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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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ausgewogensten Nahrungsmittel, die es gibt: Pizza. Wenn man bei der Bestellung alles richtig macht, bekommt man etwas von jeder Nahrungsmittelgruppe, über die wir in der Grundschule ausgiebig belehrt wurden: Käse als Protein, der Teig als Stärke plus Tomaten und Sardellen. Pizza ist so etwas wie Eukanuba für Menschen, und wenn man die Peperoni wegläßt, wird sie auch von Hunden sehr geschätzt. Rowdy lag ausgestreckt auf dem Linoleumboden und sah mit großen Augen, aber regungslos zu uns auf. Aus Rücksicht auf Rita hatte ich Kimi in ihre Kiste in meinem Schlafzimmer eingesperrt.
    »Man hört heutzutage nicht mehr viel darüber«, antwortete Rita, »Es ist nicht mehr schick, weißt du? Seit es Valium gibt, hört man auch praktisch nichts mehr von Librium, und Valium ist eigentlich auch nicht mehr schick, weil Unruhe und Nervosität zur Zeit >out< sind.«
    Im Gegensatz zu einigen rezeptpflichtigen Medikamenten ist Rita niemals >out<. Seit kurzem trägt sie statt einer dauergewellten Löwenmähne ihr Haar kurz und gerade geschnitten, was sie zwar alle zwei Wochen vom Frisör nachschneiden lassen muß, aber es ist die Mühe und das Geld wert, denn sie sieht phantastisch aus. Außerdem sieht sie immer so aus, als ob sie die Pizza mit Messer und Gabel essen würde, aber sie benutzte dazu ihre Hände wie alle anderen auch.
    »Und was ist >in    »Depressionen«, sagte sie fröhlich. »Prozac.« Sie zerdehnte das Wort, während sie es aussprach und wiederholte es noch einmal. »Prozac.«
    Sogar ich hatte bereits von Prozac gehört. Man konnte in Cambridge keine Party mehr besuchen, ohne daß einem dort sechs oder acht Leute versicherten, wie viel besser es ihnen ginge, seit sie es nehmen.
    »Macht dir das nicht das Geschäft kaputt?« wollte ich wissen. Rita ist keine Ärztin. Sie läßt die Leute sich gesund reden.
    »Nein, eigentlich nicht. Es hilft nicht bei jedem. Und die Leute nehmen es nicht für immer. Und bei einigen ist es so, daß sie zwar finden, es hilft ihnen, weil sie sich weniger depressiv fühlen, aber sie mögen es trotzdem nicht, weil sie sich davon irgendwie fremdbestimmt Vorkommen. Vielleicht sind das aber auch Menschen, die sich auch nicht frei und unabhängig fühlen können, wenn sie es nicht einnehmen.«
    »So ging es mir nach Vinnies Tod. Bevor ich Rowdy bekam.«
    Vinnie war mein letzter Golden Retriever, ein Geschenk des Himmels, das mir meine Mutter gemacht hatte. »Ohne einen Hund fühlte ich mich irgendwie auch nicht frei und unabhängig.«
    »Tatsächlich? Aber einige dieser Menschen, von denen ich spreche, haben schon einen Hund.«
    »Wie Donna Zalewski.«
    »Nein.« Sie fing an, die halbe Pizzascheibe in ihrer Hand zu studieren. Ein Champignon hatte sich vom Belag gelöst und baumelte an einem Mozzarella-Faden. Sie fixierte ihn und beobachtete seine Bewegungen, als ob die Pizzascheibe einer ihrer Patienten und der Champignon ein nervöses Gesichtszucken wäre, das sie gerade interpretierte.
    »Habe ich dich etwa was gefragt? Ich sagte nur, sie hatte einen Hund. Kimi.«
    Rita verzog das Gesicht.
    »Ich will nur eins wissen, und es geht nicht um sie. Also, hör' zu: Wo könnte sich jemand so was wie Sinequan beschaffen? Joel Baker ist doch kein Psychiater, stimmt's? Er kann also keine Rezepte ausstellen. Und Elaine Walsh konnte es auch nicht.«
    »Joel ist Psychologe.«
    »So wie Elaine, richtig? Und so wie du.«
    »Ja.«
    »Gut. Rein theoretisch: Angenommen, du hast eine Patientin, und sie kann nicht schlafen, oder so was. Was machst du dann?«
    »Ich rede mit ihr darüber«, gab Rita zur Antwort.
    »Ach komm, Therapeuten sollten nicht moralistisch werden. Stell' dir doch mal vor, daß jemand Prozac möchte, und du hältst das für eine gute Idee. Könnte das nicht mal Vorkommen?«
    »Natürlich. Es kommt vor.«
    »Okay. Und was machst du dann? Rufst du bei dem Hausarzt des Patienten an?«
    »Nein. Man würde den Patienten an einen Mediziner verweisen. Jeder Arzt kann ein Rezept ausstellen, und viele Leute bekommen Prozac oder Valium oder was auch immer von ihrem Internisten oder praktischen Arzt und gehen überhaupt nie zu einem Therapeuten. Manchmal ist das ein Teil des Problems, mit dem man es zu tun hat. Es ist nicht schwer, ein Rezept zu bekommen. Du weißt das bloß nicht, weil du ja nie zum Arzt gehst.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Der Tierarzt gilt nicht. Jedenfalls habe ich schon Patienten angenommen und mit ihrer Therapie begonnen, bevor ich herausfand, daß sie Valium und

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