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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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den Kalkulationen auf Yorks Karten zusammen, auch nicht mit der angenommenen Ankunftszeit des Konvois in Halifax, sondern es ging einfach tiefer: Es war sein Instinkt. So wie Männer fühlen, die in Gefahren, ja selbst mit dem Tod vor Augen, überleben wollen.
Wie so oft.
    Allday wußte das auch. Doch an diesem kühlen Morgen auf dem großen westlichen Ozean hatte er nur wenig gesprochen.
    Bolitho hatte ihn lediglich wegen seines Sohnes Bankart angesprochen. Allday zögerte noch: »Ich möchte gern fühlen, daß er mein Sohn ist, Sir Richard. Aber es steht etwas zwischen uns. Wir sind uns heute noch genauso fremd wie damals, als wir uns das erste Mal trafen!«
    Bolitho berührte das Medaillon unter seinem Hemd. Ein sauberes, gekräuseltes Hemd, eins von Ozzards besten. Warum das alles? Allday hatte ihm erzählt, was er von seinem Sohn erfahren hatte. Die größten amerikanischen Kriegsschiffe hatten die besten Scharfschützen der Marine an Bord. Es waren Männer aus den Wäldern, die nur durch den sicheren Gebrauch ihrer Gewehre überleben konnten. Es war reinster Wahnsinn, ihnen als Ziel einen Admiralshut und Epauletten, ja auch nur einen Kapitänshut zu bieten. Er hatte das Tyacke gesagt, doch dessen Antwort war wie erwartet ausgefallen: »Ich bin stolz auf mein Schiff, Sir Richard, mehr als ich je für möglich hielt. Und ich möchte, daß unsere Leute mich sehen, wissen, daß ich bei Ihnen bin, auch in den schlimmsten Augenblicken.« Er lächelte gewinnend.
    »Mir scheint, ich habe das von jemandem gelernt, der nicht weit weg ist von hier!«
    Bolitho rieb sein Auge und schloß die Lider.
Aber wenn ich falsch gerechnet habe, hat Beer sich mit den anderen Schiffen getroffen, um den Geleitzug anzugreifen.
Selbst die
Valkyrie
und ihre kleinen Begleitschiffe werden den Angriff nicht abwehren können.
    Ozzard erschien mit der schweren Paradeuniform aus der Dunkelheit.
    »Wenn die Schlacht beginnt, werden Sie nach unten gehen«, sagte Bolitho.
    »Danke, Sir Richard.« Er machte eine Pause. »Ich stehe bereit, wenn Sie mich brauchen.«
    Bolitho lächelte. Armer Ozzard. Er flüchtete vor dem Kampf immer unterhalb die Wasserlinie. Das hatte er auch in der alten
Hyperion
getan, als sie zu kentern drohte. Allday hatte angedeutet, daß er dort unten bleiben und mit dem alten Schiff untergehen wollte, wie es so viele an diesem Tag mußten.
    Zu viele Geister, dachte er, zu viele Männer und Schiffe, Schiffe und Männer. Zu viele verloren, viel zu viele Leben… Es klopfte an der Tür, und Tyacke trat ein. Auf dem Weg durch die Kajüte glitzerte seine Epaulette im Licht der schwankenden Laterne.
    »Der Wind hat ein bißchen rückgedreht, Sir. Er kommt jetzt eher aus Südwest bei Süd. Doch er steht weiter durch.« Er sah an die Decke, als könne er durch sie hindurch die Rahen und die gerefften Segel erkennen.
    »Sie wird fliegen, wenn wir sie loslassen!«
    Bolitho versuchte, seine Gedanken zu ordnen. »Lassen Sie unsere Fregatten so schnell wie möglich aufschließen. Nur
Woodpecker
soll möglichst weit in Luv bleiben.« Wenn alles schief ging, wäre sie ein einsamer Zeuge.
    Tyacke meinte: »Ich frage mich, ob wir
Zest
nicht befehlen sollten, den Platz mit
Reaper
zu tauschen. Ein Kapitän mit einem neuen Schiff, ein Schiff mit einem neuen Kapitän.« Er hob die Schultern. »Ich nehme an, die
Reaper
ist besser möglichst nahe am Feind.«
    Also teilte Tyacke jetzt doch seine Ansicht. Er sagte: »Das habe ich vor, James. Wenn ich recht habe…«
    Tyacke daraufhin laut: »Sie meinen, Sir, daß Commodore Beer dieses Manöver vorausgesehen und uns in der Nacht ausgesegelt hat?«
    Bolitho fühlte das Medaillon wieder warm auf seiner Haut. »Das würden Sie doch auch? Sie würden doch auch den Wind für sich nutzen, wenn Sie könnten. Sollten wir versuchen zu fliehen, würden wir schließlich auf einer Leeküste enden, nicht wahr?«
    Tyackes Antwort war knapp. »Manchmal erwischen Sie mich, Sir Richard! Aber fliehen? Das kommt, solange ich lebe, nicht in Frage!«
    Er lauschte auf die Schritte oben. Er kannte jeden Laut, wußte genau, wie verläßlich jeder Mann da oben war.
    »Das haben Sie gut gemacht, James.
Die Stärke eines
Schiffes.
Schade, daß so was niemals in den Spalten der
Gazette
auftaucht.«
    »Ich weiß wirklich nicht, Sir Richard, wie Sie das wieder herausgefunden haben. Aber jetzt kann er über Wichtigeres nachdenken als immer nur über sich selbst.«
    Leise trat Allday ein. »Die Kimm legt ihren Mantel ab, Sir

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