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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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er, daß Ozzard eingetreten war.
    »Ich dachte mir, daß Sie schon wach sind, Sir Richard!« Die schmächtige Figur schien auf ihn zuzugleiten, als wieder einmal Ruder gelegt wurde. »Der Kaffee wird Ihnen guttun.«
    Ozzard ahnte alles. Vielleicht konnte er selber oft schlecht schlafen.
    Der Kaffee war wirklich exquisit. Er sah Catherine wieder vor sich, wie sie sehr sorgfältig in einem Laden den Kaffee aussuchte, den er mit an Bord nehmen sollte.
    Sie zeigte dabei die gleiche Sorgfalt und Liebe wie in allem, das sie für ihn tat.
    Er fand seine Uhr in der Uniformjacke und hielt sie gegen die abgeblendete Laterne.
So viele Erinnerungen, liebste Kate.
    Ungefähr vier Zeitstunden lagen zwischen ihnen. In Falmouth würden an diesem Frühlingsmorgen die Vögel singen und die Bienen summen. Und es würde salzig nach See und Tang riechen. Vielleicht war sie schon unterwegs, um Nancy und ihren Mann, den »König von Cornwall«, zu besuchen. Oder vielleicht zog sie sich nach einem Morgenritt gerade vor dem großen ovalen Spiegel um.
    Er stellte die leere Kaffeetasse aufs Deck, wo sie nicht verrutschen oder fallen konnte, und kroch zurück in seine Koje.
    Er schloß die Augen und fühlte zum erstenmal seit Beginn der Reise auf der
Indomitable
Frieden. Auch das Phantomgeschwader kam nicht zurück.
    Die kleine Kutsche klapperte über eine gerade gepflegte Landstraße durch Hampshire, frische grüne und gelbe Felder wie die Flicken einer Patchwork-Decke zu beiden Seiten. Es war noch nicht spät am Tag. Aber als Zenoria das Fenster der Kutsche öffnete, hörte sie schon das Abendlied der Drosseln und das gelegentliche Krächzen von Krähen.
    In einer halben Stunde würden sie den Landsitz der Keens erreicht haben. Und sie sah – wie immer – schon vor sich, wie die Schwestern ihres Mannes sie begrüßen würden. Dreimal war sie bisher wegen des eigenen neuen Hauses in Plymouth gewesen – jedesmal in Begleitung des Anwalts. Er döste jetzt auf dem Sitz neben ihr. Auch er fand die langen Reisen und die Verhandlungen mit den Maklern in Plymouth mehr als anstrengend.
    Sie blickte auf die vorbeihuschenden Felder und die dunklen Baumgruppen am Rand des New Forest. In ein oder zwei Tagen würde sie mit Petrie nach London reisen. Vals Vater hielt es für einen Mann in der Position seines Sohnes für angebracht, auch ein Stadthaus zu besitzen. Dennoch war er der Ansicht, daß Frauen sich um Geschäfte und Besitz besser nicht kümmern sollten. Wahrscheinlich glaubte er sogar, daß sie überhaupt nicht wußte, was von ihr verlangt wurde. Er hatte eine baldige Beförderung Vals angedeutet und die Möglichkeit der Verleihung eines Adelstitels. Und wenn er dann endlich die Marine hinter sich gelassen hätte, wäre ein entsprechend großer Besitz in der City genau das richtige.
    Als sie in dem riesigen Boscawen House in Plymouth von Zimmer zu Zimmer schritt, konnte sie sich das alles noch nicht recht vorstellen. Im Haus und in dem großen Garten würden Diener und Arbeiter jeden ihrer Schritte verfolgen, hinter ihrem Rücken reden und sie vielleicht sogar auslachen, wenn sie die bessere Gesellschaft unterhalten mußte. Nur einmal hatte sie die Geduld verloren, als Petrie ihr erklärt hatte, sie müsse das große leere Haus wirklich nicht immer wieder besuchen und sich schon gar nicht durch all die Papier arbeiten. »Ich möchte Sie daran erinnern, Mr. Petrie, daß dies auch mein Haus ist. Ich gehöre zur Familie!« hatte sie ihn angeblitzt.
    Er hatte sie freundlich angesehen und gesagt: »Das wird etwas ganz Neues und sehr Ungewohntes für Sie sein, Mrs. Keen. Es wird viele geben, die Sie beneiden werden. Um mit Verlaub zu sagen, so sind Sie eine sehr glückliche junge Frau, mit einem englischen Helden verheiratet, der alles tun wird, um Ihr Leben so angenehm wie möglich zu machen.«
    Das bedrückte sie plötzlich. »Ich weiß, Mr. Petrie. Er ist ein guter Mann, und ich verdanke ihm viel!«
    Falls Petrie verstand, was sie meinte, so hatte er es jedenfalls nicht zu erkennen gegeben.
    Wenn sie doch bloß Zeit gefunden hätte, Catherine in Falmouth zu besuchen. Ihre Nähe hätte ihr sicher sehr geholfen.
    Der Tag der Reise nach London war der 6. Juni. Es war, als ginge Adam hier neben ihr. Sie hatte ihn an diesem Tag geküßt, und er hatte ihr einen Strauß wilder Rosen gepflückt, die neben dem Pfad wuchsen. Wo war Adam jetzt? War er zu seinem Onkel gestoßen, oder hatte man ihn zu Vals Geschwader kommandiert? Der Gedanke ließ sie erröten.

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