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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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mache mich dann auf den Weg.«
    Als die Tür hinter Blackraven zuging, ließ Alcides sich in die Kissen fallen und fluchte. Er musste zugeben, dass sein Partner in all den Jahren, die sie nun schon miteinander verbrachten, nur einen einzigen Fehler gemacht hatte: sich mit seiner Frau einzulassen.
    Bela wartete im Salon auf Blackraven. Sie lächelte ihn an und strich über das Revers seiner Jacke. Sie versuchte ihn zu küssen, doch er wandte das Gesicht ab.
    »Wann bringst du mir meine älteste Tochter und meine Schwester zurück?«
    »Nach deiner Jüngsten fragst du nicht? Auch sie ist Gast in El Retiro.«
    »Mich interessieren nur Elisea und Leonilda.«
    Blackraven zuckte die Achseln.
    »Sie sind frei, El Retiro zu verlassen, wann immer sie wollen. Aber sie wissen auch, dass sie so lange bleiben können, wie sie möchten. Soweit ich mitbekommen habe, tut Elisea die saubere Landluft gut. Sie unterstützt ihre Genesung.«
    »Stören sie dich denn nicht bei deiner Liaison mit der Hauslehrerin?«
    Er schob sie beiseite und ging weiter. Bela begleitete ihn bis zur Haustür.
    »Ein wunderbares Collier hat Miss Melody da auf der Soirée getragen, obwohl ich es für so eine Dahergelaufene übertrieben wertvoll finde. Mir hast du nie so ein teures Geschenk gemacht.«
    »Das liegt daran, dass ich dich nie heiraten wollte. Guten Tag, Bela.« Und dann trat er auf die Straße hinaus.
    »Das werden wir noch sehen«, sagte sie leise.
    Sie hörte Cunegundas unverwechselbare Schritte und befahl ihr, ohne sich umzudrehen: »Sag Sabas, er soll ihm folgen. Ich will über all seine Schritte Bescheid wissen.«
    Blackraven ritt über die Calle Larga, die zu den Baracken an den Ufern des Riachuelo führte, wo sich seine neue Gerberei befand. Durch die Verzögerung bei den Arbeiten hatte er mehr Maurer eingestellt, sodass es dort vor Leuten wimmelte. Er besprach sich mit dem Polier und bestellte ihn für den kommenden Tag in das Haus in der San José. Er wollte möglichst schnell mit der Renovierung beginnen.
    Nach der Hochzeit und den ersten Kälteeinbrüchen des Winters würde er mit Isaura El Retiro verlassen und sich in der Stadt einrichten. Seit Tagen erwog er, ob es nicht am besten sei, das ganze Jahr am Río de la Plata zu bleiben. Damit würde er Melody und Jimmy ersparen, aus ihrer gewohnten Umgebung gerissen zu werden, und es kam seinen Geschäften und Interessen durchaus entgegen. Dazu kam noch die Sache mit Louis.
    Gegen zwei aß er bei Manuel Belgrano zu Mittag. Das Haus befand sich gegenüber vom Dominikanerkloster, denn die männlichen Mitglieder der Familie Belgrano gehörten dem Dritten Orden von Santo Domingo an. In ihren Testamenten verlangten sie, dass sie im Habit des Ordens beerdigt wurden.
    Genau wie in den anderen spanischen Kolonien war auch in Buenos Aires überall deutlich der Katholizismus zu spüren; mit seinen hohen Festen und Gedenkfeiern bestimmte er das Leben der Bewohner im Verlauf der Jahreszeiten. Die Frauen gingen
täglich zur Messe, immer um die Mittagszeit, denn die morgendliche Frühmesse war für die Unterschichten und die Sklaven bestimmt.
    Bei so viel Frömmigkeit hätte Buenos Aires eigentlich ein Beispiel an Moral und gutem Verhalten sein müssen, was sich dann aber so gar nicht mit den bissigen Kommentaren über Isaura vertrug, die doch nur den Bedürftigen helfen wollte.
    An diesem Mittag saßen bei Belgrano noch Rodríguez Peña mit am Tisch, der Verleger des Wochenblattes für Landwirtschaft, Industrie und Handel, Hipólito Vieytes, und der nicht wegzudenkende Juan José Castelli. Während des üppigen Mahles, bei dem Kaninchen, Kalbfleisch und eine Platte mit verschiedenen Flussfischen mit den passenden argentinischen Weinen gereicht wurden, war das Hauptthema die Soirée vom Vorabend. Erst am Ende sprach man von dem Aufruhr, den eine Gruppe von Franzosen mit jakobinischen Tendenzen, die gegen die spanische Krone konspirierte, verursacht hatte. Blackraven stellte sich unwissend und hörte nur zu.
    Später im Salon, bei Zigarren und Digestif, kamen sie zum Punkt. Die Gründung einer Miliz war die erste wichtige Aktion bei dem Plan, die Spanier vom Río de la Plata zu vertreiben.
    »Ein Heer zusammenzustellen ist eine riesengroße Aufgabe«, sagte Nicolás Rodríguez Peña ein wenig mutlos, weil er daran dachte, wie viele Pesos ihn die Finanzierung kosten würde.
    »Es wird zwar keine leichte Aufgabe«, meinte Blackraven, »doch ich glaube, die Umstände könnten nicht günstiger sein als

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