Dem Feuer zu nah
treffen musste, vor die kein Kind gestellt werden darf.”
„Ich war kein Kind.” Sie klang ruhig. „Ich war alt genug, um schwanger zu werden, also war ich auch alt genug, mit den Folgen fertig zu werden. Und die Entscheidung, die ich traf, habe ich allein getroffen. Niemand hätte sie mir abnehmen können. Bryan zu bekommen war eine der wenigen richtigen Entscheidungen in meinem Leben.”
„So habe ich es nicht gemeint. Ich habe nicht Bryan gemeint.” Ihre Augen funkelten, und er schüttelte Savannah behutsam. „Glaub mir, Savannah. Ich meinte die Entscheidung, wohin du gehen, was du tun, wie du leben solltest. Was du essen solltest. Und verdammt noch mal, Savannah, du warst ein Kind. Du hattest etwas weit Besseres verdient als das, was du bekommen hast.”
„Ich habe Bryan bekommen”, sagte sie schlicht. „Ich habe etwas Besseres bekommen, als ich verdient hatte.”
Er konnte ihr nicht klarmachen, was er meinte. Ihm fehlten die richtigen Worte, ihm, dem wortgewandten Anwalt. Vielleicht war das, was er ihr sagen wollte, zu einfach. „Ich frage mich, wie es ist, einen Menschen wie Bryan zu erschaffen und ihn rückhaltlos zu lieben. Ohne Eigennutz.”
Jetzt konnte sie endlich lächeln. „Es ist wunderbar. Einfach wunderbar. Kommst du mit mir nach Hause?”
„Ja.” Er nahm ihre Hand. „Ich komme mit dir nach Hause.”
Jared dachte über Savannahs Art von Liebe und ihre Art zu leben nach, während sie neben ihm schlief. Eine Frau wie sie hätte er sich niemals gesucht, und diese Einsicht machte ihm sehr zu schaffen. Sie war weder elegant noch kultiviert, noch besaß sie die Klasse, die ihn an einer Frau reizte.
Denn eben eine solche Frau hatte er immer gesucht, das wurde ihm jetzt bewusst. Und das war ein schwerer Fehler gewesen. Aber brauchte ein Mann denn nicht eine Frau, die er verstand, die er kannte? In Savannahs Leben gab es gewaltige Abschnitte, von denen er keine Ahnung hatte. Große Teile ihrer Vergangenheit waren ihm verschlossen, verborgen in ihrer Erinnerung.
Ein junges Mädchen, schwanger und allein, verlassen von all den Menschen, die ihr hätten helfen müssen. Er empfand Mitleid mit dem Mädchen, aber auch so etwas wie Misstrauen. Ein Misstrauen, das ihn quälte, so sehr er sich auch dagegen wehrte.
Wohin war Savannah gegangen, was hatte sie getan, wo hatte sie gelebt? Er wollte nicht mehr daran denken, doch sein Stolz ließ es nicht zu. Sie hatte das Kind eines anderen Mannes zur Welt gebracht, hatte andere Männer erregt. Diese Vorstellung steckte wie ein Messer in seinem Stolz, in seinem Selbstbewusstsein, und es ließ sich einfach nicht herausziehen.
Das war sein Problem. Jared wusste es und versuchte es mit dem Verstand und der Vernunft zu lösen. Er zerbrach sich den Kopf darüber. Als Savannah sich im Schlaf bewegte und sich nicht zu ihm, sondern von ihm wegdrehte, beunruhigte es ihn zutiefst.
Wie viele andere Männer hatte sie geliebt? Wie viele hatten neben ihr gelegen und gewünscht, der Einzige zu sein?
Doch noch während er sich mit dieser Frage quälte, zog er Savannah an sich. Sie schmiegte sich an ihn, er spürte ihre Wärme und atmete den Duft ihrer Haut ein, jenen natürlichen, sinnlichen Duft, für den sie kein Parfüm brauchte.
Er hatte sich daran gewöhnt, mit ihr aufzuwachen. Sie würde die Augen aufschlagen, ganz langsam, so als wäre der Schlaf etwas, aus dem man sich gemächlich löste. Sie würde ihn berühren, seine Schultern streicheln, den Rücken, die Arme. Und dann, wenn die Erregung ihn zu durchströmen begann, würde sie die Decke zurückschlagen und das Bett verlassen. Sie würde sich mit katzenhafter Anmut strecken, das lange, schwarze Haar anheben und wieder fallen lassen. Als gäbe es keinen Unterschied zwischen einer schläfrigen Schönheit und einer schläfrigen Mutter, würde sie in den verblichenen blauen Bademantel schlüpfen und Bryan wecken, damit er den Schulbus nicht verpasste. Und oft, sehr oft, blieb Jared noch einige Zeit im Bett liegen, nachdem sie hinausgegangen war. Und wünschte, sie würde zurückkommen. Mehr und mehr begann Jared zu realisieren, dass Savannah mittlerweile ein Teil seines Lebens geworden war.
Fast war ihm, als hätte sie ihn irgendwie verzaubert, mit ihren rätselhaften Augen, dem verführerischen Lächeln und dem unerschütterlichen Glauben an sich selbst. Sie kannte ihn wesentlich besser als er sie. Sie kannte seine Geister, spürte sie und fürchtete sich nicht vor ihnen. Sie war die erste Frau, die mit
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