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Dem siebten Himmel so nah

Dem siebten Himmel so nah

Titel: Dem siebten Himmel so nah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Hunter
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etwas mehr Zeit. Sein Blick verdunkelte sich. „Und das ist dafür, dass du dein Leben riskiert hast, um andere zu retten, tagein, tagaus, acht Jahre lang.“ Sie ließ die Hand zu seiner Schulter gleiten, und diesmal war ihr Kuss mehr als ein Flüstern. Sie spürte, wie er den Kuss erwiderte, und bemerkte zufrieden, wie die Hitze des Kusses den dunklen Schatten aus seinem Blick vertrieb.
    „Und wofür war das?“, murmelte er.
    „Für das Abendessen“, sagte sie und schlenderte zum südlichen Rand des Plateaus. „Du lädst mich doch bestimmt ein, oder?“
    Er führte sie in ein kleines Restaurant oben in den Bergen. Dorthin, wo der Fischeintopf angeblich so gut schmeckte wie nirgendwo sonst und die Luft so dünn war, dass er tief durchatmen musste, wann immer Serena ihn ansah. Sie trug ein cremefarbenes tief dekolletiertes Kleid mit zarten Trägern. Vorn war es mit kleinen Knöpfen besetzt, die es ihm fast unmöglich machten, sich zu konzentrieren, und ihr Blick forderte ihn heraus, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. „Umwerfendes Kleid für ein erstes Rendezvous.“ Seine Lippen berührten ihr Haar, als er ihr den Stuhl zurechtrückte. „Aber es ist nicht blau.“
    „Du dachtest, ich würde das blaue tragen?“, sagte sie mit verschmitztem Lächeln.
    „Ich habe mich sogar darauf gefreut“, sagte er.
    „Tut mir leid, dass ich dich enttäusche.“
    „Das hast du nicht. So habe ich noch etwas, auf das ich mich freuen kann.“
    „Ich spare es mir auf“, sagte sie.
    „Wofür?“
    „Für den Trevi-Brunnen.“
    Gute Antwort. Er war ein Meister der Verführung. Er liebte das Spiel, die Jagd und die Verfolgung. Besonders gefiel es ihm, wenn seine Beute ihm den Kampf ansagte.
    „Leider sind meine Möglichkeiten, dorthin zu kommen, im Moment eher begrenzt“, fügte sie seufzend hinzu. „Und du bist doch bei Tomas’ Charterfirma sicher auch nicht abkömmlich. Zu deinem Glück habe ich eine andere Idee.“ Sie lehnte sich zurück und lächelte. „Es hat nicht mit einem Brunnen zu tun und auch nicht mit einem blauen Kleid, aber dafür mit Wasser.“ Doch bevor sie mehr verriet, wechselte sie lächelnd das Thema. „Erzähl mir von deiner Familie.“
    „Habe ich doch schon“, sagte er.
    „Ich möchte aber noch mehr über sie erfahren.“
    Gewöhnlich redete er nicht über seine Familie. Doch hier, an diesem Ort, lehnte er sich entspannt zurück und begann zu erzählen. „Mein Vater wohnt in Sydney. Er ist Wissenschaftler – ein Experte für altertümliche chinesische Keramik. Meine Schwester ist verheiratet und lebt in London. Sie hat die Leidenschaft für Keramik von unserem Vater geerbt. Dann ist da noch Tristan, der für Interpol arbeitet. Er hat letztes Weihnachten geheiratet und wohnt jetzt wieder in Sydney.“ Bei dem Gedanken schüttelte Pete den Kopf. „Dann ist da Luke. Er ist älter als Tris, aber jünger als ich. Er ist ein Navy SEAL.“ Pete spielte mit dem Buttermesser und hätte es dabei belassen, doch was Serena für eine Karriere als Fotojournalistin auszeichnete, war die Kunst der Beharrlichkeit.
    „Du hast gesagt, du hast drei Brüder“, sagte sie mit einem provozierenden Lächeln. „Einer fehlt noch.“
    „Jake.“ Bei dem Gedanken an Jake bekam er immer ein schlechtes Gewissen. Dass er ihm nicht mehr beigestanden hatte, nachdem ihre Mutter gestorben war. Dass er nicht mehr Verantwortung übernommen hatte. „Er ist zwei Jahre älter als ich und leitet ein paar Schulen für asiatische Kampftechniken in Singapur.“
    „Deine Familie ist über den ganzen Globus verteilt.“
    „Mehr oder weniger.“
    „Meine engste Familie lebt in Melbourne. Ich kann mir gar nichts anderes vorstellen, als dass wir alle aufeinander hocken.“
    „Ist das gut oder schlecht?“, fragte er neugierig.
    „Schwer zu sagen.“ Sie zuckte die Schultern. „Jeder will ständig wissen, was der andere treibt. Ob das schlecht ist, hängt davon ab, ob sie gutheißen, was du gerade tust. Wenn nicht …“ Sie zuckte wieder die Schultern.
    „Und was halten sie von deinen Zukunftsplänen? Der Karriere als Fotojournalistin? Die endlosen Reisen, weit entfernt vom
    Schoß der Familie?“
    „Sagen wir einfach, sie verstehen es nicht“, sagte sie leichthin, doch ihre Augen erzählten eine andere, dunklere Geschichte.
    „Eines Tages werden sie es vielleicht verstehen.“
    Lächelnd lehnte sie sich zurück. „Du bist ein netter Mensch, Pete Bennett. Idealistisch, aber nett.“
    Schon wieder dieses Wort. Nett.

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