Dem Himmel entgegen
funkelnder zu sein als das Feuer. Sie spreizte die Flügel auf seinem Arm, ungeduldig, endlich fortzudürfen.
Maggie tauchte atemlos an Bradys Seite auf. “Was macht er da? Lässt er sie frei?”
“Lass ihn nur”, beruhigte Brady sie und hielt sie zurück. “Er weiß, was er tut.”
Lijah drehte sich dem Wind zu und blickte in den Himmel. Er hob die Arme, und mit einem letzten Schwung öffnete er die Hände.
Der Adler breitete seine mächtigen Schwingen aus und flog davon, den stolzen mächtigen weißen Kopf nach vorn, gen Freiheit gerichtet.
Brady hielt den Atem an, und Maggie umklammerte seinen Arm. Sie wusste, das Santee ihre Flügel noch nicht trainiert hatte. Doch mit kraftvollen Schlägen stieg sie höher und höher in den Himmel auf, bis sie Aufwind bekam. Sie schwebte, zog eine Kurve und flog majestätisch weiter. Das Letzte, was sie von ihr sahen, war das Weiß ihrer Schwanzfedern.
“Lijah!”
Er hörte den Ruf trotz der ohrendbetäubenden Feuersbrunst und sah Brady, der mit Maggie im Schlepptau auf ihn zurannte.
“Lijah wo ist Marion?” fragte Maggie besorgt. “Sie ist nicht im Haus!”
“Ich weiß nicht. Ich denke, sie ist bei ihrer Mutter. Sie wird schon in Ordnung sein.” Lijah sah die Flammen, die den Behandlungsraum verschlangen. “Wir können die Vögel da drin nicht mehr retten. Das Holz ist so trocken, dass es wie Zunder brennt.”
“Oh, mein Gott”, rief Maggie.
“Der Wind weht die Flammen zur medizinischen Station hinüber”, sagte Lijah und hustete, als der beißende Qualm auf sie zu wehte. Er versuchte, sich mit der Hand Frischluft zuzuwedeln, als er sich dem Holzgebäude zuwandte. “Lass uns gehen! Wir müssen uns beeilen und diese Vögel zuerst retten.”
Aus den Augenwinkeln sah er die beiden Geier, die in ihrem Gehege in der hintersten Ecke hockten und vor Angst keinen Laut von sich gaben. Sie waren nur einige Meter vom Feuer entfernt. Lijah rannte zum Gehege und wedelte mit der Hand den dichten schwarzen Rauch weg, der von der Klinik herüberzog.
“Kommt schon, ihr beiden”, sagte er und öffnete das Gatter. “Los, ihr Dummerchen. Ihr seid jetzt keine Jungen mehr. Ihr müsst euch nun einen sicheren Platz suchen. Los, geht schon.”
Er lief in die Umzäunung und scheuchte die Tweedles in die Freiheit hinaus. Lijah hatte keine Zeit, um zu gucken, wohin sie liefen. Das Feuer war wie ein Höllentier, das Flammen spie – und es war hungrig. Lijah hob drohend die Faust und lief über den Hof zur medizinischen Station. Er war entschlossen, dem Feuer keine weiteren seiner Vögel zu opfern.
Harris stand in der Mitte des Flugfeldes und hatte Cinnamon entspannt auf seinem Handschuh sitzen. Achtzehn Männer und Frauen, alles Mitglieder der Körperschaft, die sich für den Verband zur Arterhaltung engagierten, hatten sich um ihn geschart und hörten ihm begeistert zu. Zu solch einer Gruppe sprach er gerne. Diese Menschen waren interessiert, und wenn man ihnen einmal erklärt hatte, dass sie alle eine Veränderung für ihre Familie und die Welt, die sie zurückließen, bewirken konnten, wurden daraus entschlossene Männer und Frauen. Während er sprach, spreizte Cinnamon plötzlich die Flügel, plusterte die Kopffedern und das Schwanzgefieder auf und zischte.
Harris entdeckte einen großen schwarzen Schatten auf dem Feld, und als er aufblickte, sah er einen Adler, der direkt über ihre Köpfe hinwegflog. Er war überrascht, und sein Herz pochte, wie es das immer tat, wenn er Zeuge des majestätischen Fluges eines Adlers werden durfte. Um sich herum vernahm er die bewundernden Rufe der Zuschauer und dachte, dass der Adler sich keinen besseren Zeitpunkt hatte aussuchen können.
Plötzlich drehte der Adler eine Kurve und flog erneut über ihr Köpfe hinweg, wobei er seinen schrillen Ruf hören ließ. Alle Augen richteten sich auf den großen Vogel mit den mächtigen Flügeln, der nun die Blicke auf den grauen Rauch lenkte, der sich gegen den strahlendblauen Himmel abzeichnete.
Santee
.
Die Erkenntnis traf Harris wie ein Blitz. Er erbleichte.
Er reichte den Falken seinem Assistenten. “Bring sie zurück”, rief er und legte Adam Pearlman, dem Organisator der Veranstaltung, den Arm auf die Schulter. “Können Sie mich ins Center bringen? Jetzt!”
“Marion, Süße, hör mir zu. Du musst jetzt da rausklettern!”
“Nein, Mama!” Das Kind klammerte sich an seine Mutter und presste zitternd seinen Kopf gegen ihren Hals.
Sie hatten sich unter dem Schreibtisch im
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