Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
2009 belegt er den neunten Platz.
Im Oktober 2008 haben Unbekannte im Haus der Schützengilde einen Einbruch verübt. Die Diebe sägen den Tresor mit einer »Flex« auf und stehlen über 20 Schusswaffen – Gewehre, Revolver und Pistolen, dazu mehr als 1000 Schuss Munition. Danach beseitigen sie gekonnt alle Spuren, sodass der Diebstahl erst Tage danach entdeckt wird. Die Tat ist noch immer ungeklärt, aber seitdem wurden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft, ein neuer Tresor angeschafft, die Zugänge zum Haus besser gesichert.
Am 29. März 2008 schießen Hansjürgen H. und sein Sohn Andreas gemeinsam auf dem Schießstand. Die Familie hat ein »nettes Verhältnis zueinander«, findet der Vorsitzende des Vereins.
Und nun, nicht einmal zwei Wochen später, steht das Osterfest vor der Tür. Ein paar Tage vorher sitzt Familie H. an einem dieser warmen Märztage im Garten und trinkt Kaffee. Man spricht über die bevorstehenden Feiertage. Am Karfreitag will man gemeinsam brunchen. Auch Andreas’ Freund Frederik könne gern mit vorbei kommen. Am Gründonnerstag wollen die Eltern tanzen gehen. In den Marstall im Schlosspark. Der Marstall nennt sich selbst »Kultur-Spiel-Spasszentrum«, es gibt Musik, Themenabende, Karaoke-Partys, Oldie-Nights und »Italienische Nächte«.
9. April 2009, Gründonnersta g
Das Osterfest ist das höchste Fest der Christen und neben Pfingsten auch das älteste. Seit dem dritten Jahrhundert wurde die Woche vor Ostern, die so genannte Karwoche, als Vorbereitung für die Fastenzeit eingeführt und ab dem vierten Jahrhundert galt die Zeitspanne vom Abend des Gründonnerstags bis zum Morgen des Ostersonntags als die »drei heiligen Tage«, die gleichzeitig der Höhepunkt des Kirchenjahres waren.
Die Christen feiern die Auferstehung Jesu Christi; den Sieg über Verdammnis und Tod und die Erlösung der Menschen von der Erbsünde durch Gottes Sohn. Mit dem Osterfest beginnt die »österliche Freudenzeit«, die 50 Tage bis zum Pfingstfest dauert.
Gründonnerstag ist der fünfte Tag der Karwoche, der Tag vor Karfreitag. Er steht für das Abendmahl, das Jesus Christus mit seinen zwölf Jüngern gefeiert hat. Es ist der Vorabend des Todes Jesu Christi.
Andreas H. hat die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag bei seinem Freund Frederik übernachtet. Gegen 14:00 Uhr kommt er nach Hause. Mit seiner Schwester Annemarie soll er die Pergola im Garten reinigen. Die Geschwister borgen sich beim Nachbarn gegenüber einen Hochdruckreiniger.
Gemeinsam isst die Familie Abendbrot – es gibt Käsenudeln. Auch Frederik ist dabei. Gegen 21:00 Uhr verabschieden sich die Eltern von den Kindern und machen sich mit Freunden auf den Weg in den Marstall . Andreas will später nachkommen – er möchte vorher noch einmal mit Frederik zu dessen Wohnung. Die Schwestern Annemarie und Ann-Christin bleiben lieber daheim, sie wollen fernsehen.
Gegen 23:30 Uhr treffen Andreas und Fredrik im Marstall ein. Sie sind fröhlich, essen eine Kleinigkeit, trinken etwas, unterhalten sich mit Andreas’ Eltern. Sie tanzen sogar. Bis Mitternacht.
Zum Schluss wünscht sich Andreas noch ein besonderes Lied: »Knockin’ on Heaven’s Door«. Frederik und er singen laut mit. Dann gehen sie. Noch vor den Eltern. Andreas will bei Frederik übernachten.
Hansjürgen und Else H. machen sich eine halbe Stunde später auch auf den Weg. Sie haben nur noch wenige Minuten zu leben.
10. April 2009, Karfreita g
Das »Kar« der Karwoche leitet sich aus dem Althochdeutschen »chara« oder Mittelhochdeutschen »kar« ab. Es bedeutet »Klagen«, »Trauer« oder »Elend«. Nach biblischer Überlieferung wird Jesus nach dem Abendmahl in der Nacht verhaftet und am Karfreitag ans Kreuz geschlagen. Der Karfreitag ist der Tag der Erinnerung an die Kreuzigung Jesu. Die katholische Kirche begeht ihn in stiller Trauer.
Andreas H. hat bei Frederik übernachtet. Am Morgen holt er frische Brötchen für Frederiks Familie. Gegen 10:00 Uhr machen sich die beiden Freunde in die Friedhofstraße auf, wo Andreas wohnt.
Um 10:42 Uhr geht ein Notruf beim Roten Kreuz ein. Es ist Andreas H. Mit tränenerstickter Stimme meldet er, dass er seine gesamte Familie tot in der Wohnung aufgefunden habe. Sehr schnell wird auch die Polizei alarmiert. Nachbarn sehen kurz darauf, wie Andreas auf die Straße stürmt. Er schreit: »Gestern Abend haben sie noch gelebt!«, wiederholt den Satz mehrfach. Frederik sitzt am Straßenrand, zittert, weint.
Frederiks Eltern werden vom
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