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Dem Winde versprochen

Dem Winde versprochen

Titel: Dem Winde versprochen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florencia Bonelli
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Schmerz hatte eine tiefe Narbe in seinem Herzen hinterlassen.
    »Warum hast du Louis erst so spät in dieses Haus geholt?«
    »Louis musste sich erst an seine neue Umgebung gewöhnen. Außerdem war der Moment unpassend. Als ich nach Buenos Aires kam, fand ich alles anders vor, als ich erwartet hatte. Isaura
und du hattet die Zügel in die Hand genommen und euch über meine Anweisungen hinweggesetzt. Außerdem musste ich erst Gewissheit haben, dass Buenos Aires ein sicherer Ort für deinen Bruder ist.«
    »Ist es das denn?«
    Blackraven verzog vielsagend das Gesicht, und Béatrice bekam es mit der Angst.
    »Ja, ich glaube schon«, log er, um sie zu beruhigen. »Hast du mit jemandem über Désoites wahre Identität gesprochen?« Béatrice schüttelte den Kopf. »Du musst vorsichtig sein, Marie, und weiterhin so tun, als ob Louis einfach ein Freund von mir sei.«
    »Ich verstehe«, flüsterte sie. Sie traute sich nicht, ihm zu gestehen, dass sie just an dem Nachmittag nach der Messe William Traver einweihen wollte, der ihr am Abend zuvor kein Gehör mehr geschenkt hatte.
    »Was für eine Zukunft erwartet meinen Bruder, Roger?«
    »Das hängt ganz von ihm ab. Wenn es sein größter Wunsch ist, den Thron von Frankreich wieder zu besteigen, werden ich, eine Gruppe französischer Monarchisten und englischer Politiker, die an einer Wiedereinsetzung deiner Familie interessiert sind, ihm dabei helfen. Es wird nicht einfach werden. Ich wage sogar zu sagen, es wird ein erbitterter Kampf, nicht nur gegen den jetzigen Kaiser, sondern auch mit deinem Onkel. Der Comte de Provence würde zu jeder List greifen, damit dein Bruder nicht wieder auf der Bildfläche erscheint. Du musst wissen, dass er Ambitionen hat, Louis XVIII . zu werden.«
    Béatrice bedeckte ihr Gesicht und fing an zu weinen.
    »Mein armer Bruder! Welche Grausamkeiten hat er erleiden müssen? Welche Qualen? Er war noch so klein und hat schon alle möglichen Misshandlungen erdulden müssen!«
    Blackraven tröstete sie: »Mit der Zeit wird er das alles vergessen. Du wirst ihm dabei helfen. Er bleibt jetzt erst mal bei uns in El Retiro, es scheint ihm hier zu gefallen. Meine Männer
werden wie bisher ein Auge auf ihn haben, damit ihm nichts geschieht.«
    »Glaubst du, dass ihm jemand nach dem Leben trachtet?«
    »Das schließe ich nicht aus, Marie. Wie ich dir schon sagte, es gibt viele Leute, die daran interessiert sind, dass dein Bruder nicht wieder auftaucht. Genau wie ich Leute angeheuert habe, um ihn zu finden und zu schützen, werden andere welche anheuern, um ihn zu töten.« Entsetzt fasste sich Béatrice mit der Hand an die Kehle. »Marie, beruhige dich. Ich bin ehrlich zu dir, weil ich glaube, dass du zu intelligent bist, um dich mit frommen Lügen selbst zu betrügen. Ich will nicht, dass du dir Sorgen wegen Louis’ Sicherheit machst. Wie ich dir schon sagte, meine Männer werden Tag und Nacht auf ihn aufpassen.«
    »Danke, mein Lieber«, sagte sie und küsste ihn auf die Wange.
    Blackraven beschloss, nach Buenos Aires aufzubrechen, ohne sich von Melody zu verabschieden. Wenn er jetzt zu ihr ginge, würde er sich wieder hinreißen lassen und seine Verpflichtungen in der Stadt vergessen. Vorher sprach er noch mit Somar.
    »Ich muss an einem der nächsten Tage Papá Justicia treffen, hier, im hinteren Hof, um die gewohnte Zeit.« Somar nickte. Dann fragte Blackraven noch nach den beiden Seeleuten, die Louis bewachten.
    »Sie wechseln sich bei der Wache ab.«
    »Ich will, dass du eine Nachricht in die Bucht Ensenada de Barragán schickst. Ich brauche ein paar Männer hier, so viele der Obermaat entbehren kann. Das Anwesen ist riesengroß, und wir müssen die Bewachung verdoppeln. Wo ist Isaura?«
    »Im Studierzimmer, mit den Jungen und Louis.«
    »Sag ihr, ich bin am Nachmittag wieder zurück.«
    Als er in Buenos Aires ankam, wurde er als Erstes bei seinem Partner Valdez e Inclán vorstellig. Er fand ihn im Bett liegend vor.
    »Der Arzt sagt, es handele sich um eine Verdauungsstörung, weil ich gestern in El Retiro so viel gegessen und getrunken habe.«
    Blackraven nickte und setzte ihn davon in Kenntnis, dass er sich die Baufortschritte bei der Gerberei ansehen wolle.
    »Wenn ich vor meiner Rückkehr nach El Retiro noch Zeit habe, komme ich noch bei dir vorbei und berichte dir. Ich möchte, dass du Diogo zu Warnes schickst, um den Kauf der Sklavenfamilie abzuschließen, von der ich dir gestern erzählt habe. Er soll sie in das Haus in der San José bringen. Ich

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