Dem Leben Richtung geben

erlebten Sie die Atmosphäre, die weiten Räume, die inspirierende Lage, die effektvolle Ausleuchtung, die stilvollen Möbel ... Auf die spontane und scherzhafte Frage, ob er es Ihnen nicht verkaufe, hatte Ihr Freund damals nur gesagt: »Da musst du dir schon dein eigenes Haus bauen!«
    Ab diesem Zeitpunkt veränderte sich etwas in Ihnen. Ihnen fielen auf einmal überall Häuser auf! Überall begannen Sie, Schönes und Hässliches an Gebäuden bewusst wahrzunehmen. In Ihnen formte sich etwas – ein inneres Bild von »Ihrem« Traumhaus. Vor drei Jahren besuchten Sie dann zum ersten Mal Ihren Architekten. Sie erzählten ihm begeistert von Ihren Ideen. Er reagierte zunächst etwas zurückhaltend und fing an, Fragen zu stellen: Ob Sie wüssten, was Ihre Ideen kosten, welche Ressourcen Sie hätten und so weiter. Nachdem Sie sich auf eine Ihrem Potenzial entsprechende Größenordnung geeinigt hatten, machte er sich an den ersten Entwurf. Sie erschraken bei der ersten Präsentation seiner Ideen. Was er da skizziert hatte, war nicht Ihr Haus, das war sein Haus! Es war nicht das Bild, das Sie vor Ihrem inneren Auge hatten. Wie sehr wünschten Sie damals, es gäbe eine drahtlose Bildübertragung von Gehirn zu Gehirn, er könne einfach das innere Bild übernehmen und einen Plan davon machen ...
    Alle Dinge, die sichtbar entstehen, haben einen unsichtbaren Beginn. Sie haben eine Idee. Ein inneres Bild beginnt zu entstehen, zuerst noch verschwommen, dann aber immer konkreter. Meist |124| wandelt sich dieses innere Bild während des Entstehungsprozesses. Sie haben ein Bild von Ihrer Zukunft, Ihrem Leben, Ihrer Firma, einer ganz konkreten Aufgabe und sogar Ihrer Familie. Sie können dieses innere Bild beeinflussen und gestalten. Wenn Sie es nicht bewusst wählen, wird es ein unbewusst entstandenes Bild sein, an dessen Umsetzung Sie arbeiten. Das innere Bild ist sogar stärker als Ideen, die Sie irgendwann einmal zu Papier gebracht haben. Innere Bilder von Dingen leiten uns und beeinflussen unser Handeln.
    Bewusst und proaktiv zu leben bedeutet, dieses innere Bild aktiv zu gestalten, daran zu arbeiten, es immer wieder zu überarbeiten, zu verbessern. Intuition ist nicht schlecht, aber manchmal zu wechselhaft. Sie führt uns in der Regel nicht kraftvoll genug dorthin, wo wir hinwollen. Deshalb sollten Sie einen entscheidenden Schritt weiter gehen: Gestalten Sie! Lassen Sie die Dinge nicht einfach laufen, sondern präzisieren Sie das Bild, das Ihre Zukunft beschreiben soll.
    Dieses innere Bild können Sie gerne auch Vision, Leitbild oder Zielfoto nennen. Unser inneres Leitbild hat eine entscheidende Kraft und einen immensen Einfluss auf unser Leben. Gleichzeitig |125| ist es etwas Lebendiges, es lebt, muss gestaltet, überdacht werden und braucht Updates und Upgrades. Sie werden nie zu einem »perfekten« Leitbild kommen, wenn Sie sich scheuen, mit einer Beta-Version – also einer unvollkommenen Testversion – zu beginnen.

    |125| Eine klare Vorstellung von der Zukunft unseres Lebens zu entwickeln, fällt uns oft sehr schwer. Manche Menschen haben ein schlechtes Gedächtnis, sie können sich nur schlecht an Dinge, Namen, Abgesprochenes erinnern. Heute weiß man, das Gedächtnis ist trainierbar wie unsere Muskulatur. Vergleichbares gilt auch für die Kreativität und die Fähigkeit, in die Zukunft zu denken. Wenn Sie sich nicht nur fremd steuern lassen wollen, beginnen Sie zu üben. Trainieren Sie, kreativ für Ihr eigenes Leben in die Zukunft zu denken. Sie werden feststellen: Je regelmäßiger Sie das tun, umso leichter ist es!

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|126| Balance finden
    An welchen Ihrer Lebensbereiche haben Sie vorhin gedacht, als wir über Visionen sprachen? An Ihre Firma, Ihr gesamtes Lebenswerk, Ihre Ehe? Natürlich gibt es eine Gesamtschau, aber kein Mensch hat nur eine Berufung. Es gibt auch Lebensabschnittsberufungen, Berufungen für einzelne Lebensbereiche und dergleichen. Der Wissenschaftler Nossrat Peseschkian zeigt in einer transkulturellen Studie, dass Leben in einer Balance zwischen vier zentralen Bereichen stattfinden muss, damit es sich gesund entwickelt:
Ich
: Hier geht es um einen gesunden Umgang mit sich selbst, z. B. Bewegung, Ernährung, Freizeit.
Leistung
: Wo möchten Sie Ihre Arbeitskraft einbringen, beruflich, privat oder auch ehrenamtlich?
Beziehungen
: Sie sind ein wesentlicher Teil des Lebens und der Lebensqualität. Was ist Ihre Perspektive für Ihre Partnerschaft, die Beziehung zu den eigenen