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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dir meine Gefühle vorstellen, wenn man sich vor mir verneigt und mich Mylady nennt?«
    Sie griff impulsiv nach Catherines Hand. »Bei dir ist es etwas anderes, Catherine. Aber ich werde mich nie daran gewöhnen.« Sie sah nach drüben auf die Terrasse. Dort stand Roxby und studierte Pläne mit zwei Besuchern. »Lewis genießt das. Er findet kein Ende. Jetzt bespricht er irgend etwas Törichtes, das er gern bauen würde, kannst du dir das vorstellen?«
    Catherine ließ sie erzählen, während der Tisch gedeckt wurde. Sommer in Cornwall. Wie schön wäre es doch, wenn Bolitho jetzt hiersein könnte! Er war schon so lange fort, und noch immer hatte sie nichts von ihm gehört. In der Zeitung hatte sie gelesen, daß einige Postschiffe angegriffen und ausgeplündert worden waren.
    Vielleicht waren seine Briefe auf diese Weise verlorengegangen.
    Sie sah auf und merkte, daß Nancy sie anstarrte: »Was ist, meine Liebe?«
    Nancy lächelte. »Ich mache mir Sorgen um dich. Ich vermisse ihn auch – schließlich ist er mein Bruder.« Sie setzte sich bequem hin und breitete ihren Rock aus.
    »Macht dir sonst noch etwas Kummer?«
    Catherine zuckte mit den Schultern. Wie schön Richards jüngere Schwester einmal gewesen sein mußte. Schön und strahlend wie ihre Mutter.
    »Richard sprach mit mir über seine Tochter. Sie hat bald Geburtstag.«
    »Da kannst du gar nichts machen, Catherine. Belinda würde nie erlauben, daß ihre Tochter auch nur das kleinste Geschenk annimmt!«
    »Ich weiß. Ich will sie ja nicht einmal besuchen. Wenn ich daran denke, was sie vorhatte, wie sie Richard verletzen wollte! Ich weiß jetzt wirklich, was Haß ist!«
    Sie nahm die angebotene Tasse und schlürfte den Tee. Die Sonne wärmte ihre Schulter, die nicht im Schatten lag. Sie hoffte, man würde ihr ihre Müdigkeit nicht ansehen. Sie schlief schlecht, manchmal überhaupt nicht.
    Nacht für Nacht dachte sie an Richard oder träumte von ihm, stellte sich vor, wie er ins Zimmer trat, sie berührte, sie erregte. Doch statt dessen entfernte jeder neue Tag sie weiter voneinander. Es war, als habe das Meer Schiff und Besatzung geschluckt.
    Doch er war auf andere Weise immer noch in ihrer Nähe, so sehr, daß sie selbst Freunde nicht besuchen wollte. Sogar über das Kohlenschiff und die täglichen Pflichten auf dem Besitz wollte sie nicht mit Bryan Ferguson sprechen. Der war auf ihren Rat auch nicht angewiesen.
    Sie dachte an andere, die sie kannte und liebte. Valentine Keen, von dem sie zuletzt aus Kapstadt gehört hatte. Adam, der kurz vorbeigeschaut hatte, ehe er zum Geschwader seines Onkels segelte. Sie dachte an Allday und Tyacke, Avery und an den stattlichen Yovell. Die konnten sich alle gegenseitig Halt geben.
    Sie hörte Roxby mit lauter Stimme die Besucher verabschieden. Sie sah, wie er über den Rasen schritt, die Fäuste tief in den Taschen seiner Kniehosen. Er liebte Ausritte und Jagden, aber seine Vorliebe für gutes Essen und Trinken machte sich langsam bemerkbar. Sie hoffte, daß auch Nancy das bemerken und etwas dagegen unternehmen würde. Sein Gesicht war sehr rot, und jedermann merkte, daß ihm das Atmen schwerfiel. Als habe er ihre Gedanken gelesen, zog er ein großes Taschentuch hervor und wischte sich das schweißnasse Gesicht. Sir Lewis Roxby, Ritter des hannoverschen Welfenordens, Landbesitzer und Friedensrichter, wurde in London Freund des Prinzen von Wales genannt. Als Sohn eines einfachen Bauern aus dieser Gegend hatte er es wirklich sehr weit gebracht.
    Roxby winkte ab. »Keinen Tee für mich. Ich brauche etwas Stärkeres.«
    »Catherine wartet noch immer auf Post, Lewis!«
    Roxby nickte ernst. »Schlimm. Ich weiß, wie du dich fühlen mußt.«
    Er bemerkte ihre sonnenbraune Schulter und die stolze, gar verwegene Art, in der sie ihren Kopf hielt. Er hatte gehört, wie sie in Falmouth das Schiff seines Schwagers besucht hatte. Sie war wie ein Pulveräffchen über die Seite hochgeentert. Selbst die gepreßten Männer, deren Schicksal in Richards Händen lag, hatten sie laut bejubelt.
    Was für eine Frau! Voller Ablehnung dachte er an Felicity, Nancys Schwester. Die würde darüber nur Gift verspritzen. Glücklicherweise kam sie nicht allzu oft hierher mit ihrem eingebildeten Sohn. Und wenn sie kam, hielt Roxby sich fern, damit er nicht wieder seine Fassung verlor.
    Er sagte: »Er wird schneller zurückkehren, als du ahnst, meine Liebe.« Dann schlug er auf die Lehne seines Stuhls. »Bei Gott, er wird den verdammten Yankees eins

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