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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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Bardell«, hob Herr Pickwick endlich an, als diese liebenswürdige Frau endlich mit ihrem ausdauernden Staubabwischen fast zu Ende gekommen war.
    »Sir«, sagte Frau Bardell.
    »Ihr kleiner Knabe bleibt sehr lange aus.«
    »Ei, es ist aber auch ein ziemlich weiter Weg nach dem Borough, Sir«, entgegnete Frau Bardell.
    »Da haben Sie freilich recht«, versetzte Herr Pickwick, versank abermals in Stillschweigen, und Frau Bardell fuhr mit dem Staubabwischen fort.
    »Frau Bardell«, begann Herr Pickwick nach einigen Minuten von neuem.
    »Sir«, sagte Frau Bardell, wie zuvor.
    »Glauben Sie wohl, daß es bedeutend mehr kostet, zwei Personen zu unterhalten, als eine einzige?« fragte Herr Pickwick.
    »Mein Gott, Herr Pickwick«, rief Frau Bardell aus, bis an den Rand ihrer Haube errötend, weil sie in den Augen ihres Mietsherrn ein heiratslustiges Blinzeln zu bemerken glaubte; »mein Gott, Herr Pickwick, was ist das für eine Frage?«
    »Glauben Sie es wirklich?« fragte Herr Pickwick weiter.
    »Tja, Herr Pickwick«, erwiderte Frau Bardell, mit ihrem Staubbesen seine auf dem Tische ruhenden Ellenbogen fast berührend, »das kommt ganz darauf an, ob es eine haushälterische und verständige Person ist, Sir.«
    »Da haben Sie recht«, versetzte Herr Pickwick; »doch ich denke, daß die Person, die ich im Auge habe (bei diesen Worten fixierte er Frau Bardell sehr scharf) jene Eigenschaften, und noch überdies eine beträchtliche Weltkenntnis und viel Klugheit besitzt, Frau Bardell, was mir wesentliche Vorteile bringen dürfte.«
    »Ach du mein Himmel, Herr Pickwick!« rief Frau Bardell aus, und errötete abermals bis an den Rand ihrer Haube.
    »Ich bin wirklich davon überzeugt«, sagte Herr Pickwick, lebhafter werdend, wie es gewöhnlich bei ihm der Fall war, wenn er von einem ihn interessierenden Gegenstande sprach; »ich bin wirklich davon überzeugt, und um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Frau Bardell, ich habe bereits meinen festen Entschluß gefaßt.«
    »Ach, du meine Güte, Sir!« rief Frau Bardell.
    »Sie werden es allerdings auffallend finden«, fuhr der liebenswürdige Herr Pickwick fort, indem er dabei seine Hausgenossin mit freundlichem Lächeln anblickte, »daß ich Sie über diese Angelegenheit gar nicht zu Rate gezogen, und nicht eher etwas davon erwähnt habe, als in dieser Stunde, wo ich Ihren kleinen Knaben ausgeschickt – hihi, was sagen Sie?«
    Frau Bardell konnte nur durch einen Blick antworten. Sie hatte Herrn Pickwick längst im stillen verehrt, und jetzt sah sie sich mit einem Male auf den Gipfel eines Glücks gehoben, das sie sich in ihren kühnsten Träumen nicht vorgestellt hatte. Herr Pickwick stand im Begriff, ihr einen Antrag zu machen – ein überlegter Plan! –, ja, nur deshalb hatte er ihren Knaben fortgeschickt – wie herrlich war das ausgedacht, und wie klug ausgeführt!
    »Nun«, fragte Herr Pickwick, »was meinen Sie?«
    »Ach, Herr Pickwick«, erwiderte Frau Bardell, vor innerer Bewegung zitternd, »Sie sind gar zu gütig, Sir.«
    »Meinen Sie nicht, daß ich Ihnen ein gutes Teil Mühe dadurch ersparen würde?« fragte Herr Pickwick weiter.
    »O, aus der Mühe mache ich mir gar nichts, Sir«, erwiderte Frau Bardell: »und ich will mich gern, um nur Sie zufrieden zu sehen, einer noch größeren als je unterziehen. Ach, es ist unaussprechlich viel Güte von Ihnen, Herr Pickwick, daß Sie auf meine verlassene Lage soviel Rücksicht nehmen!«
    »Ich versichere Sie«, versetzte Herr Pickwick, »daran habe ich noch nicht einmal gedacht. Doch Sie werden, wenn ich in der Stadt bin, immer jemand haben, der bei Ihnen bleibt.«
    »O Gott, ich werde eine sehr glückliche Frau sein«, sagte Frau Bardell.
    »Und Ihr kleiner Knabe« – sagte Herr Pickwick.
    »Der Himmel segne ihn!« unterbrach ihn Frau Bardell mit einem mütterlichen Seufzer.
    »Auch er wird einen Gefährten haben, und zwar einen recht aufgeweckten, der ihn, ich will darauf wetten, in einer Woche mehr Schelmenstreiche lehren wird, als er sonst wohl in einem Jahre lernen würde.«
    Herr Pickwick begleitete diese Worte mit einem gutmütigen Lächeln.
    »O Sie lieber –«
    Herr Pickwick stutzte.
    »O Sie lieber, guter, herrlicher Mann!« rief Brau Bardell aus, sprang von ihrem Stuhle auf und schlang ohne weitere Umstände unter einem Katarakt von Tränen und einem Chor von Seufzern ihre Arme um Herrn Pickwicks Nacken.
    »Gerechter Gott!« schrie Herr Pickwick, ganz außer sich: »Frau Bardell, gute Frau – du meine Güte! – welche

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