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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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ward.
    Der folgende Tag war schön und heiter, und nirgends sah die herbstlich gefärbte Landschaft schöner aus, als von des Doktors freundlichem Obstgarten her. Der Schnee vieler Winternächte war hier zerronnen, die welken Blätter manches Sommers hatten hier geraschelt, seitdem sie geflüchtet war. Die Jelängerjelieber-Laube war wieder grün, die Bäume warfen schöne wechselnde Schatten auf den Rasen; die Landschaft war so heiter ruhig, wie sie nur sein konnte. Wo aber war sie?
    Nicht hier. Nicht dort. Sie wäre jetzt ein seltsamer Anblick in dem alten Haus gewesen, seltsamer selbst, als anfangs das Haus ohne sie. Aber an ihrem gewohnten Platz saß eine Dame, aus deren Herzen sie nie entschwunden war; in deren treuer Erinnerung sie fortlebte, unverändert, im vollen Glanz ihrer Jugend und Schönheit; in deren Liebe und es war nur die Liebe einer Mutter: eine geliebte kleine Tochter spielte neben ihr sie keine Nebenbuhlerin, keine Nachfolgerin hatte und auf deren zarten Lippen ihr Name jetzt hauchte.
    Der Geist der entschwundenen Jungfrau schaute aus diesen Augen; aus diesen Augen Graces, ihrer Schwester, wie sie mit dem Gatten an ihrem Hochzeitstag und Marions Geburtstag im Obstgarten saß.
    Er hatte es zu keinem berühmten Namen gebracht, hatte auch keine Reichtümer gesammelt, hatte aber die Umwelt und die Freunde seiner Jugend nicht vergessen; er hatte keine von des Doktors Voraussagungen erfüllt. Aber bei seinen stillen und wohltuenden Besuchen in niedern Hütten; bei seinen Nachtwachen am Krankenlager und bei seiner täglichen Erkenntnis des vielen Schönen und Guten, das auf den Seitenwegen des Lebens blüht und nicht niedergetreten wird von dem schweren Fuß der Armut, sondern kräftig emporsprießt in ihren Spuren, hatte er von Jahr zu Jahr die Wahrheit seines alten Glaubens besser gelernt und bewiesen. Seine Lebenshaltung, so ruhig und bescheiden sie auch war, hatte ihm bewiesen, wie oft sich noch immer Engel der Menschen annehmen, wie in alter Urzeit; und wie oft die unscheinbaren Gestalten selbst manche, die dem Äußern nach gewöhnlich und häßlich erscheinen und in Lumpen gekleidet sind am Schmerzenslager des Kranken in einem neuen Licht erscheinen und sich zu hilfsbereiten Engeln wandeln mit einer Strahlenkrone um das Haupt.
    Er hatte vielleicht seinen Menschenberuf besser erfüllt auf diesem alten Schlachtfeld, als wenn er ohne Rast auf ruhmvolleren Bahnen gekämpft hätte; und er war glücklich mit seiner Gattin Grace.
    Und Marion? Hatte er sie vergessen?
    »Die Zeit ist seither schnell vergangen, liebe Grace«, sagte er sie sprachen von jener Nacht »und doch scheint es schon lange gewesen zu sein. Wir zählen nach den Wandlungen und Erlebnissen in uns, nicht nach Jahren.«
    »Aber auch Jahre sind verstrichen, seitdem Marion uns verlassen«, entgegnete Grace. »Sechsmal, lieber Mann, den heurigen Tag mit inbegriffen, haben wir an ihrem Geburtstag hier gesessen und von ihrer so heiß ersehnten und so lange aufgeschobenen Rückkehr gesprochen. Wann wird dies endlich der Fall sein!«
    Ihr Gatte sah sie aufmerksam an, wie sich die Tränen unter ihren Wimpern sammelten, und sagte dann, sie näher zu sich ziehend: »Aber Marion erklärte dir doch in ihrem Abschiedsbrief, den sie auf dem Tisch zurückließ und den du so oft liest, daß Jahre darüber hingehen müßten, ehe dies eintreffen könnte. Ist das nicht wahr?«
    Sie zog den Brief aus der Brust, küßte ihn und sagte: »Ja«.
    »Daß sie während dieser Zeit, so glücklich sie auch sein möge, auf die Zeit harren werde, wo sie heimkehren und alles aufklären könne; und daß sie dich bitte, im gleichen Sinn zu hoffen und zu vertrauen. Das steht im Brief, nicht wahr. Liebste!«
    »Ja, Alfred!«
    »Und in jedem Brief, den sie seither geschrieben?«
    »Außer in dem letzten vor einigen Monaten in dem sie von dir schrieb und von dem, was du damals erfahren und was ich heute abend hören sollte.«
    Er blickte nach der Sonne, die sich dem Abend zugeneigt hatte, und sagte, die angesetzte Zeit sei Sonnenuntergang! –
    »Alfred!« sagte Grace und legte innig die Hand auf seine Schulter; »es steht etwas in dem Brief, was ich dir nie mitgeteilt habe. Aber heute abend, geliebter Gatte, da dieser Sonnenuntergang naht, und unser Leben mit dem scheidenden Tage feierlicher und stiller zu werden scheint, kann ich es nicht verbergen.«
    »Was ist es, Geliebte?«
    »Als Marion von uns ging, schrieb sie in diesem Brief, daß, wie du sie mir einst anvertraut,

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