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Dem Himmel entgegen

Dem Himmel entgegen

Titel: Dem Himmel entgegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Monroe
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Tisch lag. Es war eine Liste der Dinge, die er erledigen wollte. Harris hatte diese Liste in den frühen Morgenstunden geschrieben, und Nummer eins war, seine Frau um die Scheidung zu bitten. “Ich habe mich umgehört und eine Suchtklinik in Charleston gefunden. Lass mich dich dorthin bringen.”
    “Keine Chance”, erwiderte Fannie, lehnte sich zurück und schüttelte energisch den Kopf.
    “Du brauchst Hilfe, Fannie. Nicht nur in Bezug auf die Drogen. Du hast noch immer nicht die Erfahrungen verarbeitet, die du machen musstest, als du jung warst.”
    Aufgebracht fuchtelte sie mit der Hand in der Luft herum, als könne sie so die Worte verscheuchen, ehe sie ihr zu nahe kamen. “Harris, vergiss es. Ich gehe nicht dahin. Entzug ist deine Sache, nicht meine.”
    “Ich hätte das schon vor Jahren tun sollen.”
    “Hast du es denn immer noch nicht verstanden?” schrie sie, und ihre Augen flammten auf. “Bist du blind, taub und dumm? Das
hast
du versucht! Und jedes Mal, wenn du es versucht hast, bin ich abgehauen. Sieh den Tatsachen ins Gesicht, Harris. Du kannst mich nicht retten.
Ich will nicht gerettet werden!”
    Sie schob geräuschvoll den Stuhl zurück und verschwand in der Küche.
    Um halb acht lief Harris unruhig auf der Veranda auf und ab. Nervös blickte er immer wieder auf seine Uhr. Er hatte Marion schon ihre Medikamente verabreicht, und es ging ihr deutlich besser als am Vortag.
    Um zwanzig vor acht ging er ins Haus und wählte Maggies Nummer. Ihr Ehemann, Bob, sagte ihm, dass sie vor einer Weile das Haus verlassen hätte und jeden Moment im Center sein müsste.
    Harris sah auf die Uhr und schürzte die Lippen.
    “Oh, verdammt noch mal! Geh schon!” sagte Fannie, die auf dem Fußboden hockte. Sie spielte mit Marion Karten und sah ihn mit klaren, nüchternen Augen an. “Ich habe mich in den letzten Wochen doch gut um sie gekümmert. Ich denke, ich kann noch weitere fünf Minuten auf sie aufpassen.”
    Er zögerte.
    “Harris, wir sitzen hier vor dem Fernseher und spielen Old Maid. Was kann schon passieren?”
    Harris stemmte die Hände in die Hüften und dachte nach. Er würde nur zum Feld am Ende der Straße gehen. Fünf Minuten Fußweg hin, fünf Minuten zurück, dazu eine halbe Stunde Flugdemonstration. Er würde in weniger als einer Stunde wieder zu Hause sein. Und Maggie würde jeden Moment auftauchen.
    “Also gut”, sagte er, obwohl er mit seiner Entscheidung nicht glücklich war. Er ging zu Marion, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben. “Ich bin sofort wieder da.”
    “Bis dann, Daddy”, sagte Marion und blickte nicht einmal von ihren Karten auf.
    “Fannie”, sagte Harris und stellte sich vor sie. Wieder trafen sich ihre Blicke. “Denk über das nach, was ich dir gesagt habe. Du solltest die Hilfe annehmen.”
    Doch Fannie antwortete nicht. Sie hob nur die Hand und winkte ihm zu.
    Fünfzehn Minuten später war Maggie noch immer nicht da. Dafür durchwühlte Fannie sämtliche Schubladen und Schränke.
    “Adios, Amigo”, murmelte sie, während sie in Harris Hosentaschen nach Geld suchte. “Ich bin weg. Auf keinen Fall gehe ich in eine Suchtklinik. Lass dich doch scheiden. Ich werde dir eine Postkarte schicken, damit du weißt, wohin du das Geld überweisen kannst.”
    Sie kam zurück in das Wohnzimmer und blickte mürrisch auf ihre geöffnete Hand. “Zwei Dollar und zweiunddreißig Cents”, sagte sie. “Nicht einmal eine wertvolle Uhr, die man verpfänden könnte. Wusstest du, dass dein Vater völlig verarmt ist?”
    Marion sah vom Fernseher auf und runzelte die Stirn. “Nein, das ist er nicht. Daddy sagt immer, er sei der reichste Mann auf der ganzen Welt.”
    Fannie lachte kurz auf, doch als sie das verletzte Gesicht ihrer Tochter sah, wurde sie sanft. Ein schwaches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. “Ist er das?” sagte sie, und ihre Stimme klang nun ganz anders. “Mein Schatz, weißt du was? Ich denke, er hat vielleicht sogar Recht.”
    Sie stopfte das Geld in ihre Hosentasche und reichte Marion die Hand. “Lass uns jetzt den Spaziergang machen.”
    “Okay!” rief Marion überrascht aus und sprang auf.
    “Lass uns Spion spielen. Wir sind auf einer geheimen Mission. Wir müssen etwas finden, aber niemand darf uns dabei sehen. Sei leise. Vergiss nicht, wir sind Spione.”
    Hand in Hand schlichen sie über den Hof zur Klinik. Sie stahlen sich an der medizinischen Station vorbei und warfen einen Blick hinein. Dort war Lijah gerade dabei, Santees Stall zu säubern,

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