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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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machte sich mit frischem Eifer über den Truthahn her.
    Dann bemerkte er: »Die Wahl Ihres Kapitäns, Sir Richard.« Er schnippte nach einem Lakaien. »Tyacke, nicht wahr? Sie hätten jeden Kapitän haben können. Für solch eine Chance wäre mancher sogar zum Mörder geworden. Doch Sie haben, ohne zu zögern, Tyacke gewählt! Warum?«
    »Er ist ein exzellenter Seemann und ein sehr erfahrener Navigator!«
    »Aber er hat doch nur eine winzige Brigg befehligt!« Überrascht bemerkte der Prinz, daß Catherine ihm eine Hand auf den Arm legte.
    Sie sagte dabei leise: »Hat nicht auch Nelson Hardy als Flaggkapitän gewählt, der bis dahin auch nur eine winzige Brigg befehligt hatte?«
    Er lachte lauthals. »
Touché,
Lady Catherine! Ich bin sehr beeindruckt.«
    Erschreckt fuhr sie auf, als Bolithos Glas umfiel und der Wein wie rotes Blut in ihre Richtung floss. »Ich bitte um Verzeihung, Sir!« sagte Bolitho. Doch er meinte Catherine, und sie wußte es.
    Das Licht von einem der gewaltigen Leuchter hatte ihn plötzlich geblendet. Und er hatte am Weinglas vorbeigegriffen. Niemandem schien es aufgefallen zu sein.
    Der Prinz tätschelte ihre Hand, lächelte ihr süßlich zu: »Wir werden noch ein Glas trinken, während die Tücher ausgewechselt werden.« Er ließ seine Hand dort liegen, als er hinzusetzte: »Es gibt so vieles, das ich wissen möchte.«
    »Über mich, Sir?« Sie schüttelte den Kopf und fühlte den Diamantanhänger warm auf ihrem Busen.
    »Man spricht viel über Sie, Lady Catherine. Man bewundert Sie, ganz ohne Zweifel.«
    »Doch geliebt werde ich nur von einem, Sir!«
    Bolitho sah den Lakaien, der ein neues Glas vor ihn hingestellt hatte. »Danke.« Der Mann ließ fast das Tablett fallen. Wahrscheinlich dankte man ihm nie und sprach ihn nur höchst selten an.
    Als er den Tisch entlang blickte, sah er Sillitoe, der ihn beobachtete. Er saß weit genug weg, um etwas zu hören, doch nahe genug, um zu erkennen, was der Prinz gerade tat. Was er so häufig und so routiniert tat.
    »Meine Späher haben mir verraten, daß Sie eine gute Reiterin sind. Vielleicht wollen Sie in meiner Begleitung ausreiten, wenn Sir Richard auf See ist. Ich bewundere Pferde!«
    Sie lächelte. Das Licht auf den hohen Wangenknochen und die Schatten darunter machten sie noch anziehender. »Das werde ich nicht tun, Sir!« Als er sich zu ihr lehnte, schüttelte sie den Kopf und lachte. »Nicht einmal mit Ihnen!«
    Der Prinz schien überrascht und unsicher. »Warten wir es ab!« Dann wandte er sich Bolitho zu und sagte: »Jeder rechte Mann muß Sie beneiden.« Er war deutlich verletzt. Ein paar Plätze weiter lehnte sich eine Dame vor und sprach so laut, daß man sie hören konnte.
    »Ich möchte gern wissen, Lady Catherine, und das haben Sie sicher schon viele nach dem Schiffsuntergang gefragt…«
    Catherine sah Bolitho an und hob leicht die Schultern. Mit solchen Fragen konnte sie umgehen. Seine Schwester Felicity hatte das nach ihrer Rückkehr auch gleich wissen wollen.
    »Was möchten Sie gern erfahren, Madam?«
    »So viele Männer in einem kleinen Boot.« Sie schaute sich um. Ihre Augen glänzten ein bißchen zu sehr. Offenbar hatte niemand sie vor des Prinzen Liebe zum Wein gewarnt. »Und Sie waren die einzige
Dame
zwischen ihnen.«
    Catherine wartete. Für die Fragende gehörte Sophie offenbar nicht zu der Szene. Sie war ja auch nur eine Dienerin.
    Kühl antwortete sie: »Diese Erfahrung möchte ich kein zweites Mal machen.«
    Auf der anderen Seite des Tisches flüsterte ein bedrückt aussehender Mann mit dünnem Haar viel zu laut: »Das reicht, Kathleen!«
    Seine viel jüngere Frau schüttelte den Kopf. »Frauen müssen ja manches tun. Aber das vor neugierigen Männern …«
    Bolitho unterbrach sie abrupt. »Warum fragen Sie nicht nach den Matrosen, Madam, die bei jedem Wetter auf See sind? Wie leben die? Warum halten sie solche Bedingungen aus? Ich werde es Ihnen sagen. Weil sie es müssen.« Er wandte sich Catherine zu. »Ich werde ihren Mut nie vergessen, und ich empfehle
Ihnen,
das auch nicht zu tun!«
    Der Prinz nickte und flüsterte wie auf einer Bühne: »Ich nehme an, daß Lady Kathleen sich auch so ein Erlebnis wünscht.« Seine Blicke wurden eisig, als die Dame drüben seine Worte begriff.
    Der Rest des Abends war eine einzige Prüfung in Langeweile und Unbehaglichkeiten. Der nächste Gang waren Perlhühner, Austernpastetchen und Hummerragout mit wieder anderem Wein dazu. Dann gab es eine Rhabarbertorte mit drei Gelees und

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