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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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ganz zum Schluß Käsekuchen. Bolitho wollte die Uhr aus seiner Tasche ziehen, doch seine Nachbarn hätten es als Unhöflichkeit deuten können.
    Er sah, wie Catherine die Backen aufblies: »Ich esse bestimmt einen Monat lang nichts mehr!«
    Endlich war alles vorüber. Nachdem die Damen sich zurückgezogen hatten, gab es Portwein und Cognac für die Herren. Und der Prinz hielt ihn wie erwartet bis zum Schluß bei sich fest. Ein Diener brachte seinen Hut und seinen Mantel, doch bevor er ihn überwerfen konnte, sagte der Prinz mit schwerer Zunge: »Möge das Glück Sie begleiten, Admiral Bolitho!« Dann nahm er Catherines Hand und küßte sie – zu lange. Er schaute ihr in die dunklen Augen: »Ich habe noch nie einen Mann beneidet, Lady Catherine, auch nicht den König.« Noch einmal küßte er ihre Hand und hielt mit kräftigen Fingern ihren bloßen Arm. »Doch jetzt beneide ich Sir Richard!«
    Schließlich saßen sie in der Kutsche, die eisernen Felgen ratterten über das Kopfsteinpflaster in den dunklen Straßen.
    Er fühlte, wie sie sich an ihn lehnte. »Es tut mir leid wegen Antigua!«
    »Ich ahnte so etwas!«
    »Du warst wunderbar, Kate. Ich mußte mir manchmal auf die Zunge beißen!«
    Sie rieb den Kopf an seiner Schulter. »Ich weiß. Dieser Kathleen, diesem Weib, hätte ich gern noch einiges sagen mögen.« Sie lachte bitter. »Bist du müde, Richard?« Sie berührte seinen Arm. »
Zu
müde?«
    Er schob seine Hand unter ihren Mantel und streichelte ihre Brust.
    »Ich wecke dich, wenn wir die Themse sehen. Dann werden wir ja wissen, wer müde ist.«
    Der junge Matthew hörte sie lachen. Kutschen und berühmte Leute in Hülle und Fülle. Aber als man erfuhr, wessen Kutscher er war, hatte man auch ihn wie einen Helden behandelt. Wenn er doch nur wieder in Falmouth wäre. Dann könnte er die Geschichte bei Ferguson und Allday ein bißchen ausschmücken und erzählen, der Prinz von Wales habe persönlich mit ihm geredet.
    Die Themse lag im Mondlicht wie blauer Stahl. Bolitho bewegte sich vorsichtig.
    Er hörte sie flüstern: »Nein, ich schlafe nicht. Nimm deine Hand nicht weg. Ich werde bereit sein.«
    Der Crossed Keys Inn war klein, aber bequem. Er drängte sich an die Straße, die von Plymouth nördlich nach Tavistock führte. Kutschen hielten hier selten, was aber niemanden überraschte. Bei seinen Spaziergängen in der Dunkelheit hatte James Tyacke entdeckt, daß an vielen Stellen der Weg kaum breit genug für einen Ackerwagen war, von einer vierspännigen Kutsche also ganz zu schweigen.
    An diesem Abend saß er in einer Ecke des kleinen Raums und fragte sich, wie das Gasthaus sich trug. Meg, eine angenehme kleine Frau, betrieb es. Sie war Witwe wie so viele Besitzerinnen von Gasthöfen oder Bierschenken in den westlichen Grafschaften. Aus dem nahen St. Budeaux schienen wenige Dorfbewohner hierherzukommen. Tagsüber waren die meisten Besucher Landarbeiter, die sich Gott sei Dank an ihresgleichen hielten.
    Er saß im Schatten des großen Kaminvorbaus und sah den tanzenden Flammen zu. Jetzt im April zeigten sich schon Knospen an den Bäumen, und auf den Feldern jubelten Vögel. Doch nachts war es immer noch kalt.
    Bald würde es etwas zu essen geben, sicherlich wieder eine von Megs Kaninchenpasteten. Danach würde er wohl einen Spaziergang machen. Er sah sich im Raum um. Die Möbel waren sauber geschrubbt, an den Wänden hingen Bilder mit Jagdszenen und einige alte Blasinstrumente. Seine letzte Nacht hier. Er blickte auf die neue Uniformjacke, die auf der Bank gegenüber lag. Der Preis für Goldlitzen war seit seinem letzten Kauf erheblich gestiegen, dachte er. Gut, daß er eine stattliche Summe Prisengeld ausgezahlt bekommen hatte.
    Plötzlich erinnerte er sich an ganz klare Bilder: Der Geschützmeister der
Larne
feuerte einen Schuß vor den Bug eines stinkenden Sklavenschiffs. Erschreckte schwarze Gesichter, nackte Frauen, die in ihrem Schmutz wie Tiere zusammengepfercht waren. Die Sklavenhändler selber, Portugiesen und Araber, zu jedem Geschäft und zu jeder Bestechung bereit. Als man sie ihm vorführte, erkannten sie ihre aussichtslose Lage. Für sie gab es nichts mehr zu handeln und niemanden mehr zu bestechen. Am Ende der Reise wartete auf sie der Strick in Freetown oder Kapstadt.
    Die Spannung der Verfolgungsjagd. Die Rahen bis zum Splittern gebogen unter dem Druck der Leinwand.
    Jetzt hatte Ozanne die Brigg. Tyacke kannte keinen besseren.
    Wieder maß er seine neue Jacke, eine glänzende neue Epaulette

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