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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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alten Bekannten ein, die Flasche zusammen mit ihnen auszustechen. Er nahm die Einladung mit Vergnügen an und führte sie in die sogenannte gute Stube. Dort erzählten sie ihm zu seinem nicht geringen Gaudium den Ausflug nach Kent und was ihnen dabei zugestoßen war. Als sie fertig waren, sagte er:
    »Hätten Sie es mir doch nur gesagt, daß Sie einmal auf die Jagd gehen möchten. Ich hätte Ihnen leicht dazu verhelfen können. Ich bin doch aus Hayes, meine ganze Sippe wohnt dort drunten in Kent, undich bin mit allen Waldhütern der Grafschaft auf gutem Fuße. Wenn sie zur Stadt kommen, kehren sie immer bei mir ein und hätten sich gewiß ein Vergnügen daraus gemacht, ein paar so guten Freunden von mir einmal einen Gefallen zu tun.«
    »Ach!« meinte Bologna, »dann hätten wir, statt Tauben, auch Rebhühner vor die Flinte bekommen!«
    Spencer lachte wieder. Da trat ein junger Mensch in die Stube, den weder Bologna noch Grimaldi kannte. Spencer gab ihm aber die Hand und bat ihn, sich mit an den Tisch zu setzen.
    »Ei, was bringt Sie denn schon wieder in die Stadt?« fragte er den jungen Menschen.
    »Ach! wieder eine recht dumme Geschichte!« rief der Mann; »es sind ein paar Londoner Tunichtgute bei uns draußen gewesen und haben meinem Herrn an fünfzig bis sechzig Tauben abgeschossen. Ich bin nun hergeschickt worden, sie ausfindig zu machen und arretieren zu lassen, habe deshalb auch schon einen Konstabel mitgebracht, der unten in der Gaststube sitzt und sich ein Glas Ale gut schmecken läßt.«
    Bologna wurde käseweis, Grimaldi feuerrot. Spencer zwinkerte ihnen mit den Augen zu und sagte nach einer Weile in aller Ruhe:
    »Wie denken Sie es denn anzufangen, Joseph, die beiden Galgenstricke ausfindig zu machen? In London ist das doch nicht so leicht!«
    »Na, eine kleine Spur haben wir ja schon«, sagte der Wildhüter, denn ein solcher war es, wie Bologna und Grimaldi gleich vermutet hatten: »ich habe nämlich herausbekommen, daß sie bei Mackintosh eingekehrt sind und daß der junge Mackintosh sie kennen soll. Gestern abend bin ich ihm auf die Bude gerücktund habe ihn gefragt, wer die beiden Musjes seien und wo sie wohnten. Er wollte nicht mit der Sprache herausrücken. Da sagte ich ihm, daß wir uns dann an ihn halten würden. Darauf sagte er: »O, bekannt sind sie mir nicht, sind auch keine Freunde von mir; ich weiß bloß, daß sie bei irgend einem Theater in London angestellt sind, der eine als Clown, der andere als Harlekin.« Mehr war nicht aus ihm herauszubringen. Deshalb komme ich nun zu Ihnen her, weil ich ja weiß, daß Sie mit dem ganzen Theatervolk auf du und du sind, und wollte Sie fragen, was für ein Clown und was für ein Harlekin es wohl gewesen sein mögen.«
    »Hat der Squire wirklich solchen Zorn?« fragte Spencer.
    »Er hat sich verschworen, die ganze Strenge des Gesetzes gegen die beiden Missetäter walten zu lassen.«
    Grimaldi geriet in die heftigste Unruhe, Bologna nicht minder. Davor, daß Spencer sie denunzieren würde, bangte ihnen freilich nicht; wohl aber davor, daß ihm Worte entschlüpfen möchten, die den Wildhüter hinter das Geheimnis bringen könnten. Bologna hätte man übrigens bloß ansehen dürfen, um auf der Stelle zu wissen, daß er der Schuldige sei. Aus seinem Gesichte war alle Farbe gewichen, und er zitterte so heftig, daß er das Glas, als er es zum Munde führen wollte, absetzen mußte. Dabei starrte er den Wildhüter in einem fort an, als seien sie ihm, wie dem Gerber im Märchen, alle Felle weggeschwommen.
    »Eins scheint der Squire in seinem Zorn vergessen zu haben«, meinte Spencer und lachte wieder laut, »das Sprichwort, daß die Nürnberger keinen hängen, sie hätten ihn denn zuvor.«
    »Das stimmt freilich«, versetzte Joseph, »und wenn Sie mir nicht dabei helfen, dann glaube ich kaum, diebeiden Taubendiebe ermitteln zu können. Es mag wohl Clowns und Harlekins die Menge hier geben? Nicht wahr?«
    »O, wie Sand am Meere etwa«, antwortete Spencer; »ich bin ja gleich einer von dem Korps.«
    »Gewesen, aber doch jetzt nicht mehr«, meinte der Wildhüter lächelnd; »aber Sie knallen doch anderer Leute Tauben nicht weg.«
    »Das nun freilich nicht«, versetzte Spencer mit der ruhigsten Miene von der Welt; »aber ich will Ihnen im Vertrauen sagen, Joseph, die beiden Musjes, wie Sie sie nannten, sind ein paar gute Freunde von mir.«
    »So? Wirklich?« fragte Joseph, indem er Spencer näher rückte – »nun, dann werden Sie mir freilich nicht beistehen

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