Dem Feuer versprochen
würde, schrecklich schnell verwesen und auch das gefiel mir nicht. Ich mochte den Gedanken zu Staub zu zerfallen – beziehungsweise zu verbrennen – um dann von dem kühlen Novemberwind in die Welt getragen zu werden.
Das Klingeln meines Smartphones rüttelte mich aus meinen selbstmörderischen Gedanken zurück ins Hier und Jetzt. Das Bild einer jungen Frau mit weißblonden gelockten Haaren und bernsteinfarbenen Augen ploppte auf und blinkte im Zwei-Sekundentakt.
„Hallo Claire“, begrüßte ich meine Schwester freundlich.
„Leona?”, sie machte eine lange Pause und ich ahnte Böses.
“Was ist los Schwesterherz? Raus mit der Sprache!“
„Bist du mir sehr böse, wenn wir noch jemanden mitbringen?“
Ich lachte auf.
„Nein natürlich nicht, wer ist es denn? Kenn ich ihn?“
„Also sein Name ist Balu ... “
Ich unterdrückte ein Kichern, weil mir bei dem Namen direkt die Titelmelodie von Captain Balu und seiner Crew einfiel.
„ Na..na..na…..na..na…na..nana“, summte es in meinem Kopf, während ich mich gleichzeitig fragte, wie man einen Mann Balu nennen konnte.
„ ... und er ist unser Hund“, vollendete Claire ihren Satz.
Ich schluckte. Ich konnte Hunde partout nicht ausstehen, sie rochen uns Vampire und den Biestern hatte ich die zahlreichen Narben zu verdanken, die meinen Körper zeichneten und verunstalteten. Die Drecksviecher hatten die Menschen auf unsere Fährte gelockt und waren schuld daran, dass Tausende von uns ermordet werden konnten.
„Wie kannst du dir einen Drecksköter anschaffen?!“, fragte ich meine Schwester empört.
„Er ist so süß und er kann uns nicht riechen.“
“Wie meinst du das?“, entgegnete ich ihr verwirrt.
„So, wie ich es sage. Der Arzt meint, dass er von Geburt an, nichts riechen kann. Sein Geruchssinn ist nicht vollständig ausgebildet. Ich weiß auch nicht, wie so etwas passieren kann, aber du kennst ja die Launen von Mutter Natur.“
Ich nickte, obwohl ich mir bewusst war, dass Claire diese zustimmende Bewegung nicht sehen konnte.
„Na gut, also ich halte fest. Du, Joel, Cloe, Jolie und Balu kommen also in sieben Tagen zu mir. Hab ich noch jemanden vergessen? Vielleicht deine Hausratte?“
„Haha, sehr witzig, aber ja das war’s. Wir kommen also zu fünft.“
Ich schüttelte den Kopf, wie konnte man dieses Getier auf die gleiche Ebene mit einem Menschen, naja wohl eher Vampir stellen? Das war mir unbegreiflich, doch angesichts der Tatsache, dass ich Balu nur einen einzigen Tag ertragen musste und dann niemals wieder, würde ich es schon schaffen meine Abscheu im Zaun zu halten.
„Ach Leona, bevor ich es vergesse. Ich glaube Mum wird sich noch bei dir melden. Sie hält wirklich nichts von der Idee in deiner kleinen Wohnung zu feiern, ich meine, wie willst du uns alle da unterbringen? Außerdem liebt unser Hund es an der frischen Luft zu sein.“
Ich verdrehte die Augen, denn bereits seit einer Woche nervte meiner Mutter mich mit diesem Thema und anscheinend versuchte sie es nun auch noch über meine Geschwister. Todd hatte mich gestern angerufen und genau dasselbe Thema angesprochen. Ich hatte zwar wirklich keine Idee, wie ich das anstellen sollte, doch naiv und optimistisch, wie ich halt bin, machte ich mir darum nicht sonderlich viele Gedanken.
„Ich krieg das schon hin, lass das ruhig meine Sorgen sein. Ich melde mich, falls ich deine Hilfe brauche. Tschüssi.“
Ich nahm das Handy von meiner Ohrmuschel, bewegte meinen Zeigefinger zielstrebig auf das Feld „Gespräch beenden“ und die Proteste meiner Schwester, die ich auch noch aus 20 Metern Entfernung hätte hören können, verstummten.
Zufrieden legte ich das Gerät zur Seite und widmete mich wieder meinem Collegeblock.
Meine Lieben,
ich weiß, ihr werdet schockiert darüber sein, dass ich diesen Schritt gewagt und den Flammentod gewählt habe, doch ihr müsst wissen, schon lange habe ich die Lust am Leben verloren. Ich möchte nicht mehr Jahr und Jahr vergehen sehen und den Wandel der Zeit miterleben. Ich möchte endlich erlöst werden. Für viele von euch, mag die Unsterblichkeit ein Geschenk sein, doch für mich ist es nur ein einziger Fluch...
Ich stoppte und setzte den Kuli ab. Schnaubend riss ich das Blatt vom Collegeblock und zerknüllte es.
„Zu theatralisch“, mit diesem Kommentar schmiss ich es mit einer kurzen Handbewegung hinter mich, wo es wieder ein weiteres Stück mehr meines Teppichbodens verdeckte.
Das konnte doch nicht wahr sein, es
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