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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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auf der rechten Schulter. Irgendwie schien sie dort nicht hinzugehören, dachte er. Doch er war jetzt Kapitän, trotz seiner Jugend. Er fragte sich, ob Avery wohl Bolitho berichtet hatte, wie er Tyacke überzeugt hatte – durch Preisgabe des Geheimnisses?
    Wenn nun Avery nichts davon gesagt hätte? Hätte ich meine Meinung dann auch geändert? Oder säße ich immer noch auf der Larne in der Werft?
    Drei Männer waren eingetreten und setzten sich an einen Tisch in der entfernten Ecke. Meg schien sie zu kennen und brachte ihnen unaufgefordert drei Krüge Bier. Auf dem Weg zurück in die Küche blieb sie stehen und stocherte im Feuer. Falls Tyackes Gesicht sie erschreckt hatte, hatte sie sich davon nichts anmerken lassen. Vielleicht hatte sie in den früheren Jahren noch Schlimmeres gesehen.
    »Morgen werden wir Sie also verlieren, Mr. Tyacke!«
    »Ja«, sagte er nur und drehte sich von ihr weg.
    »Ich hab Henry gesagt, er soll morgen ganz früh mit dem Wagen vor der Tür auf Sie warten!«
    Morgen. Unsichere Wochen. Jetzt war es bald wieder soweit.
    Seit Jahren war Tyacke nicht in England gewesen. Auf der Kutschfahrt von der Werft hierher erlebte er das Land wie ein durchreisender Fremder. Laden an Laden in der Stadt. Friseure, Hutmacher, Maler und Schnapsbrenner und mehr Gasthäuser und Pensionen, als er sich je hatte vorstellen können. Zahlreiche Marineoffiziere, aber auch Matrosen, die vermutlich Erlaubnis hatten, sich frei zu bewegen. Er erinnerte sich, wie ungläubig die Männer der
Larne
die Erlaubnis aufgenommen hatten, an Land gehen zu dürfen. Bolitho hatte sie ihnen gegeben. Nur ein einziger war nicht zurückgekehrt. Voller Rum war er in ein Hafenbecken gefallen und ertrunken.
    Er hatte natürlich auch viele Frauen gesehen. Einige waren angenehm und schmuck gekleidet, vermutlich Frauen von Marine- oder Heeresoffizieren. Aber er sah auch andere, wie zum Beispiel Meg von Crossed Keys, die Männerarbeit leisteten, weil sie die ersetzen mußten, die vielleicht nie wiederkehren würden.
    Er sagte: »Ich habe mich hier sehr wohl gefühlt. Vielleicht werde ich eines Tages wiederkommen.«
    Sie drehte sich zu ihm um, und obwohl er sie genau beobachtete, konnte er in ihrem Blick keine Abscheu entdecken.
    »Ich werde Ihnen gleich das Abendessen hinstellen, Sir!« Sie wußten beide, daß sie sich nie wiedersehen würden.
    Er nippte an seinem Cognac. Ein sehr guter. Vielleicht kamen gelegentlich Schmuggler hierher. Doch dann kreisten seine Gedanken wieder um sein neues Kommando. Es war etwas gänzlich Neues für ihn.
    Ursprünglich war das Schiff als eines der sechsten Klasse mit vierundsechzig Kanonen gebaut worden. Auf seine jetzige Größe war es reduziert worden, indem man das Oberdeck und die entsprechenden Kanonen weggenommen hatte. Doch die vierzig 24-Pfünder blieben, und vier 18-Pfünder wurden an Bug und Heck gelascht. Tyacke hatte jede Einzelheit des Schiffes studiert und kannte seinen Werdegang seit der Kiellegung auf der berühmten Werft von William Hartland in Rochester am Medway.
    Er dachte über Bolithos Ansicht über den möglichen Krieg mit den Vereinigten Staaten nach und die Aufgaben seines Schiffes. Alle großen amerikanischen Fregatten trugen 24-Pfünder und waren den englischen Fregatten wie etwa der
Anemone
von der Feuerkraft her weit überlegen.
    Doch noch wichtiger war der größere Aktionsradius seines neuen Schiffes. Ursprünglich hatte das Schiff über sechshundert Mann Besatzung gehabt, jetzt waren es nur noch zweihundertsiebzig, fünfundfünfzig Seesoldaten eingeschlossen.
    Es war immer noch unterbemannt, doch das galt zur Zeit für jedes Schiff in einem oder nahe eines Hafens.
    Er würde nur Unbekannte treffen. Wie lange würde er brauchen, ehe er sie alle kannte und ihren Wert, ihre Qualitäten richtig einschätzen konnte. Als Kommandant hatte er das Recht, von seinen Offizieren zu verlangen, was er wollte. Aber ihre Achtung mußte er sich erst verdienen, wie Bolitho ihm bewiesen hatte.
    Wieder dachte er an das Schiff. Vierunddreißig Jahre alt, aus guter Kenteiche gebaut. Damals gab es solche Bäume noch reichlich. Für die neueren Schiffe waren einige Hölzer nicht genügend gelagert, und Spanten wurden häufig genug von Zimmerleuten nur gesägt und nicht jahrelang gebogen, um besondere Stärke zu bekommen. Manche waren aus Teakholz über Eiche gebaut worden, wie die Schiffe aus John Companys Werften, die meist aus Bombay kamen. Teak war wie Eisen, doch die Matrosen, die auf solchen

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