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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zerren konnte.
    Die Zeit dehnte sich wie die Minuten, als er von der
Larne
zur wartenden Kutsche geschritten war. Als sein Kopf in Deckshöhe war, ließ ihn plötzlicher Lärm fast taub werden. Die Seesoldaten präsentierten zackig ihre Musketen mit aufgepflanzten Bajonetten und ihr Offizier seinen Säbel. Die Pfiffe der Gehilfen des Bootsmanns schrillten, Trommeln wirbelten immer lauter – und dann herrschte Stille.
    Tyacke zog seinen Hut und grüßte zum Achterdeck, an dessen Reling die Hängematten sauber eingerollt angeschlagen waren. Er sah Rad und Kompaßhäuschen ungeschützt. Architekten und Zimmerleute waren immer schon zufrieden, wenn gut funktionierte, was sie entwickelt und gebaut hatten. Nie dachten sie an die kämpfenden Männer, leichtes Ziel feindlicher Scharfschützen. Nur die eingerollten Hängematten boten etwas Schutz.
    Ein Leutnant mit vierschrötigem Gesicht trat aus der Reihe der angetretenen blau-weiß Uniformierten, der Unteroffiziere und der Midshipmen, von denen zwei so jung erschienen, daß Tyacke sich fragte, wer ihnen wohl erlaubt hatte, überhaupt ihr Zuhause zu verlassen.
    »Ich bin Scarlett, der Dienstälteste hier.« Er hielt inne und fügte dann hinzu: »Willkommen an Bord, Sir!« Ein ernstes Gesicht. Verläßlich? Vielleicht.
    »Danke, Mr. Scarlett.« Er folgte dem Ersten Offizier, vorbei an den Angetretenen, die nach Rang geordnet standen. Selbst Protheroe war es gelungen, während der kurzen Zeremonie an der Relingspforte zu seinem Platz in der Reihe zu schlüpfen.
    Vier Leutnants, einschließlich des glücklosen Laroche.
    Ihre Blicke trafen sich, und Tyacke fragte kühl: »Wie viele Männer haben Sie pressen können, Mr. Laroche?«
    »Drei, Sir!« stotterte er. Er ließ seinen Kopf hängen, als erwarte er den Sturz des Großmastes auf seinen Hinterkopf.
    »Wir werden viel mehr finden. Ich wage zu behaupten, daß gestern nacht ganz Plymouth wußte, daß Sie auf Suche waren.« Er schritt weiter und ließ den Dritten Offizier verwirrt zurück.
    »Dies ist Isaac York, Sir, unser Master«, sagte jetzt Scarlett.
    Ein Könner mit interessantem Gesicht. Es würde den Segler sogar verraten, wenn der Mann als Priester verkleidet wäre.
    »Wie lange sind Sie schon Master, Mr. York?« fragte Tyacke.
    York sah jünger aus als alle Master, die er bisher getroffen hatte.
    »Ein Jahr, Sir. Davor war ich vier Jahre lang auf diesem Schiff Gehilfe des Masters.«
    Tyacke nickte zufrieden. Dieser Mann wußte, wie das Schiff reagieren würde – unter allen Bedingungen. Vom Gesicht her schien er dreißig Jahre alt zu sein, doch sein sauber geschnittenes Haar war bereits schiefergrau.
    Sie schritten jetzt an die Reling des Achterdecks.
    Mochten die Midshipmen warten.
    Tyacke fühlte in seiner Jacke nach seiner Ernennungsurkunde. Wie üblich und befohlen, würde er seine Kommandierung selber vorlesen.
    »Lassen Sie die Männer sich hier sammeln, Mr. Scarlett.« Er hielt inne und sah, wie der Erste Offizier sofort unsicher reagierte. »Der Mann da bei dem Boot …«
    Scarlett entspannte sich nur leicht. »Das ist Troughton. Er ist hier als Koch. Ist irgendwas nicht in Ordnung mit ihm, Sir?«
    »Lassen Sie ihn zu mir kommen.«
    Ein Midshipman huschte davon, um ihn zu holen. Und die Blicke aller Männer folgten dem Matrosen, der in weißer Schürze mit seinem Holzbein über das Deck humpelte.
    »Wenn Sie damit nicht einverstanden sein sollten, Sir…« Scarlett schien auf alles vorbereitet.
    Tyacke starrte auf den humpelnden Mann. Er hatte gespürt, daß einer ihn ganz besonders anstarrte, als er an Bord gekommen war.
Wie in Gottes Namen
… Es war absolut still, als er auf den Koch zuging und ihm beide Hände auf die schmalen Schultern legte.
    »Lieber Gott, ich dachte, Sie sind tot, Troughton.«
    Der Mann musterte sein Gesicht genau und ganz besonders die Narben. Dann schaute er zu seinem Holzbein hinunter und sagte leise: »Die wollten an dem Tag uns beide erledigen, Sir. Ich bin froh, daß Sie hier auf die alte
Indom
gekommen sind. Willkommen an Bord!«
    Sie schüttelten sich sehr feierlich die Hand. Sie hat also auch einen Kosenamen, dachte Tyacke. Es war wie ein Triumph. Noch einer hatte jenen schrecklichen Tag überlebt. Ein junger Seemann hatte mit einer Spake eine Kanone ausrichten wollen. Eigentlich hätte er tot sein müssen. Tyacke hatte angenommen, er wäre mit den Leichen über Bord geworfen worden. Er selber war damals fast taub gewesen und hatte nichts mehr sehen können, nur Schreie

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