Delta Operator (German Edition)
efühl der endgültigen Genugtuung. Dann wandte er sich ab und ging übers Eis zurück zum Ufer, wo er seine Schiausrüstung zurückgelassen hatte. Als er dort ankam, war das triumphale Gefühl verschwunden und war etwas anderem, nüchternem gewichen. Er drehte sich wieder um und sah zur Kapsel zurück. Das Ding war eigentlich viel zu groß für eine einzige Person, überlegte er.
Was, wenn noch andere Menschen in der Kapsel lagen, die völlig unschuldig an dem waren, was dieser Scheißkerl ihm angetan hatte?
Sollten Sie dafür bezahlen, dass sie im selben Boot mit einem verdammten Mörder saßen?
Konnte er es zulassen, dass nicht nur weiteres Blut an den Händen dieses Schweins kleben würde, sondern auch an seinen eigenen?
Unschuldiges Blut?
„Ich fass es nicht!“, fluchte Berger lautstark, als er sich wieder der Kapsel näherte.
Er war eingetaucht in die Flut des Adrenalins, das seinen Körper durchströmte, seine Gedanken und Handgriffe begannen wie automatisiert abzulaufen. Das, was er vor Jahren erlernt und zur Perfektion getrimmt hatte, machte sich jetzt wieder einmal bezahlt. Er musste hier und jetzt etwas unternehmen, um die Kapsel aufzukriegen.
Berger tastete den Rand der Luke ab, die Fuge im Metall war gerade mal drei Millimeter breit. Er hatte keinerlei Brec hwerkzeug dabei und selbst wenn, hätte er stark daran gezweifelt, dass er diese Druckluke hätte aufbrechen können. Berger entfernte weitere Stofffetzen neben der Luke und entdeckte eine kleine Klappe seitlich rechts. Die Aufschrift „Emergency Rescue“ ließ ihn Hoffnung schöpfen. Berger drückte auf die Klappe, die sich mühelos öffnen ließ. Keine zwanzig Zentimeter neben der Klappe war eine tiefe Beule im Metall, der weiße Lack war abgeschabt worden. Die kleine Klappe legte eine etwa zehn Zentimeter tiefe Ausnehmung im Druckkörper der Kapsel frei. Berger entdeckte einen fünf Zentimeter großen roten Ring, der parallel zur Rückwand der Ausnehmung hochgeklappt und mit einem Bolzen gesichert war. Als er den Bolzen mit einem entschlossenen Riss entfernte, ließ sich der Ring mühelos nach unten klappen. Berger zog an dem Ring, doch nichts passierte. Dann entdeckte er einen gebogenen schwarzen Pfeil neben dem Ring, der nach rechts zeigte. Berger schaltete sofort, drehte den Ring nach rechts, bis dieser einrastete und zog erneut kräftig. Er vernahm ein leises Zischen, dann hob sich die Luke einige Zentimeter nach außen um dann wieder regungslos zu verharren. Ein weiteres Zischen folgte, dann klappte ein Griff inmitten des Siegels des Präsidenten auf. Berger schnappte sich den Griff und zog kräftig an der Luke. Sie schwang auf und er konnte das erste Mal ins Innere blicken. Das, was er dort sah, gefiel ihm nicht im Geringsten.
„Shit!“, fluchte er auf Englisch, dann verschwand er im dunklen Bauch der Stahlkapsel.
14:18
Lieutenant Commander Nina Maria Williams Welt war Orange. Durch das eine Auge, das sie öffnen konnte, sah sie nichts als orange. Sie hustete und schmeckte Blut auf ihren Lippen. Ihr Kopf pochte und fühlte sich so an, als wollte er jeden Moment zerplatzen. Haare klebten auf ihrer Stirn, den Wangen und am Hals und trübten ihren ohnehin verschwo mmenen Blick zusätzlich. Sie dachte daran, sich umzudrehen und aufzustehen, doch sie konnte sich nicht bewegen, keinen Zentimeter. Ihre Gedanken, die verschwommen aus der tiefen Schwärze der Bewusstlosigkeit zurück dämmerten, versuchten krampfhaft und vorerst wenig erfolgreich, sich ein Bild von der Lage zu machen. Nina wusste nicht wo sie war, was passiert und wie sie in diese Lage geraten war. Das letzte, an das sie sich erinnern konnte war das Gesicht General Will Arnolds, als dieser neben ihr in der Maschine…
Mein Gott, sie mussten abgestürzt sein. Sie war in der Air Force One und jetzt lag sie hier auf hartem Stahl. Ihr gesamter Körper schien aus einem einzigen Stück schmerzenden Eises zu bestehen und in ihrem Kopf drehte sich alles gegen den Uhrzeigersinn. Sie konnte sich immer noch nicht bewegen und erschrak bei dem schrecklichen Gedanken, dass sie mögliche rweise gelähmt war. Doch dann fühlte sie das Gewicht eines weiteren Menschen schwer auf ihr lasten und hoffte, dass dies der einzige Grund für ihre Bewegungsunfähigkeit sein mochte.
Es gelang ihr nun, den Kopf etwas zur Seite zu drehen und schon wechselte ihre Sicht der Dinge von Orange zu Grau. Sie starrte jetzt nicht mehr auf die Schwimmweste, die sich keine dreißig Zentimeter
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