Dem Killer auf der Fährte
nicht, denn sie erstickte fast an ihrem Petit Pain, ihr Gesicht verzog sich, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
»Kelly, es tut mir so leid. Ich meinte doch Tuck, ich meinte vierbeinige Eltern. Es tut mir wirklich schrecklich leid. Ich wußte nicht...«
Sie unterbrach meine Entschuldigungen. »Aber ich bitte Sie. Ich bin bei diesem Thema einfach überempfindlich geworden. Verdammt, ich höre es schon überall, auch wenn es um etwas ganz anderes geht. Es war nicht Ihre Schuld. Natürlich haben Sie Tuck gemeint. Dieses Problem mit meiner Unfruchtbarkeit ist so schrecklich gewesen. Es ist eine furchtbare Belastung. Und Sie haben recht, wir planen tatsächlich, vierbeinige Eltern zu werden, wir hoffen es jedenfalls.«
Als sie ein Papiertaschentuch aus einer der Seitentaschen ihrer Schürze zog, bemerkte ich, daß es gar keine Kittelschürze war, sondern ein Umstandskleid.
»Ach, verflucht«, sagte sie dann. »Lassen Sie uns lieber über Hunde reden.«
Also sprachen wir über Pearsall, was nicht der Name für eine seltene Züchtung ist, sondern der Familienname von Milo und Margaret, die die Hundeausbildung in den Vereinigten Staaten revolutioniert haben. Ihr Buch trägt den Untertitel »Gehorsamkeitsübungen aus der Perspektive des Hundes«, und wenn die Hunde ihr eigenes Trainingsprogramm aussuchen könnten, würden sämtliche Hundehalter wahrscheinlich nur noch nach Pearsall arbeiten. Ich glaube zwar nicht, daß alle Pearsallschen Schritt-für-Schritt-Übungen und alle die von ihnen empfohlenen Tricks und Kniffe bei einem intelligenten Hund wirklich notwendig sind, aber ich mag ihre Einstellung. Kelly Baker war jedoch geradezu eine Pearsall-Fanatikerin. Wir unterhielten uns lange darüber.
Als ich gerade gehen wollte, kam Joel herein. Er begrüßte mich mit einem herzlichen Lächeln, gab Kelly einen Kuß und hörte sich meine Geschichte über die Ridgeback-Kolumne an. Ich mochte ihn und fragte mich, warum Donna Zalewski ihn nicht ebenfalls gemocht hatte. Er war nur etwa ein Meter sechzig groß, aber neben Kelly, die allenfalls ein Meter zweiundfünfzig groß war, sah er geradezu hochgewachsen aus. Obwohl nach den Standards meiner ländlichen Herkunft aus Maine sein blondes Haar zu gut frisiert, sein Gesicht zu glattrasiert, und sein Mund zu sanft geschwungen war, konnte man ihn sicher als einen gutaussehenden Mann bezeichnen. Mir fiel etwas ein, das ich in einem der Bücher, die Elaine Walsh mir gegeben hatte, gelesen habe, irgend etwas darüber, daß Männer sich am meisten als Männer fühlen, wenn die Frauen offensichtlich und eindeutig Frauen sind, und ich fragte mich, ob es das war, was Joel an Kelly anziehend fand. Wenn es so war, wie es in dem Buch stand, fühlte sich Joel möglicherweise neben Kellys zarter Weiblichkeit männlich und vielleicht besonders männlich, wenn er arbeitete und sie zu Hause in dieser wundervollen Küche war. Elaine Walsh hatte zu mir gesagt, daß jede Ehe eine Form von Sklaverei sei, aber das war nicht der Eindruck, den ich von der Beziehung der Bakers hatte, die, wie ich jetzt wußte, auf eine harte Probe gestellt worden war, weil sie keine Kinder bekommen konnten. Jetzt war mir meine blöde Bemerkung sogar noch peinlicher als vorher.
Ich wußte nun, daß es in Kimis Vergangenheit kein Geheimnis gab. Sie hatte ein paar geringfügige Schäden angerichtet und eine allem Anschein nach harmlose und exzentrische Hundehasserin geärgert. Als sie Elaine Walsh gehörte, war sie kaum jemals über den Vorgarten hinausgekommen und hatte deshalb nicht viel Gelegenheit, jemanden gegen sich aufzubringen. Vielleicht hatte Donna Zalewski einen Milchmann gehabt, vielleicht aber auch nicht. Ich hatte nichts über ihr Verhältnis zu Joel Baker erfahren, und auch nichts weiter über Kimi oder über Donna selbst herausgefunden. Es schien, als hätte ich an diesem Nachmittag nichts erreicht, außer daß Kelly Baker traurig geworden war. Allmählich begann ich daran zu zweifeln, daß irgend jemand die Absicht gehabt hatte, Kimi umzubringen. Aber, vielleicht weil ich immer noch mit dieser verdammten Wiedergeburtsgeschichte beschäftigt war, konnte ich den Verdacht nicht abschütteln, daß Kimi irgend etwas mit der Sache zu tun hatte, und daß sie etwas wußte, etwas getan hatte oder mir etwas mitteilen könnte. Ich wußte nur nicht, was.
»Also dann erzähl' mir etwas über Sinequan«, bat ich.
Rita und ich saßen an meinem Küchentisch und teilten uns eines der natürlichsten und
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