Dem Killer auf der Fährte
Frau Hunde verabscheut, und es ist möglich, daß sie Kimi wiedererkennt. Sie kommt dann wahrscheinlich bloß aus dem Haus gerannt und schreit Sie an, aber sie kann wirklich ziemlich unangenehm werden.«
»Was hat Kimi denn gemacht?«
»Sie hat sich ein paarmal losgerissen und hat angefangen, im Garten zu graben.«
»Und ist dabei erwischt worden?«
»Ja, richtig. Und die Frau ist total ausgeflippt. Allerdings würde sie Kimi vielleicht doch nicht wiedererkennen. Sie findet wahrscheinlich, daß alle Hunde gleich aussehen, und Kimi ist sehr gewachsen.«
»Wer ist diese Frau?«
»Jemand mit einem schwarzen Daumen, statt dem sprichwörtlich grünen, die Hunde haßt. Übrigens, sie heißt ironischerweise auch noch Green. Jedenfalls ist es ihre eigene Schuld. Sie ist schließlich diejenige, die den Dünger ausstreut. Und man hat ihr gesagt, daß sie etwas anderes nehmen soll, aber sie will nicht.«
»Haben Sie Kimis erste Besitzerin gekannt?« fragte ich und ließ dabei meine direkte Vorgängerin und mich, die dritte Besitzerin, unerwähnt.
»Nein«, antwortete Kelly. »Ich meine, ich weiß, wie sie aussah, aber das ist alles.«
Kelly erwies sich in dieser Hinsicht als echte Hundenärrin. Sie erinnerte sich zwar an Kimis Namen, hatte aber wahrscheinlich nie daran gedacht, den Namen ihrer Besitzerin herauszufinden.
»Wußten Sie, daß sie gestorben ist?« erkundigte ich mich noch.
»Wirklich? Sie war jung.«
»Ja.« Wir schwiegen eine Weile, als ob wir eine Gedenkminute einlegen wollten.
»Und wie geht's Ihnen so?« Kelly wollte offensichtlich wissen, wie es meinen Hunden ging.
»Rowdy und ich trainieren für die Wettbewerbe, Kimi macht einen Einführungskurs in die Zivilisation, und dann sehen wir weiter.«
»Das war eine gute Kolumne, über das unterwürfige Urinieren«, sagte sie.
»Danke«, quittierte ich das Lob. »Dabei fällt mir ein, ich könnte Ihre Hilfe bei der Kolumne gebrauchen, an der ich zur Zeit arbeite. Ich habe daran gedacht, etwas über Ridgebacks in der Ausbildung zu schreiben. Dabei versuche ich zum Beispiel, die Leute zu ermuntern, viele verschiedene Rassen trainieren zu lassen.«
»Damit es nicht immer so aussieht wie ein Verein der Züchter von Golden Retrievern?«
»Stimmt«, gab ich zurück. Der American Kennel Club hat 1977 zum ersten Mal einen Champion-Titel für die Ausbildung vergeben. Die ersten drei Hunde, die ihn erhielten, waren alle Golden Retriever. Man trifft inzwischen auch eine Menge Shelties, Rottweiler, Schäferhunde und Pudel im Training, nicht nur weil es so viele davon gibt, sondern weil es Rassen sind, die sich gut für eine Ausbildung eignen. Aber man findet nicht viele Ridgebacks dort, eben weil sie überhaupt recht selten sind. Es ist keine gebräuchliche Rasse. »Sie haben einen C.D. mit einem Ridgeback bekommen, nicht wahr?« fragte ich Kelly.
»Ja, mit Zing. Wir waren seine Miteigentümer. Und jetzt arbeite ich mit diesen beiden. Aber wir trainieren nicht im Cambridge Club«, fügte sie entschuldigend hinzu. Das ist der Club, in dem ich arbeite, der Cambridge Dog Training Club.
»Ist ja nicht schlimm«, antwortete ich lächelnd. »Würden Sie vielleicht mal mit mir über mein Thema reden?«
»Sicher. Haben Sie heute Nachmittag Zeit?«
Das von einem Architekten neugestaltete Haus der Bakers am Fresh-Pond-Ende der Lakeview Avenue war, wie das von Elaine Walsh, in einem blassen Gelb gestrichen, einem Farbton, der von den Bewohnern der Brattle Street in Mode gebracht wurde, die ihre stattlichen viktorianischen Häuser in so merkwürdig dekorativen Farbtönen wie rotbraun, zartem Lavendel oder silbriggetöntem Gelb angestrichen haben - oder besser gesagt: haben anstreichen lassen. Das Gelb der Bakers war kremiger, als das bei Elaine, blasser und wärmer, und es war ihnen gelungen, dem Haus innen und außen einen sowohl gemütlichen wie auch eleganten Charakter zu geben.
In der Mitte der Küche befand sich eine Arbeitsfläche aus Granitstein mit einem Regal aus Kirschbaumholz und einer Marmorplatte sowie einem Gasherd von der Größe, wie man sie in Restaurantküchen sieht. In dem Regal standen gußeiserne Pfannen, blaue Keramiktöpfe, in denen Schöpfkellen aus Metall und Kochlöffel aus Holz standen, ein Holzblock, in dessen Schlitzen riesige Messer staken, und eine von diesen mechanischen Orangenpressen, die dreimal soviel kosten wie eine elektrische, ein Vier-Scheiben-Toaster und nicht zuletzt ein Mixer, der so groß war, daß man ihn sicher gut
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