Dem Killer auf der Fährte
und gerne zum Betonmischen hätte verwenden können. In dem Einbaukühlschrank, aus dem Kelly gerade eine Flasche Milch herausnahm, hätte man meine gesamte Küche unterbringen können. An der Außenseite dieses Kühlturms befand sich ein Magnet, der einen Stoß beschriebener Blätter hielt, und ähnliche Blätter hingen auch an der Tür dessen, was aussah wie eine begehbare Tiefkühltruhe. Auf diesen Blättern war in ordentlicher Schreibmaschinenschrift der Inhalt des Kühlschranks und der Tiefkühltruhe nach Kategorien aufgelistet. Unter der Überschrift »Backwaren« entzifferte ich auf der Kühlschrankliste Löffelbiskuits, Madeleines, Baguettes, Génoises, Croissants und noch ein paar andere Leckereien mit französischem Namen, die ich nicht kannte, und zu jedem Artikel gab es eine Eintragung über die Menge und ein Datum'. Einige der Mengenangaben waren verändert worden, und andere waren ganz ausgestrichen. Von den ursprünglichen fünf Litern Fischbrühe waren noch drei Liter übrig, und außerdem hatten die Bakers nur noch ein Dutzend Eier im Kühlschrank.
»Ich koche«, erklärte Kelly. »Aber nicht professionell. Es ist ein Hobby.«
Ihre blaugeblümte Kittelschürze hätte ein außergewöhnlich hübsches Requisit für eine Fernsehköchin abgegeben, die sich gerne bekleckert. Kelly hatte diese glatten, weichen und rosigen Wangen, die man manchmal bei den Leuten sieht, die in Bäckereien arbeiten, aber ihre Gesichtsfarbe ließ sich wahrscheinlich eher dem täglichen Marathonlauf mit den Hunden zuschreiben.
»Es sieht aber nach mehr als einem Hobby aus«, meinte ich.
»Ich wünschte fast, es wäre so. Dann hätte ich etwas zu sagen, wenn ich gefragt werde, was ich mache.« Sie verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
»Werden Sie das oft gefragt?«
»In Cambridge? Machen Sie Witze? Versuchen Sie mal hier in der Gegend jemandem zu erklären, daß Sie eine traditionelle Ehe führen, und im Gesicht der Leute steht nur ein Wort, und das ist Opfer.
Sie war wahrscheinlich noch nie auf den Gedanken gekommen, daß es tatsächlich möglich ist, Kaffee zu kochen, ohne dafür die Kaffeebohnen selbst mahlen zu müssen. Als ich sie fragte, wo sie die Schokoladen-Croissants gekauft habe, klärte sie mich zunächst darüber auf, daß sie Petits Pains au Chocolat hießen und auch gar nicht halbmondförmig wie ein Croissant aussehen würden, und dann gestand sie, daß sie sie selbst gemacht hatte. Ich aß vier davon, einschließlich der Krümel, die eher butterzarte Flocken waren als ordinäre Brösel.
Ich hatte die Absicht, sie zu fragen, ob ihr Mann je mit ihr über Donna Zalewski gesprochen hatte, was zwischen den beiden schiefgelaufen sei, worin das Gerücht über ihn bestand, das Rita mir nicht weitersagen wollte, und ob sie gewußt habe, daß Kimis Vorbesitzerin eine Patientin ihres Mannes gewesen war und noch eine Reihe anderer Dinge, aber ich war unkonzentriert und verwirrt. Außerdem wäre es schwierig geworden, ihr diese Fragen im Zusammenhang mit dem Thema Rhodesian Ridgebacks, über das wir reden mußten, zu stellen.
»Diese beiden sind nochjung«, sagte sie gerade. »Wir haben Nip im letzten Sommer zu Ende gebracht, und Tuck jetzt im Dezember. Joel arbeitet mit ihr. Er hat weniger Zeit als ich.«
Einen Hund zu Ende zu bringen klingt, als sei es einer dieser schrecklichen Euphemismen und hieße in Wahrheit, daß man den Hund umbringt, aber es bedeutet tatsächlich etwas Gutes, nämlich einen Championtitel in der Zuchtgruppe, für den man Punkte bei den Meisterschaftsschauen des AKC erwerben muß. Man braucht fünfzehn Punkte von mindestens drei verschiedenen Preisrichtern und mindestens zwei sogenannte »Majors«, womit Drei-, Vier- und Fünf-Punkt-Gewinne gemeint sind. Die Punkte für den Championtitel gehen an den Sieger-Rüden und die Sieger-Hündin, und... aber das würde hier wohl zu weit führen.
»Ich gratuliere«, sagte ich und fügte hinzu, »Haben Sie die Absicht, Eltern zu werden?«, wobei ich Tuck und Nip meinte, die schlafend auf dem Fußboden ausgestreckt lagen.
Tuck war eine wunderschöne Hündin, die einen Champion-Titel errungen hatte und Kelly eine wirkliche Hundenärrin, die von mir wußte, daß ich ebenfalls eine war. Soweit ich wußte, hatten die Bakers fünf »Kinder«. Jeder, der etwas von Hunden versteht, mußte also annehmen, daß die Bakers die Absicht hatten, Tuck decken zu lassen, und auch Kelly hätte wissen müssen, daß ich das gemeint hatte. Aber sie wußte es anscheinend
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