld getilgt sein. Ist das nicht herrlich, endlich schuldenfrei zu sein, diesen Ballast loszuwerden? Schulden sind doch etwas Erdrückendes, oder?«
    Sie öffnete vorsichtig die Schlaufe, die den Sack zusammenhielt. Warf dem Mann einen undefinierbaren Blick zu, ging ans Bett, sah seine vor Angst weit geöffneten Augen, seine Unfähigkeit, auch nur einen Laut herauszubringen.
    »Möchtest du noch etwas sagen? Vorher, meine ich?«
    »Ich habe nichts Unrechtes getan«, krächzte er. »Nie inmeinem Leben habe ich etwas Unrechtes getan. Glauben Sie mir, ich bin unschuldig, was immer Sie glauben mögen.«
    »Möchtest du vielleicht noch etwas zu trinken, deine Stimme hört sich nicht gut an. Ein Whisky? Du kannst von mir aus die halbe Flasche trinken, dann spürst du vielleicht den Schmerz nicht so sehr …«
    »Bitte!!!!!«
    »Trink den Whisky, ich will nicht zu grausam sein. Hier, ich halt sie dir an den Mund, nimm ein paar Schlucke.«
    Er trank hastig, mit einemmal riß sie die Flasche weg und stellte sie auf den Tisch. Sie riß den Sack mit dem sich immer heftiger bewegenden Inhalt auf, trat direkt vor den Mann, der nur noch keuchte, drehte den Sack um und ließ den Inhalt auf den Körper des Mannes fallen. Er schrie, als die Giftzähne sich in seinen zuckenden Körper bohrten, während sie sich das Kleid anzog, die Tasche umhängte, einen letzten verächtlichen Blick auf den Mann warf und das Haus verließ. Ein paar Minuten noch, und es würde diesen Mann nicht mehr geben. Sie lächelte.

22. April, Samstag
    Es waren furchtbare Tage. Nach zwei Wochen brütender Hitze, die in diesem Jahr ungewöhnlicherweise bereits Mitte April

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