Dem Killer auf der Fährte
beiden Händen. Es funktionierte, und Elaine Walsh wäre stolz auf mich gewesen, weil ich kein bißchen damenhaft dabei aussah. Kimi gelang es weder, mir die Leine aus der Hand zu reißen, noch mich auch nur einen Zentimeter näher an die Ridgebacks zu ziehen.
»Jetzt benimm dich!« befahl ich ihr, während ich die Leine einholte und ihr direkt in die Augen sah. »Das reicht. Sei ein braves Mädchen.«
Rhodesian Ridgebacks sind große und schöne Hunde mit einem kurzen, glatten und glänzenden Fell. Die Zuchtfarben reichen von hellbeige bis kupferfarben. Die Ridgeback-Fans werden jetzt wahrscheinlich heftig widersprechen, weil man eigentlich keine andere Rasse mit den Ridgebacks vergleichen kann, aber ich finde, falls man noch nie ein Exemplar gesehen hat, könnte man sich darunter so etwas vorstellen wie eine sehr kleine, beigefarbene dänische Dogge von vielleicht fünfundsechzig bis fünfundsiebzig Pfund mit unkupierten Ohren. Das besondere Merkmal der Ridgebacks ist ihr sogenannter »Rückenkamm« oder »Ridge«: Entlang des Rückgrats verläuft ein schmaler Haarstreifen, der in entgegengesetzter Richtung zum übrigen Fell gewachsen ist. Knapp hinter der Schulter bildet der Ridge zwei sich gegenüberliegende Wirbel - Kronen genannt -, die idealerweise ganz genau symmetrisch sind, so wie bei Nip und Tuck, die beide das gleiche kupferfarben glänzende Fell hatten. Nip war der Rüde, Tuck die Hündin.
»Na, ich werd’ verrückt«, begrüßte mich Kelly. Flankiert von ihren großen Hunden sah sie tatsächlich noch kleiner aus, als sie war, und, in Bestätigung der Winterschen Regel (daß sich Hunde und ihre Besitzer nämlich keineswegs gleichen), hatte sie kurzes, sehr lockiges und feminin wirkendes, schwarzes Haar, wie das eines ungeschorenen Pudels. »Das ist doch Kimi, oder nicht?«
Ich gab Kimi zuerst noch ein bißchen mehr Leine, ' und dann die gesamten zwei Meter, damit sich die Hunde gegenseitig beschnuppern und mit den Nasen stupsen konnten. Immer, wenn ich Kelly mit ihren Ridgebacks getroffen hatte, hielt sie Tuck, die Hündin, an der Leine. Obwohl Nip für gewöhnlich nicht angeleint war, schien er nie weit zu streunen. Jetzt prüfte er Kimis Geruch, umkreiste die beiden Hündinnen und widmete sich dann einer gründlichen und verzückten Untersuchung der Duftstoffe, mit dem andere Hunde einen Ahornbaumstamm in der Nähe präpariert hatten. Als die Hunde mit ihrem Begrüßungsritual fertig waren, wandte Kimi ihre Aufmerksamkeit Kelly zu, aber da ich den Verdacht hatte, sie würde gleich damit anfangen, an einer Stelle zu schnuppern, an der es sogar eingefleischte Hundefreunde nicht besonders gerne mögen, zog ich sie wieder zu mir zurück.
»Ja, das ist wirklich Kimi«, gab ich zur Antwort. »Kennen Sie sie?«
»Sicher. Ich habe sie lange nicht gesehen, aber ich dachte mir, daß sie es sein müßte. Sie ist jetzt viel größer. Darf ich Ihnen einen guten Rat geben?«
Hundehalter geben immer gerne gute Ratschläge. Sie sagen einem, welcher Rassehund der richtige für einen ist, wo man ihn kaufen, was man ihm zu fressen, wie man ihn pflegen, trainieren und ausbilden soll, auf welchen Hundeschauen und welcher Jury man ihn vorführen - und was man selbst bei diesen Gelegenheiten anziehen soll. Ich erwartete also, daß sie mir sagen würde, ich solle Kimi gegen einen Ridgeback eintauschen, oder ihrem Futter Dosenkürbis beigeben, oder ihr ein Würgehalsband anlegen, aber Kelly überraschte mich.
»An Ihrer Stelle würde ich sie von diesem Felsengarten da drüben fernhalten«, riet Kelly. »Sie haben es ja wahrscheinlich bemerkt.«
»Felsengarten. So nennt man das also«, sagte ich, und wir grinsten beide. »Er sieht wirklich bizarr aus.«
»Joel nennt es den Garten des Todes«, sagte sie lächelnd. »Er hat eine ausführliche Theorie darüber, daß dieser Garten einen Friedhof darstellt. Die Steine und Felsen sind alles Grabsteine. Und die Pflanzen sind Körper und Skelette.«
»Ja, ich verstehe, was er meint. Es hat wirklich etwas Gruseliges.«
»Jedenfalls«, fuhr Kelly fort, »arbeitet diese Frau furchtbar hart an ihrem Gartenkunstwerk, mit einer Energie, die mir fehlgeleitet vorkommt, aber sie tut es eben. Und das große Problem scheint zu sein, daß sie eine Menge Dünger verwendet, der die Hunde anzieht. Also hinterlassen die natürlich dort ihren Duftstoff, das zieht wieder andere Hunde an, und die ganze Sache eskaliert dann.«
»Der reinste Hundehimmel.«
»Genau. Nur ist es so, daß die
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