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Dem Vaterland zuliebe

Dem Vaterland zuliebe

Titel: Dem Vaterland zuliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Sie sah nichts außer dem Gleißen der anrollenden und zurückrauschenden Seen und das Ruderboot. Es sah von hier oben so winzig aus. Die Riemen bewegten sich wie die Füße eines Wasserkäfers durch die Wellen.
    Sie zogen eine kleine Gestalt aus dem Wasser, hielten mit den Riemen das Boot im Gleichgewicht.
    Sie hörte sich sagen: »Ich gehe nach unten. Ich muß es tun!«
    Sie spürte, wie eine Hand sie stützte, sie beim Abstieg führte. Doch neben ihr war niemand. Laut sagte sie: »Du bist es, Richard!«
    Als sie den leergefegten Strand erreicht hatte, war ihr Kleidersaum zerrissen und ihre Hände bluteten aus vielen Kratzern.
    Einer der Küstenwächter trat zwischen sie und das Bündel auf dem Strand.
    »Nein, Mylady. Weiter dürfen Sie nicht.« Es war Tom, den sie oft oben auf den Klippen getroffen und sich mit ihm unterhalten hatte. Er senkte den Blick, als sie ihn anstarrte. »Sie hat kein Gesicht mehr. Die Felsen …«
    »Wenigstens einen Blick, bitte!«
    Jemand anders rief: »Ich habe sie ein bißchen abgedeckt, Tom!«
    Der Küstenwächter ließ sie vorbei und wie blind trat sie zu der Toten. Sie kniete auf dem harten, nassen Sand und hielt ihre ausgestreckte Hand. Sie war kalt und starr. Selbst der Ehering war auf den Felsen beschädigt worden.
    Sehr langsam hob sie die Tote hoch, so daß der verbundene Kopf der Toten auf ihrer Schulter lag. Dann öffnete sie das Kleid am Rücken und entdeckte die Narbe, die die Peitsche hinterlassen hatte, als man Zenoria auf dem Transport brutal bestraft hatte. Val hatte sie gerade noch retten können. Auf ihren langen gemeinsamen Spaziergängen hier an der Küste hatte Zenoria von der Narbe als dem Zeichen des Satans gesprochen.
    »Ist sie es?«
    »Ja. Ohne Zweifel!« Dann sagte sie: »Vielleicht hat sie gerufen. Vielleicht hätte ich sie hören können. Ich hab's für einen Vogelschrei gehalten.« Dann schüttelte sie den Kopf, lehnte den Gedanken ab. »Nein. Sie wollte uns verlassen. Wir, die wir ihr am nächsten standen, hätten ihr am besten helfen können. Der Schmerz wird erst jetzt beginnen.«
    »Was sollen wir tun, Mylady?« fragte Ferguson.
    »Wir tun, was Richard tun würde, wenn er hier wäre. Wir werden sie über das Wasser nach Zennor bringen, wo sie herkam. Vielleicht wird ihr Geist dort Frieden finden. Gott weiß, daß sie an anderen Orten nicht genügend fand.«
    Später dachte Ferguson oft an diese Worte zurück. Er wollte und konnte sie nicht vergessen.
    Sir Richard Bolitho schritt langsam über die steinerne Terrasse und fühlte die Hitze durch die Sohlen seiner Schuhe. Es war sehr heiß, und die Sonne schien genau über Monk's Hill zu stehen. Im großen Hafen von English Harbour wagten selbst kleine Boote kaum, sich zu bewegen. Die Häuser, die vor allem höhere Beamte und Werftleute bewohnten, standen weiß und hart vor dem üppigen Grün. In diesem Haus hatte er vor sieben Jahren Catherine wiedergefunden. Sieben Jahre – das schien fast unglaublich lange her. Was war doch inzwischen alles geschehen! Freunde waren gefallen, Schiffe waren gesunken oder zu Wracks zusammengeschossen worden in jedem Winkel der Erde und auf jedem Ozean.
    Er hatte die steinerne Balustrade erreicht und tippte sie mit den Fingern an. Wie ein überheißes Kanonenrohr. So muß es auch gewesen sein, als sie hier stand und die schmerzend langsame Ankunft der
Hyperion
beobachtet hatte. Der Name des alten Schiffs hatte ihr nichts gesagt. So war sie auf den Schock in keiner Weise vorbereitet gewesen, als ihr Mann beiläufig erwähnte, daß die
Hyperion
jetzt ein Flaggschiff sei.
Mein Flaggschiff.
    Er legte eine Hand über sein linkes Auge und musterte die Schiffe, die hier vor Anker lagen. Ein Teil seines Geschwaders hing in der atemlosen Hitze unordentlich an den Ankertrossen.
    Hinter der größeren
Indomitable
die drei Fregatten
Zest,
Virtue
und
Chivalrous.
Alle drei spiegelten sich ungebrochen im Wasser wider. Ihre Flaggen und Wimpel bewegten sich kaum. Die große Fregatte
Valkyrie
lag in Halifax mit zwei anderen Schiffen der sechsten Klasse. Kommandant war Peter Dawes. Sie und drei Briggs waren das Lee-Geschwader. Nur ein Schiff fehlte noch und würde sicherlich bald eintreffen. Adams
Anemone,
neu aufgerüstet und gänzlich neu bemannt, würde die kleine sehr bewegliche Einheit sinnvoll ergänzen. Adam würde die Männer, die im Kampf gegen Baratte gefallen waren, sicher vermissen. Doch das Einexerzieren der neuen Männer und die Erprobung des Schiffes nach den Reparaturen

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