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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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auch keinen Brief geschrieben, den man so praktisch als Abschiedsbrief hätte präsentieren können. Ich nehme an, daß Kelly trotzdem hoffte, es würde wie Selbstmord aussehen, denn sie hatte vermutlich erfahren, daß Elaine über den Tod ihrer Patientin sehr betroffen war. Ich meine, sie wußte ja, wie sehr sich Therapeuten so etwas zu Herzen nehmen. Aber weißt du, was ich noch glaube? Ich glaube, daß Kelly einfach nicht wußte, wie sie sonst jemanden umbringen sollte. Ganz simpel: Es war die einzige Methode, die sie jemals angewendet hat, und es hatte prima geklappt. Und es ist das, was beim zweiten Mal passierte, bei Elaine Walsh, was mich zu der Überzeugung gelangen läßt, daß Kelly, und nicht Joel, es getan hat. Hör zu.«
    »Ich höre zu.« Steve legte sich nieder, schob Rowdy sanft zur Seite und streckte sich auf der Matratze lang aus.
    »Diesmal wissen wir ganz genau, worin das Zeug war, richtig? Im Hüttenkäse. Und wir wissen auch, daß es untergerührt wurde. Es wurde nicht nur auf die Oberfläche gestreut, denn in der leeren Packung hat man noch Spuren davon festgestellt. Jetzt gibt es also zwei Möglichkeiten: Die eine ist, Kelly geht zu Elaine, öffnet den Milchbehälter, nimmt den Deckel von dem Hüttenkäse, schüttet das Sinequan hinein und nimmt einen Löffel, um es umzurühren.«
    Steve sah mich skeptisch an.
    »Du hast recht«, meinte ich. »Die zweite Möglichkeit ist wahrscheinlicher: Kelly bekommt Hüttenkäse von Pleasant Valley. Elaine ebenfalls. Ich weiß zwar nicht, woher sie das wußte, aber sie wußte es. Also nimmt Kelly ihre eigene Packung, präpariert sie zu Hause, und bei Elaine muß sie die Packungen dann nur noch austauschen. Das ist alles. Sie öffnet den Milchbehälter, nimmt Elaines Hüttenkäse heraus und stellt ihren hinein. Das dauert nicht länger als ein paar Sekunden.«
    »Moment mal«, unterbrach mich Steve. »Wie kann sie sich unbehelligt an Elaines Milchbehälter zu schaffen machen?«
    »Das ist einer der Gründe, warum es Kelly gewesen sein muß«, antwortete ich. »Denn sie ist diejenige, die immer mit den Hunden unterwegs ist. Hier in Cambridge gibt es doch die Bestimmung, daß Hunde angeleint werden müssen. Und sie hat Tuck auch immer an der Leine. Aber Nip meistens nicht. Der schlendert immer nur so mit und braucht eigentlich gar nicht angeleint zu werden. Ich weiß, jeder Hund im Stadtverkehr gehört an die Leine, und ich finde das auch richtig, aber nicht so Kelly. Sie hat zwar immer seine Leine dabei, aber meistens läuft er frei herum. Was tut sie also bei Elaines Eingang? Oder auch an dem von Donnas Haus? Ganz einfach: Ihr Hund schnüffelt da herum, und sie holt ihn nur zurück. Und nicht nur das, sie hindert ihn auch daran, den Milchbehälter zu plündern. Das ist doch die ideale Ausrede. Und außerdem sieht man sie mit ihren Hunden überall und zu jeder Zeit in dieser Gegend. Das ist so ähnlich wie beim Postboten. Niemand würde sich mehr wundern, wenn sie irgendwo erschien, weil sie ständig mit den Hunden unterwegs ist und zwangsläufig überall einmal auftaucht.«
    »Geht Joel nie mit ihnen raus?«
    »Ab und zu wahrscheinlich schon. Und am Wochenende gehen sie beide zusammen mit den Hunden spazieren. Aber in unserer Gegend bekommt man am
    Wochenende keine Milch geliefert. Und Joel arbeitet während der Woche. Dann empfängt er seine Klienten. Sie hat keine festen Termine. Sie führt die Hunde aus, sie kocht und macht den ganzen Haushaltskram.«
    »Und warum können es nicht beide zusammen gewesen sein? Selbst wenn sie es war, die das Zeug sozusagen frei Haus geliefert hat.«
    »Ich sagte ja, es wäre möglich. Aber sie hätte es auch allein tun können, und er nicht. Außerdem ist da noch ihre Küche, und das ist keine normale Küche. Man könnte darin Unterricht in Hauswirtschaftslehre geben. Der gesamte Inhalt der Gefriertruhe und des Kühlschranks ist auf Listen verzeichnet. Hätte er etwas daraus entfernt, hätte sie es mit Sicherheit bemerkt. Aber sie brauchte den Hüttenkäse nur zu nehmen. Paß auf, stell dir doch mal folgendes Szenario vor: Es ist Vormittag. Joel geht zu seinen Klienten in die Praxis. Kelly mischt das Sinequan in den Hüttenkäse, nimmt die Packung zu Elaines Haus, tauscht sie dort aus, kommt wieder nach Hause und stellt Elaines Hüttenkäse in den Kühlschrank. Und er hätte nichts von alldem bemerkt.«
    Steve nickte.
    »Aber Joel? Er taucht plötzlich in der Küche auf, schnappt sich eine Packung Hüttenkäse, rennt damit

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