Dem siebten Himmel so nah
Flieger“, begrüßte sie ihn kühl.
„Serena.“ Pete nickte ihr lässig zu.
Sie warf einen Blick auf die Männer neben ihm, drei insgesamt, die alle gefährlich genug aussahen, um eine Frau stolz zu machen und die vorsichtigen Blicke der anderen Gäste in der Bar auf sich zu richten. „Willst du mich nicht deinen Freunden vorstellen?“
„Nein.“
„Dann bekomme ich wohl auch nichts zu trinken?“, fragte sie mit hochgezogener Augenbraue.
„Besorg ihr etwas zu trinken“, sagte der Mann zu Petes rechter Seite, der Ähnlichkeit nach zu urteilen einer von Petes Brüdern.
„Besorg ihr einen Stuhl“, sagte ein anderer.
„Besorg mir ihre Telefonnummer“, sagte der Dritte und stöhnte kurz auf, als Pete ihm die Pfeile mit den Spitzen nach unten in die Hand drückte.
„Was machst du hier?“, fragte der einzige Mann, dessen Worte zählten.
„Du bist fortgegangen, ohne dich zu verabschieden“, war Serenas leise Antwort.
„Normalerweise hat er bessere Manieren“, ließ einer von ihnen verlauten.
„Vielleicht hat er den Verstand verloren“, sagte ein anderer. „Ich bin Tristan. Das ist Jake“, erklärte er, auf den Mann deutend, den sie zuvor als Bruder ausgemacht hatte. „Der mit den Löchern in der Hand ist Luke.“
Großartig. Sie waren alle Brüder. Es ging doch nichts über ein Familientreffen. „Meine Herren.“ Serena schenkte ihnen ein Lächeln. Wenn sie sich nicht irrte, wollten sie ihrem Bruder Gelegenheit geben, sich zu sammeln. Oder sie wollten ihn ärgern. Dagegen hatte sie nichts einzuwenden. Zorn war ihr allemal lieber als Gleichgültigkeit.
„Sie wollten gerade gehen“, sagte Pete. „Genauer gesagt, jetzt.“
„Und das hier verpassen?“, fragte Tristan und zwinkerte seinen Brüdern übermütig zu. „Das kann nicht dein Ernst sein. Ich liebe Wiedersehen.“
„Dann gehen wir .“ Pete nahm ihre Hand und zog Serena zur Tür, ehe sie protestieren konnte. Nicht dass sie protestieren woll te . Wahrscheinlich würde sie sich total blamieren. Und da war ein Publikum, das aus mehr als einer Person bestand, schon ziemlich lästig.
Draußen dirigierte er sie mit großen Schritten in Richtung Strand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Sein Schweigen war bedrückend. Im Sand angekommen, wartete er kurz, damit sie sich ihre Sandaletten ausziehen konnte, dann ging er weiter, Richtung Meer. Erst dort ließ er sie los, watete ein Stück ins Wasser, schob beide Hände in die Taschen und wandte sich dann zu ihr um.
„Warum bist du hier?“
„Du hast mir damals eine Frage gestellt. Du hast mich überrascht. Ich hatte nicht damit gerechnet. Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte.“
Pete verzog den Mund. „Zwei Tage später bist du nach Athen abgereist, Serena. Ich fand die Antwort alles in allem recht eindeutig.“
„Dann möchte ich dir gern auch eine Frage stellen“, fuhr sie langsam fort. „Wenn ich dich gebeten hätte, mit mir nach Athen zu kommen … dort ein gemeinsames Leben aufzubauen … hättest du Ja gesagt?“
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. Wartete so lange, dass es Serena vorkam wie eine Ewigkeit. „Ja“, sagte er dann knapp. „Aber du hast mich nie gefragt.“
„Weil ich wusste, dass du hierher gehörst!“, erwiderte sie und fröstelte unter der Kälte in seinem Blick.
„Ich brauchte dich. Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, Serena. Ich liebe dich. Ich habe alles getan, um mit dir zusammen zu sein. Der einzige Grund, warum ich dich gehen ließ, war, dass ich glaubte, du willst mich nicht. Dass du lieber frei sein willst.“ Pete wandte sich von ihr ab und blickte auf das Meer. „Als meine Mutter starb, nahm mein Vater alle Bilder, die es von ihr gab, von der Wand und verstaute sie in einem Karton auf dem Dachboden. Ich habe nie verstanden, warum er das tat, aber jetzt verstehe ich es. Gott, es tut weh, dich anzusehen.“
Drei besorgte Zuschauer standen auf der Dachterrasse des nahe gelegenen Hotels.
„Er vermasselt es“, sagte Luke.
„Hab ein wenig Vertrauen“, sagte Tristan.
Jake schwieg.
So war das nicht geplant, dachte Serena zunehmend verzweifelt. In einem Atemzug sagte er ihr, dass er sie liebte, und im nächsten sah er sie nicht einmal an.
„Was ist mit deinem Job?“, fragte er plötzlich.
„Der hat schon Spaß gemacht, verstehe mich nicht falsch“, sagte sie. „Ich habe so lange von genau so einem Job geträumt, aber Träume ändern sich.“ Sein beharrliches Schweigen ließ sie zögern.
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