Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
Vom Netzwerk:
weibliches Tier anzugreifen. Malamutes sind grundsätzlich vorurteilsfreie Wesen, und wenn sie urteilen, dann ganz und gar unvoreingenommen. Weil sie sich nicht vor ihrer eigenen Stärke fürchten, haben die Hündinnen auch keinen Grund, einem Kampf untereinander aus dem Weg zu gehen.
    Meine Hand tat noch immer höllisch weh, aber das Klopfen in der Wunde kam eher von meinem Zorn als vom Schmerz, und ich empfand es als ein hartnäckig ansteigendes Gefühl von Stärke. Mein Kopf war nun völlig klar. Ich wußte, daß hier niemand fair gekämpft hatte, Donna nicht, Elaine nicht, die Bakers nicht.
    Eine Stunde später parkte ich meinen Wagen vor Joel und Kelly Bakers Haus. Mein Haar war immer noch naß von einer schnellen Dusche, die ich zu Hause genommen hatte. Irgend etwas hatte mich veranlaßt, mich ganz in Schwarz zu kleiden: schwarze Jeans, schwarzer dünner Rollkragenpullover und einen schwarzen Pulli. Im Badezimmerspiegel hatte mein Gesicht so weiß ausgesehen, als hätte ich es mit Talkum gepudert, und ich beließ es so. Ich fühlte mich rein und leicht. Ich lächelte überhaupt nicht.
    Es war so kalt an diesem Tag, daß sich in meinem Haar Eiskristalle gebildet haben mußten, bis ich die Eingangstür der Bakers erreicht hatte, und wenn ich nicht meine Handschuhe getragen hätte, wäre sicher ein Teil von meiner Hand an dem schmiedeeisernen Türklopfer festgefroren und hängengeblieben. Ich ließ ihn hart auf die Tür fallen. Es gab dort auch eine Klingel, aber zartes Glockengeläut schien mir der falsche Auftakt für meinen Besuch zu sein.
    Nip und Tuck verstanden meine Absichten sofort. Als ich mit dem Eisengriff gegen die hübsche, pastellgelbe Tür hämmerte, kamen sie angerannt, und ich konnte hören, wie sie sich auf der anderen Seite der Tür aufbauten. Rhodesian Ridgebacks wurden für die Jagd von Großwild und für den Einsatz als Wach- und Schutzhunde gezüchtet. Es mag Rassehunde geben, die lauter und tiefer knurren können, als Ridgebacks, aber keiner, den ich kenne, ist imstande, dabei bedrohlicher zu klingen als diese afrikanischen Löwenhunde. Wenn Bulldoggen und Rottweiler knurren, paßt dieses Geräusch zu ihrem Äußeren und ihrem Charakter. Ridgebacks dagegen sind ruhige, friedfertige Hunde, stark und elegant - bis sie dieses Knurren von sich geben, das tief im Unterleib entsteht, sich die Kehle hinaufrollt und donnernd zwischen den halbgeöffneten Kiefern hervordringt, und bei dessen Klang einem das Blut in den Adern gefriert. Ich habe keine Angst vor Hunden, aber als ich dieses Knurren hörte, blieb mir das Herz einen Augenblick stehen, und als es wieder einsetzte, klopfte und raste es mir in den Ohren. Und in diesem Moment begriff ich endlich die Verwandtschaft zwischen den Bakers und ihren Hunden: Auch Rhodesian Ridgebacks sind nicht immer das, was sie scheinen.
    Ich werde nie erfahren, ob Kelly Baker mich erwartet hatte oder nicht. Als sie die Tür öffnete, hielt sie Nip am Halsband, und dieser große, schöne Hund funkelte mich an und knurrte immer noch leise. Tuck, die Hündin, gab sein ebenfalls knurrendes Echo, während sie nervös hinter Kelly auf und ab lief.
    »Hunde«, begrüßte ich Kelly. »Ich habe heute morgen viel über Hunde nachgedacht, über Hunde und hinterhältige Täuschungen.«
    »Kommen Sie herein«, antwortete sie. »Die Hunde tun Ihnen nichts.« Ihre zarte Haut war sogar noch blasser als meine, und sie hatte tiefviolette Schatten unter den Augen. Sie trug eine mit Mehl bestäubte Schürze aus blauem Jeansstoff und darunter einen pastellfarbenen Jogging-Anzug mit schmutzigen Ärmeln.
    »Ich weiß«, sagte ich, und das stimmte. Sogar mit meiner genähten und bandagierten Hand als anschaulichen Beweis dafür, daß mich ein Hund tatsächlich beißen kann, hatte ich keine Angst vor ihnen. Die Angst hatte ich vielmehr vor ihr und vor der Auseinandersetzung mit ihr, vielmehr Angst, als ich vor Joel gehabt hatte, mehr Angst, als ich immer noch vor ihm hatte.
    Der Flur war ebenso wie die Küche, in die er führte, mit rotbraunen Waliser Keramikfliesen ausgelegt, ein Effekt, den der Linoleumbelag in meiner Küche kopieren soll, bis ich mir das Original leisten kann. In einer Ecke stand ein offensichtlich frischrestaurierter viktorianischer Kleiderständer, an dessen Armen ein paar von Kellys Parkas hingen, und auf einer Ablage lag eine Kollektion Hüte mit passenden Handschuhen. Neben dem Kleiderständer wirkten sowohl Kelly als auch ich selbst winzig, und wie üblich, gaben

Weitere Kostenlose Bücher