Dem Leben entrissen: Aktuelle authentische Kriminalfälle (German Edition)
daraufhin zielend, einen guten Eindruck zu hinterlassen. Auch Wörter wie »besserwisserisch«, »narzisstisch«, »aufbrausend« oder »aggressiv« fallen. Andreas wird älter. Er leidet angeblich, ohne sich aufzulehnen. Er bindet sich immer stärker an Frederik, seinen einzigen Freund. Frederik fährt mit Familie H. in den Urlaub nach Mallorca.
Im Sommer 2009 wollen Frederik und Andreas nach Rom fahren. Gemeinsam mit einem Freund unternimmt Andreas im Sommer 2008 eine Pilgerreise auf dem Jakobsweg über die Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela. Ende Oktober berichten sie über die Reise im Luthergemeindehaus von Eislingen.
Im Herbst 2008 wird Andreas 18. Sein Vater fährt mit ihm zu einem Juwelier, schenkt ihm eine Uhr. Andreas ist überrascht. Mit so viel Großzügigkeit hat er nicht gerechnet. Doch das ist noch nicht alles. Danach fahren Vater und Sohn gemeinsam mit einem Bekannten in ein Bordell nach Esslingen. Der Vater will dem Sohn einen Besuch bei einer Prostituierten »spendieren« und erklärt, dass Ehefrauen höchstens als »Kumpel« taugten. Für spezielle Sachen müsse man eben zahlen. Die Damen in dem Etablissement scheinen Hansjürgen H. zu kennen, anscheinend ist der nicht das erste Mal dort.
Andreas ist entsetzt. Sind seine Eltern etwa nicht glücklich miteinander verheiratet? Was ist mit der Zuneigung zwischen Partnern in der Ehe? Wie kann der Vater derart abfällig über die Mutter sprechen? Das »Geschenk« widert ihn an. Vater und Sohn fahren wieder nach Hause.
Kurz darauf erfährt Andreas von seiner Mutter, dass die Eltern ein geheimes Konto in der Schweiz haben, 256000 Euro befänden sich dort. Er erhält – genau wie die beiden Schwestern nach ihrem 18. Geburtstag – eine Vollmacht, die er jedoch nur gemeinsam mit ihnen einlösen kann.
In der Vorweihnachtszeit reist die Familie erneut ins Allgäu. Auch Frederik fährt mit. Bergwanderungen sind an der Tagesordnung. Bei einer dieser Wanderungen kommt es zu einem Zwischenfall, dem später eine folgenschwere Bedeutung zugewiesen werden soll.
Die Familie marschiert, der Vater vorneweg. Es schneit. Nebelschwaden verhindern eine klare Sicht, das Laufen wird zunehmend schwieriger. Der Vater wählt eine vermeintliche Abkürzung, es geht durch tiefen Schnee, alle sind durchnässt, die Kälte beißt bis auf die Knochen. Hansjürgen H. verliert in der anbrechenden Dunkelheit die Orientierung, Andreas begehrt auf, schreit, dies sei hier kein Abenteuer, aber der Vater wisse ja immer alles besser. Stunden vergehen, endlich erreicht die Familie die Berghütte. Andreas ist noch immer erbost, macht dem Vater noch beim Abendessen Vorhaltungen, doch dieser will davon nichts hören. Mutter und Schwestern stellen sich auf Seiten des Vaters; alles könne so schön sein, wenn sie sich nicht immer Andreas’ Gezeter anhören müssten. Andreas stürzt hinaus, während die Familie sich in der Gaststube darüber unterhält, dass der Jüngste wohl nie erwachsen werde.
Frederik findet seinen Freund schließlich im kalten Treppenhaus, Andreas heult, ist aufgelöst, voller Zorn. Am liebsten würde er den Vater umbringen, äußert er. Das scheint ein bedeutsamer Augenblick gewesen zu sein, zumindest nimmt es Frederik so wahr.
Andreas kommt nun zunehmend später nach Hause, trinkt Alkohol, hängt mit Bekannten herum. Der Vater ist enttäuscht, hält ihm die Schwestern als Vorbild vor. Der Sohn will nun auch nicht mehr zu Hause wohnen, er möchte ausziehen, schließlich ist er volljährig. Doch ihm fehlt dafür das Geld und so muss er fürs Erste daheim bleiben.
Können Probleme mit einem dominanten Vater der Grund für den Mord an den Familienmitgliedern sein? Doch welche Familie hat keine Probleme mit heranwachsenden Kindern?
»Für mich war er einer der nettesten Menschen , die ich je kennengelernt habe« – Frederik B .
Frederik ist ein ängstliches Kind. So sagen es zumindest später seine Eltern. Er verbringt viel Zeit zu Hause, spielt am liebsten mit seinem Bruder, liest viel. Einen unglücklichen Eindruck macht der Junge auf die Eltern dennoch nicht. Sie wenden all ihre Aufmerksamkeit dem jüngeren Bruder zu, das Kind scheint schwieriger als Frederik, der sich stets unauffällig verhält. Ja, manche aus seinem Umfeld finden ihn sogar nicht nur verschlossen, sondern fast autistisch. Das Kind sei »starr und verschlossen wie ein Opferstock« gewesen, sagen die Leute im Ort über ihn.
In der Schule gilt Frederik als schüchtern. Freundinnen hat er
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