Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)
den Sie so häufig erwähnten?«
»Unfehlbar«, erwiderte Herr Pickwick, »wenn Sie es wünschen: es würde sodann den Klubakten einverleibt werden.«
»Sie sollen es haben«, fuhr der Trübsinnige fort, und fragte nach Herrn Pickwicks Adresse.
Nachdem ihm Herr Pickwick seine und seiner Freunde wahrscheinlichen Reiseweg bezeichnet hatte, notierte sie der Trübsinnige sorgfältig in einer schmutzigen Brieftasche, lehnte Herrn Pickwicks dringende Einladung zum Frühstück ab, begleitete ihn bis nach seinem Gasthaus, und ging darauf langsam vondannen.
Herr Pickwick wurde von seinen drei Reisegefährten beim Frühstück erwartet, das bereits in lockendem Arrangement aufgetragen war. Sie nahmen Platz, und gekochter Schinken, Eier, Tee und Kaffee begannen mit einer Schnelligkeit zu verschwinden, die von der Trefflichkeit der Tafel, wie von dem gutem Appetit der Reisenden zeugte.
»Aber jetzt müssen wir an Manor Farm denken«, sagte Herr Pickwick. »Wie wollen wir die Reise dahin machen?«
»Es wäre vielleicht das Beste, wenn wir den Kellner darüber fragten«, versetzte Herr Tupman, und infolge dieses Vorschlags wurde der Kellner gerufen.
»Dingley Dell – fünfzehn Meilen, meine Herren – Feldwege – Postpferde, meine Herren?«
»In einer Postkutsche würden nur zwei von uns Platz haben«, bemerkte Herr Pickwick.
»Das ist wahr, Sir – bitte um Entschuldigung, Sir – sehr hübscher vierräderiger Wagen, Sir – ein Sitz für zwei Herren – einer für den, der fährt – o, ich bitte um Vergebung, Sir – hat nur für drei Platz.«
»Was ist da zu tun?« fragte Herr Snodgraß.
»Vielleicht beliebt es einem von den Herren, zu reiten?« versetzte der Kellner, nach Herrn Winkle blickend. »Sehr gute Reitpferde, Sir. – Wenn einer von Herrn Wardles Leuten nach Rochester kommt, kann er es zurückbringen, Sir.«
»Das läßt sich hören«, sagte Herr Pickwick. »Winkle, wollen Sie reiten?«
In den verborgensten Tiefen von Herrn Winkles Herzen stiegen schlimme Ahnungen bei dem Gedanken an eine Probe auf, die er von seiner Reitkunst ablegen sollte: weil er aber seine Leistungsfähigkeit um keinen Preis beargwöhnt wissen wollte, so erwiderte er sogleich mit der größten Zuversicht:
»Mit Vergnügen. Ich gebe dieser Art zu reisen vor jeder andern den Vorzug.«
Herr Winkle hatte das Schicksal herausgefordert: jetzt konnte er nicht anders.
»Um elf Uhr muß der Wagen und das Reitpferd bereitstehen«, sagte Herr Pickwick.
»Sehr wohl, Sir«, versetzte der Kellner und entfernte sich.
Nach dem Frühstück verfügten sich die Reisenden auf ihre Zimmer, um die Kleider zu wechseln und ihre Sachen einzupacken. Herr Pickwick hatte seine Vorbereitungen beendigt, und betrachtete eben vom Fenster des Gastzimmers aus die Vorübergehenden auf der Straße, als der Kellner eintrat und ankündigte, daß der Wagen bereit sei – eine Meldung, die durch das Erscheinen des Kabriolets vor dem Hotel sogleich bestätigt wurde.
Es war ein seltsamer, kleiner grüner Wagenkasten auf vier Rädern mit einem niedrigen schmalen Sitz für zwei Personen und einem hohen Bock für eine dritte, von einem mächtigen Braunen gezogen, der in seinem Knochenbau eine kräftige Symmetrie entwickelte. Daneben stand ein Stallknecht, ein anderes ungeheuer großes Pferd am Zügel haltend, anscheinend ein naher Blutsverwandter des Tieres vor dem Wagen, und das war für Herrn Winkle gesattelt.
»Allmächtiger Himmel,« rief Herr Pickwick aus, als er mit seinen Freunden vor die Tür trat. »Allmächtiger Himmel, wer soll denn das dirigieren? Das hätte ich mir nicht vorgestellt!«
»Das müssen natürlich Sie tun«, sagte Herr Tupman.
»Natürlich«, pflichtete Herr Snodgraß bei.
»Ich?« entgegnete Herr Pickwick.
»Seien Sie nur außer aller Sorge, Sir«, fiel der Stallknecht ein. »Ich versichere Sie, der Braune ist geduldig wie ein Lamm: ein Kind kann ihn lenken.«
»Er ist also nicht scheu?« fragte Herr Pickwick.
»Scheu, Sir? – Er würde nicht scheuen, und wenn er an einem ganzen Wagen voll Affen mit verbrannten Schwänzen vorbei müßte.«
Solche Empfehlung war unwiderleglich. Herr Tupman und Herr Snodgraß stiegen ein, und Herr Pickwick setzte sich auf den Bock.
»Nun, heller William,« sagte der Stallknecht zu seinem Gehilfen, »gib dem Herrn die Zügel.«
Der helle William, wahrscheinlich wegen seines glatten Haares und seines pauspackigen Gesichts so genannt, legte die Zügel in Herrn Pickwicks linke Hand, und der Stallknecht
Weitere Kostenlose Bücher