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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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unwahrscheinlich, daß der Feind annahm, Bolitho würde den Köder von Kapitän Adams Aufenthaltsort schlucken.
    Commodore Beer war ein erfahrener Salzbuckel, viel erfahrener als viele seiner gleichrangigen Kameraden. Und er hatte den richtigen Kopf, der ihn vor allerlei Dummheit schützte.
    Daubeny fragte zaghaft: »Glauben Sie, daß es zum Kampf kommen wird, Sir?«
    Tyacke grinste grimmig. »Ich sagte schon, Gedanken kann ich nicht lesen. Aber wir werden uns kampfbereit halten.«
    »Ich glaube, wir sind gut vorbereitet, Sir.« Er zögerte.
    »Dank Ihnen.«
    Tyacke runzelte die Stirn. Plumpe Komplimente erwartete
er
eher von Leutnant Laroche. Dies war wohl keins.
    Er antwortete: »Ich mußte auch viel lernen. Es ist ein Riesenunterschied gegenüber dem Kommando auf einer Brigg. Hier hockt man aufeinander und muß immer den Admiral fürchten.«
    Der Leutnant lachte. Eigentlich konnte er sich nicht vorstellen, daß dieser große Kapitän sich je vor irgend jemand oder irgend etwas fürchtete. Außer vielleicht, als er sich im Zwischendeck nach der Schlacht bei Abukir wiederfand und sein Gesicht zum ersten Mal sah.
    Er sagte: »Ich habe meinem Vater einen letzten Brief geschrieben, Sir, und ihm gesagt, wie stolz wir sind, Admiral Bolithos Flaggschiff zu sein.« Er zuckte zusammen, als Tyacke seinen Arm packte.
    »Sprechen Sie nie, niemals von einem letzten Brief, verstanden? Es könnte vielleicht wirklich Ihr letzter sein, wenn Sie zu lange über ihn nachdenken.«
    Daubeny schluckte hart. »Dann werde ich beten, Sir!«
    »Gut, tun Sie das. Ich meinerseits vertraue mich lieber einem guten Arzt als einem Gebetbuch an.«
    Plötzlich drehte er sich um. »Wer ist da?« Er entdeckte den ältesten Midshipman, der gerade von der Stell des Bootes geklettert kam, bei dem er die Laschings überprüft hatte.
    »Sir?«
    »Ich wollte Ihnen gerade sagen, Mr. Blythe…« Er zögerte und fragte sich, warum er den jungen Mann, der für die Signale verantwortlich war, nicht leiden konnte. Die Offiziere beurteilten ihn sehr gut. Aber er war zu sehr von sich selbst überzeugt.
Sei's drum.
»Ich habe gebeten, mir zu bestätigen, daß ich Sie bis zu Ihrem Examen, also vorläufig, als Leutnant einsetzen kann.«
    Blythe sah nur seinen Schatten. »Vielen Dank, Sir! Das hilft sehr!« Jetzt konnte selbst er weder seine Freude noch seine Überraschung verbergen. Tyacke sprach nur sehr selten direkt mit den »jungen Herren«, überließ das lieber seinen Offizieren, die sie viel besser kannten und beurteilen konnten.
    »Ich habe eine Frage, Mr. Blythe!«
    Die Gestalten um sie herum schwiegen plötzlich alle und taten so, als ob sie nicht hinhörten. Deane, der zweite Midshipman der ersten Wache, war für den Fall, daß ihm die gleiche Frage gestellt wurde, besonders aufmerksam. Navigation, Seemannschaft, Kanonendrill oder Arbeit mit dem Boot – es war gut, auf alles vorbereitet zu sein.
    Blythe stand sehr gerade. Tyacke meinte fast, sein Gehirn arbeiten zu hören.
    Und dann fragte er: »Können Sie mir sagen, Mr. Blythe, was die Stärke dieses Schiffs ist?«
    Blythe suchte nach Worten. »Der Kiel und die Hauptspanten, Sir?«
    Tyacke sagte nur knapp: »Ich nehme diesen Midshipman als Begleitung mit, Mr. Daubeny. Ich nehme an, Sie kommen ohne ihn klar?«
    Sie benutzten den Gang an der Luvseite. Dunkle Schatten sprangen zur Seite, wenn sie vorbeigingen. Tyacke kletterte vorn den Niedergang hinunter, hielt nur kurz inne, um die leeren Hängemattennetze zu prüfen. Wenn Sir Richard sich nicht irrte, würde bald Blut über die gepackten Finknetze fließen.
    Wie fühlte er sich? Furcht, Zweifel am eigenen Können, Niedergeschlagenheit? Nein. Es war mehr ein klares Bewußtsein für seine Aufgaben und seine Verantwortung. Vielleicht hatte das Schicksal längst über ihn entschieden.
    »Gehen Sie manchmal in die Messedecks nach unten, Mr. Blythe?«
    Der Junge starrte ihn an. »Beim Exerzieren manchmal, Sir. Die Gehilfen des Bootsmanns kümmern sich um alles andere!«
    »Tun sie das wirklich? Kommen Sie mit!«
    Wieder ging es eine breite hölzerne Leiter hinunter. Sie würde kurz vor dem Kampf durch eine weniger verletzbare Strickleiter ersetzt werden. Als die
Indomitable
vor ihrem Umbau noch ein Zweidecker war, waren diese Messen auf beiden Seiten zwischen die Kanonen eingezwängt. Jetzt hatte man hier unten endlich mehr Platz.
    Plötzlich wurde alles still, als Tyackes weiße Kniehose auf der Leiter sichtbar wurde. Ein alter Seemann brüllte: »Achtung!

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