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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schiffen arbeiteten und kämpften, haßten Teakholz. Im Gegensatz zu Eichenholzsplittern konnten Teakholzsplitter einen Mann vergiften und ihn sehr viel langsamer und schmerzhafter töten als Kartätschenkugeln.
    Tyacke nahm noch einen Schluck Cognac. Sein Schiff war in Dienst gestellt worden, als er noch in den Armen seiner Mutter lag.
    Er lächelte weich.
Wir sind also zusammen alt geworden.
Sie war sogar in der Schlacht bei Abukir dabeigewesen. Und in anderen Schlachten. Am Chesapeake, bei den Saintes, vor Kopenhagen. Und als sie dann als Linienschiff zu klein war, hatte sie die Last und die Langeweile von Blockaden und Begleitschutz zur Genüge kennengelernt.
    Sehr viele Kapitäne in vollem Rang würden sich sicher fragen, warum Sir Richard seine Flagge ausgerechnet auf einem umgebauten Schiff der dritten Klasse setzte. Gerade er könnte doch jedes Schiff verlangen. Er war ja nun Admiral mit allen Ehren. Was wohl Lady Catherine Somervell dazu meinte? Er sah sie immer noch neben sich, zuerst in den schmutzigen, triefendnassen Klamotten eines Seemanns und dann in dem gelben Kleid, das er aufgehoben hatte, seit das Mädchen seiner Wahl ihn abgewiesen hatte. Der Gedanke daran schmerzte nicht mehr. Ihm schien, als sei das alles einem anderen widerfahren.
    Hatte er für das neue Kommando alles, was er brauchte? Er dachte wieder an Bolithos Geliebte. Nein, der Ausdruck mißfiel ihm.
Sie ist seine Lady.
Sie würde sicher dafür sorgen, daß es Bolitho an nichts mangelte, wenn er an Bord kam.
    Er glaubte Essen zu riechen und spürte plötzlich großen Hunger. Es war vernünftig, heute abend sehr gut zu essen. Später würde er dazu viel zu verspannt und unruhig sein. Er lächelte und mußte an Bolitho denken, der ihm gestanden hatte, auch er sei immer noch nervös beim Antritt eines neuen Kommandos.
Doch vergessen Sie nie, die anderen zerbrechen sich den Kopf über den neuen Kommandanten noch mehr.
    Und dann John Allday, Bolithos »Eiche«. Ob der diesmal gern an Bord zurückkehrte?
    Einer der Männer am Tisch in der Ecke setzte seinen Krug auf den Tisch und starrte auf die Tür. Seine Begleiter rannten in den nächsten Raum, in dem ein paar Landarbeiter ihren kräftigen Apfelwein tranken. Dann wußte Tyacke, was los war. Er hörte Schritte und Metallklappern.
    Meg eilte herein, Bestecke in der Hand.
    »Ein Preßkommando, Sir. Gewöhnlich kommen sie nicht bis hierher.« Sie lächelte ihn an. »Haben Sie keine Furcht. Ich sorge dafür, daß man Sie nicht belästigt.«
    Er lehnte sich in den tiefen Schatten zurück. Es war eine undankbare Aufgabe, ein Preßkommando zu führen. Als junger Leutnant hatte er das nur einmal gemacht. Bettelnde Männer und lästernde Frauen. Obwohl die meisten Preßgangs ihrerseits wieder aus gepreßten Männern bestanden, kannten sie in der Ausübung ihrer Pflicht kein Erbarmen.
    Hinter dem Gasthaus waren gedämpfte Stimmen zu hören. Wahrscheinlich hatte man einen der Männer, die eben weggerannt waren, ergriffen. Sein Begleiter kam zurück. Er zitterte, obwohl er glücklicherweise einen Schutzbrief bei sich getragen hatte, den er vorzeigen konnte.
    Die Tür schlug auf, und ein junger Leutnant trat in den Raum.
    »Aufstehen zur Prüfung!« befahl er knapp und laut. Dann fiel ihm offensichtlich auf, daß er die Männer ja bereits geprüft hatte, und er wandte sich an den einzelnen Mann im Schatten des Kamins.
    »Und du. Hörst du mich? Auf – im Namen des Königs!«
    Tyacke bewegte sich nicht, sondern schubste nur mit dem Fuß die Bank ins helle Kerzenlicht.
    Der Leutnant sah mit offenem Mund auf die glitzernde Goldlitze und stotterte: »Das hab ich nicht gewußt, Sir. Es kommen sonst nie Offiziere hierher.«
    Ruhig antwortete Tyacke: »Genau deswegen bin ich hier. Um nicht von irgendeinem arroganten Weichling, der sich in des Königs Rock versteckt, angebrüllt zu werden.« Er erhob sich. Meg, die zwei bewaffneten Matrosen in der Tür und der Mann, den sie eben überprüft hatten, standen stocksteif wie auf einer Schmierenbühne.
    Langsam drehte sich Tyacke um und fragte: »Ihren Namen, Leutnant?«
    Doch der junge Offizier war nicht in der Lage zu sprechen. Er starrte wie gebannt auf Tyackes schreckliche Narbe.
    Dann murmelte er leise: »Laroche, Sir!«
    »Darf ich erfahren, welches Schiff?«
    »Die Indomitable, Sir!«
    »Dann sehen wir uns morgen, Mr. Laroche. Ich bin Kapitän James Tyacke.«
    Plötzlich stand er ganz allein im Raum.
    Meg kam eilig mit einem dampfenden Suppentopf zurück, um

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