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Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Werke von Charles Dickens (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Dickens
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durchgegangen, ohne dem von Eatanswill zu begegnen: wir haben mit der größten Sorgfalt jeden Winkel auf den Spezialkarten unserer Grafschaften geprüft, und unsere Untersuchung hatte dasselbe Resultat.
    Wir glauben daher annehmen zu dürfen, daß Herr Pickwick, aus einer ängstlichen Besorgnis, um nirgends Anstoß zu geben, und aus jenem Zartgefühl, das ihm nach dem Zeugnis aller, die ihn kennen, in so hohem Grade eigen ist, absichtlich einen fingierten für den wirklichen Namen der Stadt eingesetzt hat, in der er seine Beobachtungen anstellte. Wir werden in dieser Vermutung durch einen an sich geringfügigen und unbedeutenden, aber aus unserm Gesichtspunkt Beachtung verdienenden Umstand bestärkt. In Herrn Pickwicks Tagebuch steht nämlich die Tatsache aufgezeichnet, daß er sich mit seinen Gefährten auf der Post habe einschreiben lassen, um mit dem Norwicher   Wagen abzufahren. Diese Notiz ist jedoch später wieder ausgestrichen, als wenn er die Absicht gehabt hätte, sogar die Richtung zu verheimlichen, in der jener Waldflecken gelegen ist. Wir wollen daher keine weiteren Vermutungen über diesen Punkt wagen, sondern lieber mit unserer Erzählung fortfahren, uns mit dem reichen Material begnügend, das uns die Charaktere derselben an die Hand geben.
    Die Leute in Eatanswill hatten, wie die Bewohner so mancher andern Städte, eine gar hohe Meinung von ihrer Bedeutsamkeit, und jedermann daselbst, ein großes Gewicht auf sein Beispiel legend, hielt sich für verpflichtet, mit Leib und Seele einer der beiden großen, das Städtchen spaltenden Parteien – den Blauen und den Gelben – beizutreten. Die Blauen ließen keine Gelegenheit vorübergehen, wo sie den Gelben entgegentreten konnten, sowie dagegen die Gelben jede Gelegenheit ergriffen, mit den Blauen Händel anzufangen. Die Folge davon war, daß es jedesmal zu Skandalszenen kam, wenn die Gelben und Blauen auf dem Rathaus, dem Markte oder bei Versammlungen auf öffentlichen Plätzen zusammentrafen. Bei diesem Mangel an Harmonie wurde jede Angelegenheit in Eatanswill zur Parteifrage. Wenn die Gelben den Vorschlag machten, den Marktplatz mit neuen Laternen zu versehen, so zettelten die Blauen öffentliche Versammlungen an und brachen den Stab über den wahnsinnigen Plan. Wenn die Blauen einen neuen Brunnen in der Hauptstraße anlegen wollten, so schrien die Gelben, einer für alle und alle für einen über Verrücktheit. Es gab blaue Läden und gelbe Läden, blaue Wirtshäuser und gelbe Wirtshäuser: – es gab sogar einen blauen Flügel und einen gelben Flügel in den Kirchen.
    Natürlich war es ein wesentliches und notwendiges Erfordernis, daß jede dieser gewaltigen Parteien ihr besonderes Organ hatte: darum tauchten in der Stadt zwei neue Blätter auf – die Eatanswill-Zeitung und der Eatanswill-Unabhängige; die erstere vertrat die Grundsätze der Blauen, die letztere trug entschieden Gelb als Grundfarbe. Beides waren ausgezeichnete Blätter. Welche vorzügliche leitende Artikel, welche mutigen Angriffe! – »Unsere unwürdige Nebenbuhlerin, die Zeitung« – »das gemeine und niederträchtige Journal, der Unabhängige« – »das erbärmliche Lügenblatt, der Unabhängige« – »die schändliche Verläumderin, die Zeitung« – diese und andere kühne Ausfälle waren in jeder Nummer zu Dutzenden anzutreffen und riefen bei der einen Hälfte der Bevölkerung die ungemessenste Freude, bei der andern die höchste Erbitterung hervor.
    Herr Pickwick hatte vermöge seines gewohnten Scharfsinns und Sehergeistes einen besonders günstigen Moment zu seiner Reise in den Flecken gewählt. Nie war eine solche Spannung vorgekommen. Der ehrenwerte Samuel Slumkey von Slumkey Hall war der blaue Kandidat, und Horatio Fizkin, Esq. von Fizkin Lodge bei Eatanswill, wurde von seinen Freunden dazu ausersehen, das Interesse der Gelben zu vertreten. Die Zeitung stellte den Wählern von Eatanswill vor, daß nicht nur die Augen Englands, sondern der ganzen zivilisierten Welt auf sie gerichtet seien; und der Unabhängige verlangte in gebieterischem Tone zu wissen, ob die Bürger von Eatanswill wirklich die großen Männer wären, für die sie von jeher gehalten worden seien, oder elende, sklavische Werkzeuge, die weder den Namen Engländer noch die Segnungen der Freiheit verdienten. Noch nie zuvor war die Stadt in eine solche Aufregung versetzt worden.
    Es war abends spät, als Herr Pickwick und seine Freunde in Begleitung ihres dienstbaren Geistes Sam von dem Dache der

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