Dem Winde versprochen
der Alte hitzig. »Du darfst das Böse nicht erwähnen. Das bringt Unglück.« Dann schloss er die Augen und betete leise in einer unverständlichen Sprache.
Papá Justicia, Tomás und Pablo hatten sich von den revolutionären Ideen Europas anstecken lassen. Sie waren die Köpfe der Verschwörung und verstrickten sich sogleich in eine lange Diskussion
darüber, wie man am besten an Waffen kommt, wie man die Sklaven ausbildet und die Kampfgruppen organisiert. Servando hörte begeistert zu. Bald würde er seinen Rachegefühlen freien Lauf lassen können.
Kurz darauf verabschiedete er sich und machte sich schnellen Schrittes auf den Rückweg. Er nahm eine Abkürzung über das Grundstück von Altolaguirre. Er hörte ein Rascheln und versteckte sich hinter einer Hecke. Jemand ging barfuß mit einer Hose mit zerrissenen Knien an ihm vorbei. Er hatte ein ungutes Gefühl und verfolgte ihn. Der Gang mit dem vorgebeugten Kopf, den schlackernden Armen und den krummen Beinen ließ ihn erahnen, um wen es sich handelte. Bei dem Lager der fahrenden Händler erhellte das orangefarbene Licht des Feuers sein Gesicht. Er hatte richtig vermutet: es war Sabas, Cunegundas Sohn. Sein Herz schlug rasend schnell, als er voller Zorn sah, wie vertraut er Tomás, Pablo und sogar Papá Justicia begrüßte.
Kapitel 7
Als Melody das Klavierzimmer betrat, stellte sie fest, dass sie nicht allein war. Sie blieb an der Tür stehen und wartete, dass Blackraven sie bemerkte. Er war ganz in seine Lektüre versunken. Über die Zeitung gebeugt, saß er auf einem viel zu kleinen Hocker, ein Fuß ruhte auf dem Knie des anderen Beines. Nach der bedauerlichen Szene im Stall wollte sie nicht mit ihm allein sein. Sie fragte sich, wo die Kinder waren. Sie war davon ausgegangen, sie hier vorzufinden. Sansón hob den Kopf und knurrte.
»Ruhig, Sansón. Señorita Isaura, gehen Sie nicht. Treten Sie bitte ein.«
Er legte die Zeitung auf das Klavier und ging mit ausgestreckter Hand auf sie zu. Sie wollte ihn nicht berühren, denn dann würde er merken, wie kalt und feucht ihre Hand war. Aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als auch die Hand auszustrecken. Blackraven fasste sie bei den Fingerspitzen und führte sie zu einem Sessel. Er forderte sie auf, Platz zu nehmen.
»Möchten Sie etwas trinken? Siloé war wie immer so freundlich, einen köstlichen Kirschlikör und einen Rosolio zuzubereiten. Oder möchten Sie etwas anderes?«
»Ein wenig Kirschlikör wäre schön.«
»Eine gute Wahl. Ich werde mich Ihnen anschließen.« Er drehte sich um und schenkte ein.
Melody fiel auf, dass er im Gegensatz zu Alcides keine gepuderte Perücke trug, sondern das schwarze gewellte Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte. Sie betrachtete den Rücken
und die kräftigen Schultern, die sich unter dem weißen Baumwollhemd abzeichneten. Es war heiß, deshalb hing das Jackett über einem Stuhl. Seine Taille war schmal, und Melody wurde rot, als sie sich dabei ertappte, dass es ihr Freude machte, ihn anzusehen. Ihr war bis jetzt nicht aufgefallen, wie attraktiv er war.
»Wir hatten einen schlechten Start, nicht wahr?«, fragte Blackraven lächelnd und reichte ihr das Glas.
Melody gab ihm keine Antwort. Sie senkte den Blick und nippte am Likör. Blackraven stellte sich vor sie und sah sie entschlossen an. Sie wich seinem Blick weiter aus.
»Ich möchte Sie für mein schroffes Benehmen heute Nachmittag um Verzeihung bitten.«
»Obwohl ich es nicht entschuldigen kann, muss ich zugeben, dass Sie gute Gründe hatten, wütend auf mich zu sein«, erwiderte sie.
»Ich habe Siloé angewiesen, täglich den Kindern der Wäscherinnen ein Glas Milch zu geben, aber außerhalb meines Besitzes.«
Melody schaute auf. Er hielt ihrem Blick stand. Die Zeit schien plötzlich stillzustehen.
»Danke«, sagte sie kurz darauf.
Obwohl Blackraven an schöne Frauen in seinem Leben gewöhnt war, überraschte ihn die Schönheit dieses Mädchens dennoch. Sie machte ihn sprachlos. Als er sie ansah, bekam er eine Gänsehaut. Er stellte sich vor, die Spitzen dieser roten Locken würden seine Haut berühren, er spürte ihre sanften, vollen Lippen auf seinen Augenlidern, während ihre Finger über seinen Rücken fuhren.
»Sie haben hier viel geleistet. Ich habe mir heute meinen Besitz angesehen, und man sieht gleich, dass hier jemand Erfahrenes am Werk war. Sie sagten, Ihr Vater hat Ihnen das beigebracht, nicht?«
Melody nickte. Jimmy und Víctor kamen angerannt, und Blackraven hielt Sansón
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