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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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was aber für ihn alles zerstört hätte, nicht nur seine Karriere, sondern sein ganzes Leben. Wenn das bekannt würde, wäre er einfach nicht mehr Joel Baker. Und Kelly könnte natürlich auch nicht länger Kelly Baker bleiben. Für die meisten Leute wäre ein Mann, der sich als Frau ausgibt, ein Freak, und das selbst in der liberalen Idylle von Cambridge, wo lesbische Frauen so offen wie fast nirgendwo sonst leben können. Und was wäre Kelly? Falls es dafür ein Wort gibt, habe ich es noch nie gehört. Und ihre Ehe? Die wäre ganz offensichtlich ungültig. Ich dachte an die lesbischen Paare, die ich kannte. Joel und Kelly waren keines von diesen, und sie wollten es auch nicht sein. Sie wollten Mann und Frau sein, und das waren sie auch. Ich hatte nie etwas anderes in ihnen gesehen.
    Ich fand Steve in seiner Praxis, wo er auf einem Klappbett schlief. Er lag auf dem Bauch, ein Arm hing herunter, und mit der Hand hielt er eine von Rowdys Pfoten umfaßt. In einer Art atavistischer Suche nach einer Höhle war Rowdy unter das Bettgestell gekrochen, aber als er mich hörte, zog er seine Pfote aus Steves Hand, krabbelte heraus und schüttelte sich wach. Dann ließ er seine neunzig Pfund auf den Boden plumpsen, rollte sich auf den Rücken und knickte seine weißen Pfoten ein, um mir seinen Bauch zu präsentieren. Wenn man aussieht wie ein besonders schöner Wolf, der sich ein paar Extrakilo zugelegt hat, ist es besonders schwer, die Schmusekatze zu spielen, und wenn es so überzeugend gelingt, verdient das eine Belohnung. Ich kniete also nieder und kraulte mit der unverletzten Hand seine Brust. Dann stand ich wieder auf und ging zu Kimi, die immer noch schlafend in ihrem Käfig lag. Das Fell über ihren Rippen hob und senkte sich langsam und regelmäßig. Die schwarze Maske um ihre geschlossenen Augen verlieh ihr einen ernsten und entschlossenen Ausdruck. Sie sah nun nicht mehr betäubt oder krank aus, sondern so, als habe sie den unumstößlichen Entschluß gefaßt, sich einmal richtig auszuschlafen. Sie zuckte leicht mit einem ihrer Hinterbeine und dann mit einem Ohr. Was sie schließlich weckte, war, glaube ich, nicht so sehr meine Anwesenheit als die von Rowdy. Er war mir gefolgt, preßte nun seine große schwarze Schnauze gegen das Gitter und gab ein lautes Schnüffeln von sich. Noch bevor sie die Augen öffnete, hob Kimi den Kopf.
    »Würdest du ihn bitte da rausholen?« Steve war in den Raum getreten. Er sah verschlafen aus. »Laß sie schlafen!«
    »Sie ist okay, oder?« fragte ich.
    Er nickte. »Es geht ihnen beiden wieder gut. Kimi muß sich nur noch etwas ausruhen. Was ist mit deiner Hand?«
    »Du hast keine Ahnung, wie wenig Ahnung Ärzte haben«, antwortete ich. »Aber ich bin jedenfalls okay. Hör mal, bist du wach? Ich muß mit dir reden.«
    Zurück im Zimmer, faltete Steve das Klappbett zusammen und stellte es in den Schrank. Dann setzten er und Rowdy und ich uns auf die Matratze, die auf dem Boden lag, wobei Rowdy mit Abstand den meisten Platz einnahm.
    »Ich versuche, mir darüber klar zu werden, was ich jetzt machen soll«, fing ich an. »Ich bin absolut sicher, daß einer der Bakers Elaine Walsh und Donna Zalewski umgebracht hat. Allerdings bin ich nicht ganz so sicher, wer von beiden, und ich will der Polizei nicht den Falschen ausliefern.«
    »Und wenn es beide waren?«
    »Oh, ich bin sicher, beide wissen es. Aber das Problem ist, wer hat es getan? Kann ich das Ganze mal mit dir durchsprechen?«
    »Kann ich dich davon abhalten?«
    Rowdy hatte den Kopf auf seine Vorderpfoten gelegt und starrte Steve an, der mit einem Finger die Mulde kraulte, die Malamutes zwischen ihren Augen haben.
    »Nein. Möchtest du mich davon abhalten?«
    Steve sah mich traurig an.
    »Okay, ich denke mir, daß es sich folgendermaßen abgespielt hat: Donna spricht Elaine gegenüber diese Anschuldigungen aus. Solche Geschichten hat sie schon vorher erfunden, aber bis dahin hat sie praktisch niemand ernst genommen. Ihre Mitbewohnerinnen nicht, und ich wette, auch sonst niemand. Aber diesmal ist alles anders. Erstens, weil Elaine ihre Therapeutin ist und es deshalb ihre Aufgabe ist, solche Dinge ernst zu nehmen. Aber dann auch, weil Donna Elaine genau das erzählt hat, was sie hören wollte, und zwar, daß sie von einem Mann mißbraucht wurde. Hätte sie ihr eine andere Geschichte erzählt, wäre Elaine vielleicht eher dahinter gekommen, daß es nicht die Wahrheit war. Übrigens würde Rita wahrscheinlich sagen, daß es in jedem

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