Dem siebten Himmel so nah
Junge?“
Das Kind runzelte die Stirn. „Elf.“
Er war klein für einen Elfjährigen. Doch die Augen waren älter. Pete dachte an die temperamentvolle Chloe, die den armen Nico am Nachmittag zur Schnecke gemacht hatte, nachdem sie Zeugin davon geworden war, wie der Jungen beim Entladen des Tagesfangs half. Er erinnerte sich, wie stoisch Nico geschwiegen, wie verschwörerisch er dem Jungen zugezwinkert hatte. „Warum sollte deine Tante auf mich hören?“ Und warum machte sie ihm Vorschriften und nicht seine Eltern? „Ich bin ein Fremder.“
Das Kind zuckte mit den Schultern. „Warum nicht?“
„Warum bittest du nicht Nico, mit ihr zu reden. Er kennt dich. Er kennt dich und deine Tante.“ Und die Hintergründe. „Ich nehme an, du willst auf Nicos Boot arbeiten?“
Der Junge nickte. „Sie hört nicht auf Nico. Sie meckert nur mit ihm rum.“
Das hatte er gesehen.
„Sie dagegen … Sie sind neutral.“
„Stimmt genau.“
„Vielleicht hört sie auf einen Außenstehenden.“
Pete fuhr sich mit der Hand über den Nacken und hoffte, der Himmel würde ihm einen Hinweis darauf geben, wie er sich am besten verhalten sollte. Der Junge erinnerte ihn an seinen kleinen Bruder nach dem Tod ihrer Mutter. Er hatte dieselbe Mischung aus Trotz und Verletzlichkeit ausgestrahlt, und das rührte Pete und weckte Erinnerungen, die er am liebsten vergessen hätte. „So wie ich es sehe, solltest du erst noch ein paar Jahre zur Schule gehen.“
Der Junge blickte finster drein.
„Vielleicht kannst du deiner Tante vorschlagen, dass du in deiner Freizeit auf dem Boot helfen darfst. Du bist doch nicht auf den Kopf gefallen.“
„Vielleicht.“
„Sag ihr, du gehst nächste Woche brav zur Schule – kein Schwänzen zur Mittagszeit, wenn die Boote einlaufen –, wenn sie dich nächstes Wochenende für Nico arbeiten lässt. Wenn er damit einverstanden ist. Du sagst deiner Tante, du hättest noch nicht mit ihm darüber geredet, kapiert? So hältst du seinen Kopf aus der Schlinge.“
„Kapiert“, sagte der Junge.
„Andererseits kann Nico wahrscheinlich auf sich selbst aufpassen, also mach dir keinen Kopf, wenn sie glaubt, das sei auf seinem Mist gewachsen. Er wird es genießen, ihr zu erzählen, dass er nichts damit zu tun hat.“ So. Er hatte getan, was er konnte. Mehr als er je vorgehabt hatte.
„Tja, also …“ Der Junge blickte verlegen zur Seite. „Vielen Dank.“
„Gern geschehen.“
Pete sah dem Jungen nach, als er den felsigen Hang zum Dorf hinab verschwand. „Hey Junge …“ Der Junge kam schlitternd zum Stehen und sah sich um. Zögernd, misstrauisch und so verdammt verletzlich, dass es Pete schier das Herz brach. „Ich bin in den nächsten Wochen öfter hier. Lass mich wissen, wie es läuft.“
Der Junge nickte, dann war er verschwunden.
Pete war noch einige Schritte von seiner Unterkunft entfernt, als er Serenas Blick auf sich spürte. Noch einen Schritt später entdeckte er sie in der Küchentür, halb verborgen von der Fliegentür. „Sie können jetzt rauskommen“, sagte er und reckte den Kopf in ihre Richtung. „Sie hätten uns ruhig Gesellschaft leisten können.“
„Was? Und Ihre gute Arbeit zunichte machen? Auf keinen Fall!“ Lächelnd und ohne einen Anflug von Schuldbewusstsein trat sie aus der Küche, die pure Versuchung, von den Spitzen ihrer nackten Füße über den weißen Volantrock, das ärmellose rosa Stretchtop, das mehr zarte Haut entblößte aus bedeckte, bis zur schokoladenfarbenen Lockenpracht, die ihr bis zur Taille reichte. Pete Bennett kannte viele Frauen, sehr viele Frauen. Schöne, geistreiche, intelligente Frauen, doch keine hatte je einen derart ungetrübten Sexappeal und so eine schwindelerregende Wirkung auf ihn gehabt wie die hübsche Brünette, die vor ihm stand. Sie flanierte – es gab kein anderes Wort dafür – zu einem kleinen silbernen Wasserhahn im Garten und begann Wasser in den darunter stehenden Eimer zu füllen, ehe sie ihm durch ihre langen, dunklen Wimpern einen Seitenblick zuwarf. „Er heißt Sam.“
Pete nickte. „Und wo ist sein Vater?“
„Auf seiner Geburtsurkunde steht: Vater unbekannt.“
„Und seine Mutter?“
„Sie starb vor einem Jahr in einem Wohnheim in Athen an Hepatitis C. Soweit wir wissen, hat Sam sich ganz allein um sie gekümmert.“
Das war hart. Verdammt hart für ein Kind. „Ist diese Chloe, die ihn heute Nachmittag am Hafen abgeholt hat, seine richtige Tante?“
„Ja.“
„Und wo war sie, als ihre Schwester
Weitere Kostenlose Bücher