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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Zwei Männer, die sie liebten, und doch nicht darüber reden konnten.
    Sie erinnerte sich an seine fragenden Blicke während des Soupers beim Admiral in Plymouth. War das schon zwei Monate her?
    Seine Hand auf ihrem Arm, sein Blick fest, doch zärtlich – das würde sie nie vergessen.
Ich liebe dich, Zenoria.
    Die Kutsche fuhr jetzt auf dem letzten Hügel vor den Ländereien der Keens etwas langsamer. Sie hörte ein metallisches Klicken. Der mitreisende Beschützer machte seine Pistolen bereit. Das Land war angenehm und friedlich, ganz anders als die felsige Küste Cornwalls, doch auch hier lauerten Gefahren. Deserteure, die sich hier draußen verbargen und stahlen, was sie konnten, Wegelagerer, Straßenräuber. Auf dieser Straße reiste man besser nicht unvorbereitet.
    Petrie schüttelte sich und rückte die Brille zurecht: »Ah, ich sehe, wir sind bald zu Hause!«
    Sie hatte nicht bemerkt, daß er wach geworden war.
    »Eine anstrengende Woche für uns beide.«
    Er nickte zustimmend: »Es ist sehr freundlich von Mr. Keens Familie, mich in ihrem Haus aufzunehmen. Das spart viel Zeit und natürlich auch Geld.«
    »Ja.« Mir hat man's auch erlaubt.
    Sie blickte aus dem Fenster, damit er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Die Blumen und die Hecken dufteten. Aber es war nicht Cornwall.
    Sie versuchte, den letzten Besuch Adams in diesem Haus zu vergessen. Wie sie sich gegen ihn gewehrt und ihm Vorwürfe über das Vorgefallene gemacht hatte. Und dann, als sie ihre raschen Worte bereute, war sie zur Tür geeilt, um ihn zurückzurufen. Aber die Straße, diese Straße, war schon leer gewesen. Vielleicht würde sie in London etwas finden, das sie ihm schenken könnte. Nein, besser nicht. So etwas wäre grausam, eine Versuchung, die sie nicht zulassen konnte.
    Die großen Eisentore standen offen, und die Pferde liefen schneller. Ein Pferdeknecht eilte herbei. Das Haus der Keens war ein großartiges Gebäude, das sie immer wieder überwältigte.
    Petrie streckte seine Beine aus und sagte: »Da ist noch ein Besucher.« Er bemerkte nicht ihre plötzliche Furcht, dachte schon an das Abendessen, das man für ihn vorbereitet hatte.
    Mit leiser Stimme sagte sie: »Das ist kein Besucher!«
    Dann sah er sie an und bemerkte, daß sie ihre Hand gegen die Kehle gepreßt hielt.
    Sie sagte: »Ich kenne die Kutsche. Es ist der Arzt!«
    Sie wartete, bis die Pferde in einem Bogen vor die große Freitreppe fuhren und hielten.
    Die Doppeltür öffnete sich, als habe man sie schon lange erwartet. Obwohl der Sommerabend noch hell war, brannten überall Kerzen. Zenoria sah Vals Schwester und ihren Mann in der großen Halle stehen wie Schauspieler, die auf ihr Stichwort zum Auftritt warten.
    Auf einmal lief sie, verlor einen Schuh, der sich an einer Stufe verfangen hatte, und ließ ihn achtlos zurück.
    Dann sah sie den Arzt, einen großen, grauhaarigen Mann mit einer vorgeschobenen Unterlippe. Er hielt sie auf, als sie an ihm vorbeilaufen wollte. Sein Griff war wie Eisen.
    »Seien Sie tapfer, Mrs. Keen. Ich habe getan, was ich konnte. Wir alle haben für Ihren Sohn getan, was wir konnten!«
    Sie hörte einen Schrei, ihren eigenen:
Perran! Perran!
    Sie riß sich los und lief an das offene Fenster, starrte nach draußen auf den kurzgeschnittenen Rasen und die ordentlichen Blumenbeete, wo ihr kleiner Sohn mit dem Kindermädchen oder mit Vals Schwester zu spielen pflegte.
    Tränenblind sah sie kaum die langen Schatten, die schon über den Rasen fielen.
    »Lieber Gott, Perran!«
    Doch nur ein paar erschreckte Krähen antworteten krächzend.
    Sie hörte jemanden rufen: »Schnell, haltet sie!« Dann war alles dunkel.

Das Zeichen Satans
    Lady Catherine Somervell ließ sich gern zu einem der Rohrstühle begleiten, die an einem Tisch im Schatten einer der großen Eichen auf Lewis Roxbys Anwesen standen. Sie war froh, daß sie daran gedacht hatte, ein Paar Schuhe mitzubringen, in die sie aus ihren Reitstiefeln schlüpfen konnte. Sie setzte sich und rückte ihren breitkrempigen Hut so zurecht, daß die Sonne ihr nicht in die Augen schien. Nancy, Bolithos Schwester, beauftragte einen Diener, ihnen Tee zu bringen.
    An diesem lieblichen Sommertag hing die Luft voller Vogelgezwitscher und dem Summen von Bienen. In der Ferne hörte man Arbeitende im Heu.
    Nancy sagte: »Für Lewis freue ich mich natürlich – er ist so ein lieber Mann. Er hat mir gegenüber noch nie ein böses Wort gebraucht.« Sie kicherte. »Jedenfalls nicht in meiner Anwesenheit. Aber kannst du

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