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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wieder so sein wie damals. Sie kämpfen wieder für die Freiheit, die sie uns einst abgetrotzt haben, die Freiheit ihres neuen Heimatlandes. Und wieder werden sie in uns den Angreifer sehen!«
    »Unsere Männer werden Sie nicht im Stich lassen, Sir!« sagte Avery. »Ich habe sie beobachtet. Sie sprechen von zu Hause, aber sie suchen keine neue Heimat.« Er erinnerte sich an den Brief, den Allday aus dem kleinen Gasthaus in Fallowfield erhalten hatte, an die Zufriedenheit und die Liebe, die auch die gewaltige Entfernung nicht zerstören konnte. Männer wie Allday könnten nie die Seite wechseln.
    Bolitho schlug ihm mit der Hand leicht auf die Schulter. »Wir trinken noch ein Glas. Dann sagen Sie mir, was Sie bedrückt.«
    »Nichts, Sir. Rein gar nichts.«
    Bolitho lächelte. »Mir scheint, er protestiert zu laut« zitierte er und nahm wieder Platz. »Scarlett, Erster Offizier, stimmt's?« Noch ehe Avery antworten konnte, fuhr Bolitho fort. »Ich beobachte Sie ja immerhin auch schon lange genug. Seit dem Tag, als Catherine Sie in ihr Herz schloß und Sie annahmen, ich hätte mich für Sie entschieden. Sie sind loyal, aber empfindlich, wie Sie gerade wieder bewiesen haben, als Sie Ihre Gefangenschaft erwähnten. Diese unsinnige Kriegsgerichtsverhandlung, die Ihrer Entlassung folgte, weckt Ihr Mitgefühl für Leute in ähnlichen Umständen. Aber einige von denen verdienen ihre Bestrafung, weil sie die Lage falsch einschätzten und dadurch Leute in Gefahr brachten.« Er stand wieder auf. Gischtzungen leckten an den Heckfenstern, als bereite die See sich vor, das ganze Schiff zu schlucken. »Wenn ein Kapitän sein Schiff unnötig in Gefahr bringt, kann er ein Kriegsgericht oder Schlimmeres erwarten.« Er versuchte zu lächeln. »Und ich selber? Ich würde wahrscheinlich von den Seesoldaten unter dem Kommando von Hauptmann du Cann auf dem Achterdeck erschossen werden – wie der arme Admiral Byng. Das ist ein halbes Jahrhundert her, nun ja, aber es ist immer noch dieselbe Marine.« Er reichte Avery das Glas. »Sein Laster ist das Kartenspiel, nicht wahr?«
    Avery sah auf sein Glas, bewegt von den Enthüllungen und dem Einblick in Bolithos wahre Gefühle. Sie schienen ihm fest und unwandelbar.
    Leise fuhr Bolitho fort: »Vergessen Sie nicht, George.
    Ich kann mich genau wie Sie ausgezeichnet an einige sogenannte gute Freunde erinnern. Die wiesen deutlich genug auf die Spielschulden meines Bruders hin und auf sein Ende, den Preis, den er schließlich zu zahlen hatte!«
    »Es tut mir leid, Sir!«
    »Ich nehme an, Kapitän Tyacke hat einen Verdacht. Wenn dem so ist, dann tut mir Scarlett leid. Er ist einer der wenigen außergewöhnlichen Offiziere an Bord. Er hat den Atem des Gegners schon im Gesicht gespürt, Klinge an Klinge, er oder ich – der einzige Codex, der im Kampf gilt.«
    Avery erhob sich. »Danke, Sir Richard. Sie haben Ihre Gedanken mit mir geteilt und sich Zeit für meine Probleme genommen. Ich verspreche…« Dann schüttelte er lächelnd den Kopf. »Tut mir leid. Das sollte ich wirklich nicht sagen. Als ich mich Ihnen und Lady Catherine in Falmouth vorstellte, haben Sie mich gewarnt. Sie sagten damals: Versprechen Sie nie etwas. Auf die Dauer ist das klüger!«
    »Bitte, schicken Sie Allday zu mir!« bat Bolitho.
    »Es geht um einen Tropfen, nicht wahr, Sir?«
    Sie grinsten wie Verschwörer. Die Tür fiel zu, und Bolitho trat wieder an das salzverkrustete Fenster.
    Meine kleine Mannschaft.
Jetzt mußte sie stärker sein als je zuvor.
    Kapitän James Tyacke trat an die Achterdecksreling und atmete ein paarmal tief durch. Hinter dem mächtigen Schatten der
Indomitable
konnte er auf jeder heranrollenden Welle brodelnde Kämme entdecken. Er hörte den Wind in den Leinwänden und im Rigg röhren – ein Schiff das seinem vorgegebenen Kurs folgte. Als sich seine Augen an die Dunkelheit an Deck gewöhnt hatten, waren aus den Schatten auch Gestalten geworden. Ganz in der Nähe wartete John Daubeny, Zweiter Offizier und für die erste Wache verantwortlich. Er schien sich nicht ganz sicher, ob er reden oder schweigen sollte.
    »Nun, Mr. Daubeny? Ich kann keine Gedanken lesen!«
    »Wind weiter stetig aus Südwest, Sir, immer noch mäßig.«
    Tyacke schaute nach oben, wo die hellen Rechtecke der Segel hinter der wehenden Gischt kaum sichtbar waren.
    Die verkleinerte Segelfläche könnten sie bis zum Morgen, wenn sie ihre Begleitschiffe wieder gesichtet hatten, stehen lassen. Und danach? Er hielt es noch immer für

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