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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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stockender, dann in immer geschwinderer Rede, bis er es endlich heraus hatte, daß von Mr. Hughes’ Ja oder Nein sein und Mariechens Lebensglück abhinge…
    Mr. Hughes antwortete, er habe sich die Sache nach allen Seiten hin reiflich überlegt, meine nur, daß wir beide noch ein bißchen jung zu solchem Entschlüsse seien, gab aber zuletzt seine Einwilligung und rückte Joe dadurch in den siebenten Himmel hinauf. Aber er schien noch ein weiteres tun zu wollen, denn er öffnete jetzt die Tür des anstoßenden Zimmers und rief hinein:
    »Mariechen, hier ist Joe … vielleicht willst du ihm guten Morgen sagen?«
    Mariechen, die natürlich ganz zufällig in dem Zimmer war, widersprach nicht als gehorsames Töchterlein, sondern sagte dem Freunde einen herzlichen Guten Morgen, und verdient hatte solchen auch Joseph für seine wahrhafte und treue Liebe!
    In der schwärmerischen Verzücktheit beider Gemüter bemerkte weder Joe noch Mariechen, daß die Tür offen stand, und daß eine dritte Person Zeugin der holden Szene sein konnte…
    Diesen Tag strich Grimaldi natürlich rot in seinem Kalender an. Ein Glück für ihn war es, daß er an diesem Abend im Drury-Lane-Theater erst im letzten Aufzuge auftrat und nur ein paar Worte zu reden hatte.
    Als er dorthin kam, war Mr. Hughes schon anwesend und damit beschäftigt, die im letzten Aufzuge wirkenden Verwandlungsapparate zu besichtigen. Er hatte nämlich die Absicht, den Blaubart auch auf dem Exeter-Theater zu spielen, und gab Grimaldi zu verstehen, daß seiner Meinung nach der Apparat viel zu kompliziert sei.Grimaldi gab ihm hierin recht und setzte hinzu, daß der Apparat obendrein noch nicht einmal gut wirke. Grimaldi stand darüber insofern ein Urteil zu, als er sich in seinen Mußestunden viel mit der Erfindung von Modellen zu Verwandlungs- und Pantomimen-Coups befaßte. Das tat er bis zu seinem Tode und in seinem Nachlasse fanden sich auch recht viel solcher Modelle, darunter manches ganz ausgezeichnete. Im Dezember 1836 verkaufte er verschiedene davon aus Drury-Lane-Theater, die zum ersten Male in der Pantomime »Harlekin und Hexe Gurton« Verwendung fanden. Fast alle Maschinerien, die er sah, modellierte er und brachte nicht selten Verbesserungen an, was zufällig auch gerade bei der Maschinerie in dieser letzten Blaubart-Szene der Fall war.
    Das kam ihm nun zu statten. Ihm lag natürlich viel daran, Mr. Hughes zu Diensten zu sein. Er kramte alles aus, was er von Modellen in Bereitschaft hatte. Mr. Hughes war darüber sehr erfreut, er bat ihn auf den kommenden Morgen zum Frühstück, forderte ihn auf, seine Modelle zu dem Verwandlungsapparat im Blaubart mitzubringen, was Grimaldi begreiflicherweise mit größtem Vergnügen tat. Hierbei sollte sich nun ein recht spaßhafter Auftritt abspielen.
    Beim Sadlers-Wells-Theater waren damals ein paar Leutchen angestellt, die Grimaldi nicht sonderlich gewogen waren und aus Künstlerneid ihm mancherlei Tort antaten. Einer von ihnen hatte von einem Dienstmädchen, mit dem er zufällig bekannt geworden, gehört, es habe gesehen, wie Grimaldi Miß Hughes geküßt habe. Daraufhin ersuchte er Mr. Hughes um ein paar Minuten Gehör, als dieser vom Drury-Lane-Theater nach Hause kam und machte ihm von diesem Gerücht, natürlich nebst allerlei Ausschmückung undErweiterung, ausführliche Mitteilung, streute allerhand Glossen ein über Grimaldis Undank, daß es nicht gerade nett von demselben sei, sich hinter dem Rücken der Eltern die Zuneigung der Tochter zu erschleichen, und ließ es schließlich an allerhand weisen und rührenden Kommentaren, wie sie bei solchen Anlässen Brauch zu sein pflegen, nicht fehlen…
    Mr. Hughes hörte sich dies alles mit Seelenruhe an, worüber sich der Zuträger nicht wenig wunderte, bis ihm zuletzt der Einfall kam, daß sich hinter dieser gemütlichen Auffassung nur Grimm verhalte.
    Mr. Hughes ließ ihn aber ruhig ausreden und fragte ihn dann, ob er ihm die Ehre geben wolle, ihn am andern Morgen in der neunten Stunde noch einmal zu besuchen?
    »Ganz zu Befehl, werter Herr,« antwortete der Zuträger.
    »Dawider werden Sie wohl nichts haben, daß ich Ihnen für Ihre Liebenswürdigkeit schon jetzt meinen Dank ausspreche? Es ist mir natürlich sehr lieb, von Dingen unterrichtet zu werden, die zu meinem häuslichen Glücke in so enger Beziehung stehen. Ein Gläschen Madera gefällig, Herr?«
    »Sehr verbunden!«
    Der »gute Freund« entfernte sich, nachdem er das Glas geleert hatte, und gratulierte sich, beim

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