Delta Operator (German Edition)
wissen, dass der vierte Fallschirm, der zusätzlich das Gewicht der Kapsel hätte tragen sollen, bei der chaotischen Absprengung aus der berstenden Boeing beschädigt worden war und sich im Anschluss nicht geöffnet hatte.
Berger hatte beinahe das untere Ende des Grates erreicht, als er das heftige Scheppern hörte, mit dem die Kapsel gegen die Felswand krachte. Er zuckte unbewusst zusammen und versuchte schneller vorwärts zu kommen, um genau sehen zu können, wo sich die Kapsel befand. Es folgte ein kratzendes, quietschendes Geräusch, als der Stahl über den eisigen Fels der Bergwand schabte. Berger stieß sich nochmals kräftig mit den Schistöcken vorwärts, dann erreichte er den Fuß des Grates und somit den Boden des kleinen Talkessels. Er sah die Ka psel, die sich nun langsam um ihre eigene Achse drehend auf das Ufer des kleinen Sees zu bewegte. Die orangen Rettungsschirme hatten sich dabei wie löchriges Geschenkspapier um den Stahlmantel gewickelt. Ein weiteres Mal drehte sich die Kapsel, bockte auf, als sie einen Steinbrocken rammte und landete schließlich krachend am Eis des Sees.
Berger hielt den Atem an, als er das große Gebilde seltsam friedlich und beinahe majestätisch langsam über das Eis des Sees rutschen sah. Dann krachte es plötzlich, das Eis brach lautstark, die Kapsel sackte ab und blieb stecken.
Stefan Berger, der mittlerweile stehen geblieben war, nahm wieder Fahrt auf und stieß sich auf dem beinahe ebenen Talboden so schnell vorwärts, wie er konnte. Es kam ihm ewig vor, bis er das Ufer des Sees erreichte, dauerte aber in Wirklichkeit keine zwanzig Sekunden. Die Kapsel lag ruhig im eisigen Wasser, oben gehalten vom eigenen Auftrieb, während dicke Eisschollen an ihrem Rumpf schabten. Berger überlegte nicht lange, sondern fuhr auf das Eis auf.
Vorsichtig näherte er sich der langsam auf und ab wippe nden Kapsel und achtete dabei darauf, ob sich unter seinen Schiern Brüche und Risse im Eis auftaten. Es tat sich natürlich nichts, da er mit seinen knapp über neunzig Kilo Gesamtgewicht inklusive seiner Ausrüstung viel zu leicht war, um das dreißig Zentimeter dicke Eis zu durchschlagen. Der Kapsel war dies allerdings mit Leichtigkeit geglückt.
Als er bis auf wenige Meter an die Kapsel herangerückt war, konnte er sehen, dass sich die Eisschollen unterhalb des Stahlmantels verkeilt hatten, sodass diese nun aufgehört hatte, auf und ab zu wippen. Stattdessen knarrte das Eis nun lau tstark, als ob es sich über den unerwünschten Eindringling beschweren wollte.
Berger entdeckte die Umrisse einer Luke, die halb vom orangen Stoff des Fallschirmes verdeckt war. Die Luke befand sich in bequemer Höhe etwa einsfünfzig oberhalb des Eises, sodass er sie gut erreichen konnte. Er schnallte die Schier ab und holte Behelfssteigeisen aus seinem Rucksack, die er eigen tlich immer bei sich führte, wenn er im Gebirge unterwegs war. Diese kleinen Stahldorne ließen sich an schweren Bergstiefeln ebenso befestigen wie an Schischuhen und verhinderten, dass man auf blankem Eis allzu leicht zu Sturz kam. Es dauerte ein bisschen, bis er die Eisen montiert hatte. Immer wieder beobachtete er die Kapsel, die jedoch vorerst keine weitere Bewegung machte.
Berger tastete sich behutsam nach vorne und hielt dabei unablässig das Eis unter seinen Füßen im Auge. Dann war er an der Luke und hämmerte heftig dagegen.
„Hallo?“, rief er. Er legte das Ohr gegen die Stahltür und horchte. Er hörte Husten und noch ein anderes Geräusch, dessen Bedeutung, als er es erkannte, ihn sofort veranlasste nochmals heftig auf die Luke zu hämmern.
„Hallo, sofort aufmachen, Hallo!“
Er hatte das Plätschern und Gurgeln von Wasser gehört. Offenbar war die Kapsel beim Aufprall dermaßen beschädigt worden, dass sie nun durch einen Riss oder ein Loch im Rumpf mit Wasser voll lief. Wieder hämmerte Berger wütend gegen die Luke. „Aufmachen, verdammt. Aufmachen!“
Die Kapsel sank und er hatte bis auf ein leises Husten ke inerlei Lebenszeichen aus dem Inneren vernehmen können.
Boeing E-3A Sentry “AWACS”
NATO Luftraumüberwachung über Bayern
09.Jänner 2017
14:12 Ortszeit
Die Boeing E-3A Sentry der NATO-Luftraumüberwachung war vor etwas mehr als einer Stunde aufgestiegen, um routinemäßig den Luftraum über Süddeutsc hland zu überwachen und einige neue Radarübungen und Einstellungen zu erproben. Als Besonderheit des Tages hatte die fünfzehnköpfige Crew die Aufgabe, die Air Force One
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