Dem Winde versprochen
wurden ihm zur Ewigkeit, da half es auch nichts, dass er Mariano Moreno bei der Übersetzung des
Gesellschaftsvertrages
half.
Gegen acht verabschiedete Blackraven sich von Louis. Er konnte es nicht mehr erwarten, nach Hause zu kommen, denn dort wartete Isaura auf ihn. Sie hatten den Morgen und die frühen Nachmittagsstunden gemeinsam verbracht, und er hatte ihr Stoffe, Schuhe, Hüte, Handschuhe, Fächer und Parfüms gekauft. Das hatte er zwar schon für viele seiner Geliebten getan, doch diesmal kam ihm alles so anders vor. Es lag an Melodys Lächeln. Die Freude in ihren Augen wog die langen Stunden in den Geschäften mehr als auf.
»Die Läden hier sind schlecht sortiert«, sagte er zu ihr. »Wenn wir erst in Paris sind, dann plündern wir die berühmtesten Geschäfte in der Rue de Rivoli.«
»Paris?«, sagte Melody überrascht.
»Ja, Paris. Du wirst Paris lieben, Isaura, du wirst schon sehen.«
Mit diesen Gedanken im Kopf betrat Blackraven sein Anwesen in der Calle San José durch den Hintereingang, wo er auf Somar traf, der die Federn an der Kutsche nachzog. Er nahm ihm sein Pferd, Black Jack, ab.
»Wir können heute Abend nicht nach El Retiro zurück. Es ist Südostwind mit stürmischem Regen angekündigt. Es wäre zu riskant.«
»Ja, ich habe die schwarzen Wolken gesehen. Wir werden die Nacht hier verbringen, und wenn die Wege nicht völlig unter Wasser stehen, kehren wir morgen früh zurück. Louis wird uns begleiten. Wo ist Isaura?«
»Im Salon. Die Harfe, die du bestellt hast, ist gerade gekommen.«
Schon im Hof war die Musik zu hören. Unbemerkt von Melody und Trinaghanta schlich er in den Salon, blieb mit geschlossenen Augen in einiger Entfernung stehen und ließ sich von den Klängen verzaubern. Erst als sie aufgehört hatte zu spielen, sah Melody ihn und lief zu ihm hin.
»Roger, was für ein wundervolles Instrument! Das ist die schönste Harfe, die ich je gesehen habe!«
Blackraven drückte Melody an sich.
»Sie gehört dir. Ich habe sie für dich gekauft.«
»Danke. Du hast mir so viel geschenkt, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.«
»Küss mich einfach.«
Trinaghanta zog sich zurück.
»Ich habe dich so vermisst heute Nachmittag«, sagte er.
»Ich habe überhaupt nicht an dich gedacht«, scherzte sie. »Es ist Ihre Schuld, Exzellenz, weil Sie mir so schöne Dinge geschenkt haben, mit denen ich mich zerstreuen kann. Der Tag ist wie im Flug vergangen. Ich habe gerade erst gemerkt, dass es schon dunkel ist. Zeit, nach El Retiro zurückzufahren.«
»Wir fahren nicht zurück. Wir verbringen die Nacht hier.«
»Nein«, widersprach Melody und versuchte, sich ihm zu entziehen.
»Isaura, in Kürze wird ein Sturm über die Stadt hinwegfegen. Es ist zu gefährlich, sich da hinauszuwagen. Wir kehren morgen zurück, wenn er abgeflaut ist.«
»Jimmy hat noch nie eine Nacht ohne mich verbracht. Er wird Angst bekommen und nicht wissen, was er tun soll. Er wird denken, dass mir etwas zugestoßen ist. Er hat sich bestimmt schon gewundert, dass ich den ganzen Tag weg war.«
»Liebes, ich will nicht, dass du dir Sorgen machst. Jimmy ist in guten Händen. Béatrice und die Kinder können sich denken, dass wir wegen des Sturms nicht zurückkehren.«
»Ich werde so keine Ruhe finden, Roger. Wenn Jimmy mitten
in der Nacht einen Erstickungsanfall bekommt, kann ihn niemand hören. Ich möchte sofort zurückfahren!«
»Isaura«, sagte Blackraven und hielt sie am Arm fest. »Vertraust du mir?« Sie nickte, ohne ihn anzusehen. »Schau mich an, und sag mir, ob du mir vertraust.«
»Ja, ich vertraue dir.«
»Dann glaube mir, wenn ich dir sage, dass deinem Bruder nichts geschieht. Du wirst ihn morgen bei bester Gesundheit vorfinden. Béatrice ist eine vernünftige Frau, sie wird schon wissen, wie sie mit ihm umgehen muss.«
Melody umarmte Blackraven. Dann sah sie ihn an und lächelte.
Während des Abendessens redete Melody die ganze Zeit. Als sie erzählte, ihre Freunde hätten sie besucht, brauchte sie nicht erst zu erwähnen, dass es sich um eine Schar von Sklaven mit ihren Problemen handelte. Nach dem Dessert legte Blackraven eine kleine Schachtel und ein blaues Etui auf den Tisch. Melody sah beides an und fragte: »Sind die für mich?«
»Das ist der Preis für das gewonnene Rennen gestern.«
»Aber du hast mir doch schon versprochen zu verhindern, dass Señor Warnes diese Familie trennt.«
»Und ich habe mein Versprechen gehalten. Heute Nachmittag habe ich ihm ein schriftliches Angebot
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