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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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einem Munde.
    Bologna wurde wieder ärgerlich und hätte fast seinen Grimm ,über diese Enttäuschung Luft gemacht; aber Mackintosh stellte sich aufs höchste verwundert.
    »Fasanen und Rebhühner?« wiederholte er, »nein, von so etwas ist hier keine Rede! Ich habe Sie nach Kent zitiert, Hühner zu knallen; aber Tauben sind doch was noch weit besseres. Da haben Sie welche, und nun knallen Sie dazwischen, wenn es Ihnen Spaß macht. Ich habe gehalten, was ich versprochen habe, und mehr zu tun braucht kein Mensch. Fasanen und Rebhühner! Aber woran haben Sie denn gedacht, meine Herren?«
    »Der Musje windbeutelt«, flüsterte Bologna Grimaldi zu, »aber knallen wir ihn wenigstens soviel wie möglich von seinen Tauben weg!«
    Grimaldi ließ sich nicht weiter dazu nötigen und richtete im Verein mit Bologna eine arge Verwüstung unter der »Taubenkette« an. Wenigstens zwanzig brachten sie auf dem Stück Heideland zur Strecke; fünf fielen auf der andern Seite des Gatters, und eine ganze Reihe fiel in den Busch nieder, wo sie sich ohne Hund nicht auffinden ließen. Das Jagdglück stellte ihre Laune wieder her, die Suche machte ihnen Zerstreuung, und so ging alles eine Zeitlang aufs beste, bis Mackintosh endlich meinte, nun müßten Sie wohl alles aufheben, was geschossen worden sei.
    »Das sollte ich auch meinen«, sagte Bologna darauf; »aber was wird mit den Tauben, die in den Busch gefallen sind?«
    »Die werden Sie wohl im Stiche lassen müssen«, versetzte Mackintosh, »es möchte wohl zu lange aufhalten, wenn Sie sie suchen wollten. Ich möchte Ihnen im Gegenteil raten, sich möglichst schnell auf die Socken zu machen.«
    Bologna und Grimaldi schauten einander betroffen an, aber keiner von ihnen sagte ein Wort.
    »Hören Sie doch, was ich Ihnen sage«, rief Mackintosh wieder, »es wird gut sein, Sie suchen das Weite!«
    »Und weshalb denn?« fragte Bologna.
    »Weshalb?« wiederholte Mackintosh, »na, der Grund ist doch nicht weit zu suchen, dächte ich: weil Sie Tauben geschossen haben!«
    »Und deshalb sollen wir das Weite suchen?« fragte Bologna, außer sich vor Entrüstung.
    »Aber Sie sind heute wirklich recht schwer von Begriffen,« antwortete Mackintosh, »denken Sie denn gar nicht daran, daß es unser Squire sehr ungnädig aufnehmen könnte, wenn es ihm zu Ohren käme? Und was liegt näher, als daß er Sie in seinem Zorn einstecken lassen wird, wenn Sie sich nicht beizeiten auf und davon machen? Ich dächte, das müßten Sie doch kapieren? Wenn Sie sich raten lassen wollen, so machen Sie sich auf die Socken und geben fürsorglich acht, daß Sie ihm nicht in den Weg kommen.«
    »Pah!« rief Bologna verächtlich, »wie ich sehe, wissen Sie mit den Gesetzen unseres Landes nicht sonderlich Bescheid. Es möchte wohl keinen Squire von England glücken, uns einlochen zu lassen, weil wir auf seinem Felde ein paar Tauben weggeknallt haben, die Ihr Eigentum sind.«
    »Die Tauben mein Eigentum?« rief Mackintosh, »die Tauben gehören ja doch mir nicht, sondern dem Squire, und wenn er merkt, daß ihm welche davon geschossen worden sind, speit er doch Feuer und Flammen! Wie konnten Sie aber auch so in die Kette hinein platzen! Wie gesagt, lassen Sie sich in aller Güte raten! Sie haben Tauben genug – mehr als nötig – aber machen Sie sich nun aus dem Staube!«Bologna und Grimaldi waren wie vom Donner gerührt und gafften einander erst sprachlos an, dann wurden sie zornig, dann packte sie die Angst, und nach einigen ernsten Vorhaltungen, die sich Macintosh mit bewundernswürdiger Ruhe anhörte, meinten sie, etwas besseres als seinen Rat so schnell wie möglich befolgen, könnten sie tatsächlich nicht tun.
    Ohne Zeit zu verlieren, kehrten sie ins Gasthaus zurück, packten ihre Siebensachen, nahmen schnell noch ein paar Happen zu sich, verabschiedeten sich von ihrem merkwürdigen Wirte und seiner Mutter und setzten sich in ihren Einspänner. Mackintosh schnitt ein so dummehrliches Gesicht und zwinkerte so verschmitzt mit den Augen, daß sie sich trotz ihres Ärgers nicht enthalten konnten, herzlich zu lachen.
    Am andern Morgen trafen sie einander zufällig im Covent-Garden. Ihr Jagdabenteuer stimmte sie sogleich wieder lustig, und um sich, noch einmal darüber so recht auszulachen, gingen sie in den »Garricks-Kopf« in der Bow-Street und ließen sich eine Flasche Xeres kommen.
    Der Wirt war ein früherer Harlekin vom Drury-Lane-Theater, der sich ein bißchen Geld gespart hatte. Bologna und Grimaldi luden ihn als

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