Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Feuer versprochen

Dem Feuer versprochen

Titel: Dem Feuer versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Bellasie
Vom Netzwerk:
Barocks und ich hätte mit diesem Kleid jede andere Frau gänzlich in den Schatten gestellt. Der Stoff glich Seide und glitzerte im Licht der Lampen.
    „Zieh es an, damit wirst du jedem die Show stehlen.“
    „Aber, was hat das mit Halloween zu tun?“
    „Du schminkst dich einfach, wie eine Tote. Fertig. Das Geburtstagskind darf schummeln.“
    Ich wollte protestieren, doch Cameron schob mich mit dem Kleid in die Kabine und half mir es anzuziehen. Sie schnürte das Korsett zu und tatsächlich hatte dieses Kleid viel mit denen aus der Vergangenheit gemein. Dieses hier schnürte mir ähnlich gut die Luft ab.
    „Halt die Luft an.“
    „Geschafft.“

    Ich atmete wieder aus und die Schmerzen, die ich empfand, konnte ich unterdrücken. Ich hatte es ja schließlich früher oft genug machen müssen und der Anblick im Spiegel war eine tolle Wiedergutmachung. Ich sah fabelhaft aus. Das helle Türkis passte wundervoll zu meinem blonden langen glatten Haar und meine bernsteinfarbenen Augen glitzerten mit dem Kleid um die Wette.
    „Du siehst bezaubernd aus, du musst es nehmen.“
    Cameron erlöste mich wieder aus der wunderschönen Gefangenschaft des zarten Stoffes, der meine Haut so wundervoll umspielt hatte und ich blickte zum ersten Mal auf den Preis. Knapp 900 Pounds. Das war wirklich ein ordentlicher Preis, obwohl das Kleid das wirklich wert war.
    „Du willst mir doch nicht erzählen, dass du an deinem Geburtstag einen ganzen Saal plus mehrere Hotelzimmer im Seasons mieten kannst, aber dass 900 Pounds dir für einen Traum von Kleid zu viel sind. Wenn du das jetzt nicht nimmst! Ach komm Leona, du gönnst dir doch sonst auch keinen Luxus.“

    Sie hatte recht und so zückte ich meine goldene Mastercard und bezahlte das Kleid.
     

Mittwoch.

    Ich betrachtete das Kleid, das seit gestern an meinem Kleiderschrank hing. Es war wunderschön, ein Meisterwerk. Doch auch dieses Kunstwerk war ein weiterer Stein, ein weiteres Hindernis auf meinem Weg ins Jenseits. Eigentlich wollte ich mich in bequemen Jeans verbrennen lassen, dieses Kleid mit in den Tod zu nehmen, war wirklich eine Schande. Ich wusste nicht, ob ich es über mich bringen könnte, doch dann wäre ich wirklich die hübscheste Tote aller Zeiten, naja, bevor sich der Stoff in meine Haut brennt und ich zu Asche zerfalle. Hach. Irgendwie hatte ich mir sterben leichter vorgestellt, und wie bitte sollte ich in diesem pompösen Kleid eine Stunde Fußmarsch zurücklegen, um an meine Scheune zu gelangen. Es war zwar schön, aber praktisch war es wirklich nicht, ich hatte keine Ahnung, wie ich mehrere Kilometer damit zurücklegen sollte, ohne aufzufallen, geschweige, wie ich damit auf Toilette gehen soll. Ach es war doch zum Mäusemelken. Vielleicht sollte ich meinen Todestag wirklich verschieben. Ist es denn so schlimm, wenn auf meinem Grabstein nicht 31.10 steht, sondern 04.11 oder gar 24.12. aber 31.10 – 31.10 sah en viel ästhetischer aus. Ach meno. Es wollte aber auch nichts klappen. Meine Abschiedsbriefe waren immer noch nicht geschrieben, ich hatte keine Ahnung, wie ich mehrere Benzinkanister in der Scheune platzieren sollte, oder wie ich sie überhaupt dahin transportiert bekomme, ohne gleich Aufsehen zu erregen und wie ich an dem Abend dahin komme, wusste ich auch nicht. Vielleicht sollte ich mich doch köpfen lassen, aber eine Guillotine auf die Schnelle zu bekommen war noch schwieriger und einen Vampirjäger mit einem Beil kannte ich zufällig auch nicht. Vielleicht sollte ich einfach herausfinden, ob mich eine gewöhnliche Pistole tötet oder ein Pflock, den ich in mein Herz rammen könnte. Missmutig bewegte ich mich in Richtung Küche und bereitete mir einen starken Kaffee zu. Ich nahm die heiße Tasse mit in mein Wohnzimmer, wo ich mich auf das Sofa niederließ und ein großes Stück Vollmilchschokolade von der Tafel Schokolade, die seit vorgestern Mittag angebrochen auf meinem Glastisch lag, abbrach und mir in den Mund steckte.
    Bitte lass heute kein Handy klingeln und auch niemand an der Haustür stehen. Ich brauche mal eine Pause. Doch als ob sich da oben jemand einen Spaß erlauben wollte, ging in diesem Moment die Hausklingel. Ich verdrehte die Augen und stampfte wütend zur Tür. Doch mein Ärger verflog als ich die gelbe Jacke der Briefträgerin erkannte, die mir die Post brachte, sowie ein kleines Paket, das sie unter dem rechten Arm hielt.
    Ich unterschrieb ihr die Empfangsbestätigung auf dieser kleinen Fernbedienung mit Bildschirm, auf der meine

Weitere Kostenlose Bücher