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Dem Killer auf der Fährte

Dem Killer auf der Fährte

Titel: Dem Killer auf der Fährte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Conant
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wieder raus, mischt etwas Sinequan hinein und verkündet Kelly, daß er die Hunde auf einen kleinen Spaziergang mitnimmt?«
    »Kelly hätte doch mal gerade außer Haus sein können.«
    »Ja, sicher. Das ist möglich. Und deshalb versuche ich ja, mir alles ganz genau vorzustellen. Es läuft nur immer wieder darauf hinaus, daß es leicht für sie und schwierig für ihn gewesen wäre. Die beiden sind nicht so ein Paar, wo alles halbe-halbe gemacht wird. Andere Paare haben vielleicht zwei Telefone, weil sie sich sonst ständig über die Telefonrechnung streiten, und wenn man die Frau unter der Nummer ihres Mannes anruft, holt er sie nicht etwa ans Telefon, sondern sagt, man müßte ihre Nummer wählen und umgekehrt. Und genau von der Sorte sind die Bakers eben nicht.«
    »Ja, schon, aber hätte er dann nicht bemerkt, daß irgendwas faul war?«
    »Natürlich hätte er das. Er mußte es wissen. Vielleicht wußte er es noch nicht unbedingt bei Donna, aber bei Elaine ganz sicher. Ich meine, er konnte unmöglich annehmen, daß das Ganze ein Zufall war. Für ihn wäre es viel zu schön gewesen, um wahr zu sein. Er ist ganz bestimmt dahinter gekommen. Aber was hätte er tun sollen? Mir gegenüber hat er ja auch nichts bestritten. Und deshalb sah er auch so stolz aus: Kelly ist seine Frau.«
    »Es sind beides Frauen«, sagte Steve matt.
    »Nicht füreinander. Darum hat Kelly Elaine umgebracht. Und Donna. Oder beide haben sie umgebracht, weil sie einfach das bleiben wollten, was sie sind.«
    »Das will ich auch«, sagte Steve. Er stand auf, nahm Rowdy beim Halsband, führte ihn ins Untersuchungszimmer und schloß leise die Tür. Dann legte er sich wieder neben mich auf die Matratze mit den Worten: »Und wir sind nicht zwei Frauen.«
     

 Ungefähr um fünf Uhr morgens wurde ich von einem klopfenden Schmerz in der bandagierten Hand geweckt. In der ungelüfteten Praxis roch es nach kranken Hunden und gesunden Menschen. Ohne Steve zu wecken, nahm ich meine Kleider und ging zu Kimis Krankenlager. Im Schein des frühen Morgenlichts, das einen kalten grauen Tag ankündigte, schlüpfte ich in meine Jeans und den Pullover. Allerdings ist kein Tag richtig kalt und grau, wenn man einen tollen Hund hat. Kimi strengte sich furchtbar an, um auf die Füße zu kommen, und als sie es schließlich schaffte, schüttelte sie sich, wedelte mit ihrem langen, buschigen Schwanz und wuuhte zur Begrüßung. Ich öffnete die Käfigtür und ließ sie heraus. Sie war zwar noch etwas wacklig auf den Beinen, aber ihre Lebensgeister waren wieder erwacht.
    »Ich hab so eine Ahnung, daß du heute morgen kein Frühstück bekommst«, flüsterte ich ihr zu. »Tut mir leid.«
    Ich kniete nieder, und sie versuchte, ihre Vorderpfoten um meinen Hals zu legen. Ich mußte ein wenig nachhelfen. Dann leckte sie mir mit ihrer nassen Zunge über das Gesicht. Rowdy, der selbst im Schlaf jede ernsthafte Konkurrenz um meine Zuneigung wittern konnte, stieß mit lautem Knall die Schwingtür auf, kam hereingestürzt und schubste Kimi aus dem Weg.
    »Langsam«, ermahnte ich ihn sanft. »Sei friedlich.«
    Ich hörte Steve irgend etwas murmeln.
    Als ich so auf dem Boden kniete, mit meiner schmerzenden Hand, meinen dreckigen Kleidern und einem zerknautschten, von der nassen Hundezunge glänzenden Gesicht, fühlte ich mich zwar körperlich ganz zerschlagen, aber geistig merkwürdig klar. Ich besaß die beiden schönsten Hunde auf der ganzen Welt. Sie waren freundlich, liebevoll, intelligent und noch am Leben. Daß sie nun in Sicherheit waren, setzte die ganze Wut, die ich unterdrückt hatte, frei. Mußte ich wirklich wissen, wer von den beiden Bakers sie beinahe umgebracht hätte, bevor ich etwas gegen sie unternahm? Und wäre ich fast gestorben, hätte wohl keiner der beiden Hunde gezögert, um alles noch einmal abzuwägen, zu bedenken und durchzusprechen. Alaskan Malamutes suchen den Streit nicht. Aber sie würden auch niemals vor einem davonlaufen. Ich hatte nichts getan. Warum sollte ich davonlaufen? Worauf sollte ich warten? Man stelle sich einen Alaskan Malamute vor, der einem Mörder vierundzwanzig Stunden Bedenkzeit gibt. Ein Malamute hätte sich auch nicht darum gekümmert, wer von zwei möglichen Personen die richtige war. Und vor allen Dingen hätte ein Malamute nicht aus dem Grund gezögert, den ich plötzlich als ausschlaggebend dafür ansah, daß ich bisher so verständnisvoll, teilnehmend und geduldig gewesen war: Eine Malamute-Hündin hatte keine Angst, ein anderes

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